Einen Monat vor dem 24-Stunden-Event standen viele Fahrer Rede und Antwort: Während Timo Bernhard den Rekordsieg will, möchte Bernd Schneider ankommen
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Es hat Tradition: Rund einen Monat vor dem 24-Stunden-Rennen gibt es ein erstes Warm-up für die Veranstaltung bei der Pressekonferenz. Diesmal standen Fahrer und Organisatoren in der besonderen Kulisse der historischen Gebäude des historischen Kölner Verkehrsflugplatzes am Butzweilerhof Rede und Antwort. Wichtigste Erkenntnis: Die Piloten brennen nur darauf, endlich den Fight mit der Nordschleife und den Konkurrenten aufzunehmen. Ein Bonbon für Fans hielten die Organisatoren des ADAC Nordrhein dagegen bereit: Der traditionsreiche Adenauer-Racing-Day wird in diesem Jahr wiederbelebt.
Peter Geishecker (Organisationsleiter): "Wir werden das Wochenende mit dem Adenauer-Racing-Day am Donnerstagabend einläuten. Seitens der Stadt Adenau kam die Anregung, dieses schöne Event wieder aufleben zu lassen, und wir sind dem trotz aller organisatorischen Hürden gerne gefolgt. Ich bin überzeugt, dass wir viele Zuschauer dort haben werden. Es liegt uns am Herzen, die Region einzubinden. Wir sind nicht nur für den Nürburgring da, sondern wollen, dass die Gemeinden im Umfeld profitieren."
Walter Hornung (Rennleiter): "Das Top-40-Qualifying wurde eingeführt, um den Top-Teams eine größere Chancengleichheit beim Kampf um die Startpositionen zu geben. 2012 kam dieser Modus bei Teams und Fans gut an, und deshalb haben wir es auch in diesem Jahr beibehalten. Die Piloten werden ihre Top-40-Startposition selbst ermitteln: Nach dem zweiten Qualifying am Samstag, wenn die 40 Fahrzeuge feststehen, wird die Startreihenfolge von ihnen um 15:00 Uhr im Fahrerlager öffentlich ausgelost."
Peter Kohl (Sport1): "Wir berichten am 24-Stunden-Wochenende 18 Stunden vom Ring, alleine am Montag sind wir neun Stunden live auf Sendung. Aktuell haben wir 20 verschiedene Serien auf zwei und vier Rädern, aber die 24 Stunden sind für uns einfach eine Granaten-Veranstaltung, die einen riesigen Stellenwert hat. Das Top-40-Qualifying werden wir live übertragen. Nach den Erfahrungen von vergangenem Jahr freuen wir uns auf dieses Highlight, das den Qualifikationstag enorm aufwertet. Denn die Fans erleben Action Schlag auf Schlag, wenn die 40 schnellsten Fahrzeuge des Wochenendes im Abstand von wenigen Sekunden vorbeikommen."
Markus Winkelhock (Phoenix): "Wir treten zur Titelverteidigung an. Unsere Fahrerbesetzung ist stark und das Einsatzteam das gleiche wie 2012. Unser gemeinsames Ziel ist, dass uns die Startnummer 1 auch im kommenden Jahr erhalten bleibt. Aber dazu gehört natürlich nicht nur schnell zu sein, sondern schlichtweg auch Glück. Über 24 Stunden durch den Verkehr zu kommen ohne Probleme zu bekommen - da spielen viele Faktoren eine Rolle."
"Klar ist: Wir wollen oben auf dem Podium stehen. Da ist der Instinkt vermutlich bei allen Rennfahrern gleich: Man hat das eine Rennen beendet und womöglich gewonnen - und will beim nächsten gleich wieder gewinnen. Ehrgeiz liegt bei uns in den Genen. Wenn man diesen Drang nicht mehr hat, muss man aufhören zu fahren und soll lieber Angeln gehen oder Dart spielen."
Jörg Müller (Schubert): "Es wird ein brutal hartes Rennen. Wir hatten im vergangenen Jahr mit beiden Autos Pech mit den Antriebswellen. Das haben wir aussortiert. Unsere Z4 sollten also diesmal durchlaufen. Aber die Konkurrenz schläft nicht - ebenso wenig wie wir. Wie die wahren Kräfteverhältnisse sind, das wird sich wohl erst im Top-40-Qualifying zeigen. Wir haben zwar den ersten VLN-Lauf gewonnen, aber da waren meiner Meinung nach nicht so viel Top-Autos am Start wie beim 24-Stunden-Rennen."
"Wir waren sensationell aufgestellt und waren schon mit den Fahrer-Kombinationen im Einsatz, die auch das 24-Stunden-Rennen bestreiten werden. Deshalb wollten wir auch bei der VLN gewinnen - und das haben wir getan. Ich freue mich, dass sich zwei DTM-Fahrer mit uns die Autos teilen werden. Beide haben sich schon beim ersten VLN-Rennen gut geschlagen."
Timo Bernhard (Manthey): "Jedes 24-Stunden-Rennen hat seinen eigenen Charakter. Aber wenn man sich die Starterliste des Rennens auf dem Nürburgring anschaut, dann sagt das viel über den Stellenwert dieses Rennens bei den Piloten aus. Das Rennen rund um die Nordschleife ist einmalig - Leidenschaft pur. Schon die Strecke ist einmalig und einfach genial. Wir treten 2013 an um zu gewinnen. Es wäre für Manthey und mich der jeweils sechste Gesamtsieg - damit wären wir wieder alleinige Rekordhalter."
"Aber es gibt diesmal auch mindestens 15 Top-Favoriten auf den Sieg. Bei dieser enormen Leistungsdichte kann wohl niemand vorhersagen, wie es ausgehen wird. Manthey schickt deshalb zwei Speerspitzen ins Rennen, die technisch dicht zusammen liegen: Der 911 GT3 R ist ein typisches GT3-Auto, der 911 GT3 RSR ist ein GTE-Fahrzeug, wie es zum Beispiel auch bei den 24 Stunden von Le Mans eingesetzt wird. Beide 911er sind stark besetzt - da lässt sich gar nicht sagen, welcher der Favorit ist."
Bernd Schneider (Black Falcon): "Alle anderen Favoriten bei den diesjährigen 24 Stunden haben hier schon Rennsiege eingefahren, mein erstes Ziel ist aber anzukommen. Schließlich konnte ich noch kein 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife zu Ende fahren. Zuletzt im vergangenen Jahr: Eine halbe Stunde vor Ende hätten wir Zweiter werden können, dann hatten wir in der letzten Rennstunde erst einen Reifenschaden und fielen schließlich eine Viertelstunde vor dem Ziel aus."
"Das war extrem bitter - auch wenn das Team durch den dritten Platz des Schwesterautos getröstet wurde. Aber mein Traum ist nicht in Erfüllung gegangen: endlich mal ins Ziel zu kommen. Ich hoffe, dass es diesmal klappt, denn wir sind wieder sehr gut aufgestellt. Wenn wir durchkommen, dann hat unser Paket das Potenzial, dass wir aufs Podium fahren. An mangelnder Vorbereitung wird es jedenfalls nicht scheitern, denn in diesem Jahr habe ich bei den 24 Stunden von Dubai und den 12 Stunden von Bathurst gewonnen."
"Aber man darf die Aufgabe nicht unterschätzen und muss sich bewusst sein: Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring ist das schwierigste 24-Stunden-Rennen der Welt. Man muss dort aufeinander Rücksicht nehmen: sowohl als Fahrer in einem schnelleren Fahrzeug gegenüber den langsameren Autos - als auch umgekehrt. Wenn man also mal beim Überholen aufgehalten wird, muss man sich einfach bewusst machen, dass auch die direkten Konkurrenten in ähnlichen Situationen mal fünf Sekunden verlieren."
Johannes Stuck (Phoenix): "Wir hatten im vergangenen Jahr nicht sehr viel Glück. Schon nach vier Runden hatten wir einen Reifenschaden in Breidscheid, der uns enorm viel Zeit gekostet hat - und da war das Rennen eigentlich gelaufen. Also haben wir für dieses Jahr neu geplant und sind zum Team Phoenix gewechselt. Viele Kilometer konnte ich beim ersten VLN-Lauf der Saison bislang noch nicht sammeln, aber auf der Nordschleife war ich ja zum Glück schon oft genug unterwegs. Das 24-Stunden-Rennen ist eine Teamleistung. Man kann da nicht mit Teamkollegen in einen Wettkampf treten, sondern muss gemeinsam fahren, durch die Nacht kommen und dann am Morgen sehen, wo man steht. Dann kann man die Entscheidung fällen, welcher Erfolg in Reichweite liegt."