Nach Diskussionen im Vorfeld sind die Fahrer der Tourenwagen-Weltmeisterschaft nach der Premiere der Joker-Runde von dem neuen Element begeistert
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Die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) und ihr aktueller Serienchef Francois Ribeiro waren in den vergangenen Jahren sehr innovativ und scheuten sich auch nicht davor zurück, sich guter Ideen anderer zu bedienen. Nachdem man sich 2016 das Team-Zeitfahrern MAC3 beim Radsport abgeschaut hatte, feierte am vergangenen Wochenende in Vila Real mit der Joker-Runde ein neues Element seine Premiere in der WTCC, das im Rallycross schon lange Gang und Gäbe ist.
Und wie bei MAC3 erhielt auch die Joker-Runde nach anfänglicher Skepsis im Fahrerlager nach ihrer Premiere ungeteilten Beifall. "Vor der Einführung einer Neuerung gibt es meistens Bedenken, aber das hat wirklich gut funktioniert", sagt Volvo-Pilot Thed Björk. "Die Rennen werden dadurch taktischer, man muss etwas mehr nachdenken."
Auch Lokalmatador Tiago Monteiro meint: "Das war es ein Erfolg. Glückwunsch den Organisatoren, Eurosport Events und Francois Ribeiro, aber auch den Leuten in Vila Real, die das in so kurzer Zeit hinbekommen haben. Sie haben bis spät in die Nacht daran gearbeitet und es letztlich recht gut hinbekommen."
Diskussionen im Vorfeld, Begeisterung im Anschluss
Das Prinzip der Joker-Runde ist einfach: Einmal pro Rennen muss jeder Fahrer eine alternative Streckenführung fahren, die um einige Sekunden langsamer ist als der reguläre Streckenverlauf. Auf dem Stadtkurs in Vila Real nutzte man dazu einen Kreisverkehr, nachdem bei der ursprünglich angedachten Premiere in Marrakesch keine zufriedenstellende Lösung finden konnte.
Daran haperte es zunächst auch in Vila Real. Eingang und Ausgang der Joker-Runde waren mit einer blauen Linie markiert, die von keiner Seite überfahren werden durfte und so die beiden Streckenverläufe klar voneinander abgrenzte. Doch diese war am Ausgang nach Ansicht der Fahrer zu kurz, woraufhin sie über Nacht bis zum Renntag um 15 Meter verlängert wurde. Mit dieser Lösung wurde es am Ausgang zwar teilweise immer noch eng, ein Sicherheitsrisiko stellte die Joker-Runde aber nicht da.
Sondern vielmehr ein taktisches Element, welches für zusätzliche Spannung sorgte. "Das Timing der Joker-Runde war nicht einfach", sagt Norbert Michelisz, der im Hauptrennen nach dem Start in Führung lag. "Zuerst hat mir mein Ingenieur gesagt, dass ich früh in die Joker-Runde fahren soll. Damit war ich nicht einverstanden, aber dann haben wir eine gute Lösung gefunden und ich blieb in Führung", so der Ungar.
Wie ist das richtige Timing?
Monteiro ist davon überzeugt, dass ihm die Neuerung im Eröffnungsrennen dabei geholfen hat, von Startplatz sieben aus aufs Podium zu fahren. "Das wäre ohne die Joker-Runde nich möglich gewesen", sagt er. Im Eröffnungsrennen hatte sich gezeigt, wie die Joker-Runde in den Rennverlauf eingreifen kann.
Ryo Michigami und Nestor Girolami fuhren als letzte Fahrer der Spitzengruppe in die Joker-Runde. Zu diesem Zeitpunkt hatten ihre Verfolger, die bereits "gejokert" hatten, aber schon zu ihnen aufgeschlossen, wodurch beide um mehrere Positionen zurückfielen.
"Im Eröffnungsrennen hat es sich für mich ausgezahlt. Im Hauptrennen habe ich nichts gewonnen, aber auch nichts verloren", lautet Monteiros Fazit. "Es hat es aber trotzdem etwas interessanter gemacht und ist für die Zukunft interessant." Allerdings wird es voraussichtlich ziemlich lange dauern, bis die Joker-Runde noch einmal zur Anwendung kommt. Denn außer dem Stadtkurs von Vila Real bietet derzeit keine andere WTCC-Strecke die Voraussetzung dafür.