Hochspannung in den finnischen Wälder: Sebastien Ogier und Mads Östberg kämpfen um die Führung der Rallye Finnland - Mikko Hirvonen in Schlagdistanz
© Foto: xpbimages.com
Schnelle Straßen, weite Sprünge und ein extrem spannender Kampf um die Spitze. Der Rallye Finnland ließ am Vormittag des zweiten Tages keine Wünsche offen. In der Gesamtwertung entwickelte sich bei trockeneren Bedienungen als am Donnerstag ein packender Zweikampf zwischen Sebastien Ogier (Volkswagen) und Mads Östberg (Ford), bei dem die Führung mehrmals wechselte. Nach vier der heutigen neun Wertungsprüfungen (WP) hat der Norweger mit einem denkbar knappen Vorsprung von 0,8 Sekunden auf Ogier die Nase vorne.
"Ich komme dem Punkt, an dem ich sein möchte, immer näher und fahre ein komfortables Tempo", sagt Östberg bei 'WRC live'. "Ich hatte keine Zwischenzeiten und war nicht abgelenkt werde. Es scheint, dass ich das Richtig mache", so der Norweger. Ogier hingegen musste zugeben, dass ihn der Gedanke an die Meisterschaft ein wenig einbremst: "Ich hatte Schwierigkeiten zu pushen, ich denke zu sehr an die Meisterschaft."
Aber auch Lokalmatador Mikko Hirvonen (Citroen) kämpfte sich nach den Problemen auf WP5 heute zurück und liegt als Dritter mit einemRückstand von 7,5 Sekunden auf Östberg noch in Schlagdistanz. Thierry Neuville (Ford), der die Rallye nach dem ersten Tag angeführt hatte, konnte heute Vormittag das Tempo der Schnellsten nicht ganz mitgehen, hat mit einem Rückstand von 11,4 Sekunden Rückstand auf Östberg noch alle Chancen. Kris Meeke (Citroen) auf Rang fünf liegt hingegen schon 57,1 Sekunden zurück.
WP7: Östberg übernimmt die Spitze
Nachdem am Donnerstag nur verhältnismäßig kurze WP auf dem Programm standen, erwartete die Fahrer zum Auftakt des zweiten Tages die 21,9 Kilometer lange "Jukojärvi". Diese Prüfung gehört zwar schon seit vielen Jahren zum Programm der Rallye Finnland, wurde aber in diesem Jahr zum ersten Mal in umgekehrter Richtung befahren. Hirvonen eröffnete den Freitag mit einer Bestzeit, war aber nur 0,4 Sekunden schneller als Östberg. Der bisher in der Gesamtwertung führende Neuville ließ es etwas zu ruhig angehen und verlor 11,2 Sekunden auf die Spitze. Dadurch verlor er die Gesamtführung an Östberg.
Ford-Pilot Per-Gunnar "P-G" Andersson, der gestern schon durch einige Fahrfehler viel Zeit verloren hatte, wurde nun auch von technischen Problemen geplagt. "Als ich am Start die Kupplung kommen ließ, ist das Differenzial gebrochen. Daher haben wir jetzt nur noch Vorderradantrieb", berichtet der Schwede. "Wir machen weiter. Wir fahren die Prüfungen, arbeiten an unserem Aufschrieb und werden versuchen, es beim Service zu reparieren."
WP8: Nowikow kracht in Holzstapel
Die achte WP "Palsankylä" über 13,92 Kilometer brachte dann einen der Spitzenfahrer in Probleme. Jewgeni Nowikow (Ford) kam nach einer Kuppe links von der Straße ab und krachte in einen Holzstapel. "Ich weiß gar nicht, was passiert ist", staunte der Russe. Nowikow konnte seine Fahrt trotz starker Beschädigungen der Fahrzeugfront jedoch fortsetzen. "Ich denke, das Auto ist in Ordnung. Nur die Windschutzscheibe ist kaputt, wodurch ich kaum etwas sehen kann", so Nowikow, der fast zweieinhalb Minuten verlor.
Keine Schwierigkeiten hatte hingegen Ogier, der mit der Bestzeit auf WP8 Östberg von der Spitze verdrängt. Der Franzose war dabei auf die Zehntelsekunde genau so schnell wie sein Volkswagen-Teamkollege Jari-Matti Latvala, der nach seinem Ausfall vom Donnerstag heute unter Rally2-Regel am Start ist. Drittschnellster war Östberg, sein Rückstand auf Ogier betrug in der Gesamtwertung zu diesem Zeitpunkt nur 0,2 Sekunden.
WP9: Hänninen scheidet nach Abflug aus
Auf WP9, der 13,74 Kilometer langen "Mökkiperä" erwischte es dann den nächsten WRC-Piloten. Juho Hänninen, der bei seinem WRC-Comeback bisher mit schnellen Zeiten auf sich aufmerksam gemacht hatte, kam mit seinem Ford von der Strecke ab. "Wir sind in einer Linkskurve ein wenig von der Straße abgekommen und haben einen Stein getroffen. Ich dachte zunächst, es wäre ein Reifenschaden, aber die Antriebswelle und der Aufhängungsarm ist gebrochen. Unmöglich das zu reparieren", so Hänninen, der daher aufgeben musste.
Mit der Bestzeit auf WP9 eroberte Östberg die Spitze zurück, nachdem Ogier 2,6 Sekunden langsamer als der Norweger war. Der Franzose hat allerdings schon längst mehr die Meisterschaft als den Sieg in Finnland im Kopf: "Ich bin nicht in der Position, in der ich etwas riskieren kann. Die Prüfung war nicht allzu gut", so der Volkswagen-Pilot. Mit der fünftschnellsten Zeit auf WP9 ließ Jarko Nikara das Potenzial des Mini aufblitzen.
WP10: Duell Ogier-Östberg geht weiter
Als letzte WP des Freitagvormittag stand "Lankamaa", die mit 23,66 Kilometer längste WP des Tages auf dem Programm. Hier ging der Schlagabtausch zwischen Ogier und Östberg in die nächste Runde, dieses Mal war der Franzose um 1,6 Sekunden schneller als der Norweger, der allerdings in der Gesamtwertung knapp die Führung behielt. Neuville kam kurz vor der Mittagspause wieder besser in Schwung und war Drittschnellster.
"Das Auto fühlt sich jetzt gut an. Jetzt wo es trockener ist, gewinne ich mein Vertrauen zurück. Der Nachmittag wird bestimmt interessant", so Neuville. Hirvonen als Viertschnellster haderte hingegen mit seinem Aufschrieb. "Ich hätte besser sein sollen und bin nicht glücklich mit der Zeit, in dieser Richtung ist es anders. Ich muss meinen Aufschrieb ändern. Ich kenne diese Prüfung so gut", ärgert sich der Finne.
In der WRC2 führt weiterhin Jari Ketomaa im neuen Ford Fiesta R5 vor Robert Kubica (Citroen) und Haydon Paddon (Skoda). Am Freitagnachmittag werden die vier WP des Vormittags noch einmal durchfahren, bevor zum Abschluss des Tages erneut die Super Special "Killeri" auf dem Programm steht.
Gesamtwertung nach WP10 (Top 10):
01. Mads Östberg (Ford) - 1:01:39,8 Stunden
02. Sebastien Ogier (Volkswagen) + 0,8 Sekunden
03. Mikko Hirvonen (Citroen) + 7,5
04. Thierry Neuville (Ford) + 11,4
05. Kris Meeke (Citroen) + 57,1
06. Andreas Mikkelsen (Volkswagen) + 1:03,0 Minuten
07. Jarko Nikara (Mini) + 1:27,4
08. Dani Sordo (Citroen) + 1:45,8
09. Jari Ketomaa (Ford) + 3:23,6 (WRC2)
10. Robert Kubica (Citroen) + 4:28,1 (WRC)