Jari-Matti Latvala (Volkswagen) behält auf der zweiten Etappe der Rallye Deutschland die Oberhand und führt mit knappem Vorsprung vor Thierry Neuville (Ford)
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Im Laufe der zweiten Etappe entwickelte sich ein spannendes Duell zwischen Jari-Matti Latvala (Volkswagen) und Thierry Neuville (Ford) um die Führung bei der Rallye Deutschland. Am Nachmittag behielt Latvala die Oberhand und verteidigte einen Vorsprung von 7,3 Sekunden. Neuville fuhr am Limit, entschied am Freitag vier der sechs Prüfungen für sich, doch Latvala konnte er nicht einholen. Nach dem Ausfall von Sebastien Ogier holte der Finne für Volkswagen die Kohlen aus dem Feuer.
Citroen konnte schließlich nicht das Tempo von Latvala und Neuville halten. Dani Sordo beendete den Tag als Dritter, doch sein Rückstand wuchs auf 26,3 Sekunden. Der viertplatzierte Mikko Hirvonen liegt schon fast 50 Sekunden zurück. Bester Deutscher ist Nachwuchstalent Sepp Wiegand (Skoda Fabia S2000), der in der WRC2-Klasse Dritter ist. Die WRC2 wird von Ex-Formel-1-Pilot Robert Kubica (Citroen DS3 RRC) angeführt. Der Pole musste sich am Freitag Elfyn Evans im neuen Ford Fiesta R5 vom Leibe halten.
Für die Nachmittagsschleife nahmen alle Topstars fünf harte Michelin-Reifen mit. Los ging es wieder mit der 22,95 Kilometer langen "Mittelmosel"-Prüfung. Michal Kosciuszko befand sich am Nachmittag allerdings im Krankenhaus, denn der Pole hatte am Vormittag über starke Rückenschmerzen geklagt. An der Spitze spielte der Ford-Pilot bis dahin keine Rolle. Über die Mittagspause arbeiteten die Teams an der Abstimmung ihrer Boliden. In WP6 ging es schließlich sehr spannend zu.
Neuville setzte seine Serie fort und markierte die vierte Bestzeit des Tages. Der Belgier war um 0,4 Sekunden schneller als Latvala, der als Führender als Erster auf die Strecke musste. "Ich spürte die Vibrationen. Zu Beginn der Prüfung gab es eine starke Kompression. Es war ein härterer Aufprall als gedacht. Ansonsten lief es ganz gut", schildert der Volkswagen-Pilot. Hinten links war sein Polo zudem leicht beschädigt.
Das erklärte den Zeitverlust. Neuville verkürzte seinen Rückstand in der Gesamtwertung auf zwei Sekunden. "Es war okay, ich habe einen guten Rhythmus. Ich war etwas schneller als Jari. Es hat Spaß gemacht", lautet sein knapper Kommentar. Citroen befand sich weiterhin in der Verfolgerrolle. Sordo war schnell unterwegs und büßte nur eine halbe Sekunde auf Neuville ein. Damit war der Spanier nach WP6 mit einem Rückstand von 15,2 Sekunden Dritter. "Mit dem Auto bin ich jetzt zufrieden. Es ist jetzt etwas härter eingestellt", sagt er mit Optimismus.
Dagegen war sein Teamkollege Hirvonen weniger glücklich, denn er büßte weitere sechs Sekunden ein. "Ich bin etwas enttäuscht. Sie fahren mir etwas davon", sieht er seine Chancen schwinden. Auch Mads Östberg (Ford) schaffte keine große Leistungsexplosion und fuhr die fünftschnellste Zeit. Damit war der Norweger weiterhin Fünfter der Gesamtwertung. Nach vorne war die Lücke groß, aber auch von hinten drohte keine Gefahr. "Das Auto ist jetzt viel besser. Die Prüfung war okay, aber am Ende habe ich etwas Zeit verloren. Ich weiß nicht warum."
WP7: Latvala gewinnt die Oberhand
Direkt im Anschluss stand zum zweiten Mal die 22,79 Kilometer lange "Moselland"-Prüfung auf dem Programm. Zum ersten Mal an diesem Tag gewann Latvala die Oberhand und markierte die Bestzeit. Der Finne war um 2,6 Sekunden schneller als Neuville. "Ich pushe hart. Es gibt in dieser Prüfung viele Haarnadeln und die Straße ist schmutzig. Auf der einen Seite ist es sehr schön, aber auch sehr schwierig. Ich bin sehr gut durchgekommen und bin mit der Performance sehr zufrieden."
Damit vergrößerte Latvala seinen Vorsprung auf 4,6 Sekunden. Es wurde am Limit gefahren. "Ich habe das Maximum gegeben", sagt Neuville. "Gegen Ende der Prüfung trat Untersteuern auf. Es geht in die richtige Richtung, aber ich weiß nicht, ob ich noch eine halbe Sekunde finden hätte können. Die Reifen wurden am Ende heiß, wodurch das Untersteuern auftrat. Wir müssen noch etwas an der Abstimmung arbeiten." Zudem war hinten links die Felge gebrochen.
Auch Sordo konnte das Tempo mitgehen und büßte nur 4,2 Sekunden auf Latvala ein. "Die Anderen waren wahrscheinlich besser. Ich bin aber trotzdem mit meiner Fahrt zufrieden", kommentiert der Citroen-Werkspilot. "Es war eine gute Prüfung. Ich gebe mein Bestes, also bin ich zufrieden. Ich habe in allen Prüfungen etwas Übersteuern." Insgesamt wuchs sein Rückstand auf 19,4 Sekunden an.
Für Hirvonen war die Spitze nach WP7 mittlerweile komplett außer Reichweite, denn er büßte weitere acht Sekunden ein. "Sie fahren wirklich schnell", muss er zur Kenntnis nehmen. "Ich habe einen guten Rhythmus und probiere es, will aber nicht schneller fahren, weil dann sicher ein Fehler passieren kann." Somit rangierte der Vizeweltmeister weiterhin auf dem vierten Platz.
Auch Östberg setzte die Suche nach dem Selbstvertrauen fort. "Ich habe das Auto etwas verändert, damit ich mehr Vertrauen habe. Das ist aber nicht der Fall. Ich probiere verschiedene Dinge aus und versuche meinen Rhythmus zu finden. Wenn man ihn nicht hat, verliert man viel Zeit. Ich versuche es mehr und mehr zu genießen, dann werden auch die Zeiten besser."
WP8: Citroen verliert den Anschluss
Im Spitzenfeld gab es somit keine Veränderungen. Die zweite Etappe wurde mit der 19,94 Kilometer langen "Grafschaft"-Prüfung abgeschlossen. Latvala gewann am Nachmittag schließlich die Oberhand und stellte seine zweite Bestzeit auf. Der Volkswagen-Werksfahrer war um 2,7 Sekunden schneller als Neuville und vergrößerte damit seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf 7,3 Sekunden. "Die letzten beiden Prüfungen habe ich beim Fahren sehr genossen. Wir haben das Auto im Service verändert und ich liebe es zu fahren", sagt der Führende erfreut.
Die Spitzenfahrer gaben alles. Auch Neuville quetschte den Fiesta bis an die Grenzen aus. Es reichte aber nicht. "In den letzten beiden Prüfungen bin ich am Limit gefahren und habe wie die Hölle gepusht. Mir sind keine Fehler passiert. Es ging nicht mehr. Es machte Spaß, aber als ich die Zwischenzeiten sah, war ich etwas frustriert", merkt der Belgier an. "Das Auto läuft perfekt."
Dieses Duo hat die Verfolger mittlerweile abgeschüttelt. Sordo liegt als Dritter nach acht Prüfungen bereits 26,3 Sekunden zurück. "In einer Haarnadel habe ich zu spät gebremst und fuhr geradeaus. Latvala ist sehr schnell. Ich versuche ihn einzuholen, aber wenn ihm nichts zustößt, dann wird es sehr, sehr schwierig." Derzeit sieht es danach aus, dass die Citroen-Erfolgsserie auf Asphalt reißen wird.
Auch Hirvonen konnte das Tempo des Topduos nie gehen. "Sie sind ziemlich weit vor mir. Ich versuche weiterzufahren. Mit meiner Pace bin ich recht zufrieden." Die Stoppuhr warf am Ende der zweiten Etappe einen Rückstand von Bereits 47,6 Sekunden aus. Dahinter fährt Östberg als Fünfter und sucht weiterhin das Selbstvertrauen. "Ich kann im Moment nicht den Speed der anderen Jungs fahren. Ich muss mich Schritt für Schritt steigern, weil ich weiß, dass ich mehr Potenzial habe."
Kubica führt in der WRC2
Dahinter folgten Martin Prokop und Nasser Al-Attiyah (Ford) auf den Plätzen sechs und sieben. Auf Position acht der Gesamtwertung ist bereits Kubica zu finden, der mit seinem Citroen DS3 RRC die WRC2-Wertung anführt. "Es war ein schwieriger Tag. In der ersten Prüfung der Nachmittagsschleife hat sich in einer Kompression der Kofferraumdeckel geöffnet. So ist eben die Rallye", nimmt es der Pole hin. Sein Vorsprung auf Evans beträgt 12,4 Sekunden.
Auch in der zweiten Klasse verlief das Duell um die Führung spannend. "Es war okay", meint Evans über seine Jagd. Am heutigen langen Tag setzte er die Anpassung an den neuen R5-Fiesta fort. "Ich habe viel gelernt. Ich hoffe, wir können darauf morgen aufbauen. Das Duell mit Robert ist unterhaltsam." In der WRC2 mischt auch Wiegand bei der Vergabe der Podestplätze mit.
Da am Vormittag sein Sprechfunk nicht richtig funktionierte, ging viel Zeit verloren. Wiegand übernachtet als Dritter der WRC2-Wertung und ist der beste Deutsche. Der Rückstand auf Kubica ist bereits auf knapp zwei Minuten angewachsen. Von hinten stürmt Hayden Paddon (Skoda) heran, denn der Neuseeländer liegt nur noch drei Sekunden hinter Wiegand. "Ich gebe mein Bestes und fühle mich nun besser. Prinzipiell bin ich zufrieden, weil ich einen besseren Rhythmus gefahren bin."
"Ich muss wahrscheinlich noch an mir etwas arbeiten", bewertet Wiegand seinen Tag. In der WRC3-Wertung führt weiterhin Sebastien Chardonnet, obwohl er in WP7 in einen Unfall mit einem Hund verwickelt war. Am Samstag stehen die nächsten sechs Prüfungen auf dem Programm. Darunter befindet sich auch die Königsprüfung, die berüchtigte "Arena Panzerplatte". Zudem ist für den Samstag Regen vorhergesagt.