Manthey Racing ist zurück mit Werksunterstützung an der Nordschleife - Die 911 GT3 R konnten noch kein Rennen gewinnen, doch eine BoP-Änderung könnte helfen
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Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass Porsche eines Tages eher den Rang eines Geheimtipps beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring einnehmen würde. Doch anno 2016 wird man das Gefühl nicht los, dass die Manthey-Geschosse bislang zwar immer dabei waren, aber das letzte Bisschen fehlte. Oder hat Weissach einfach nur gut gepokert? Die Vorbereitung jedenfalls wurde durch die BoP-Querelen getrübt, die sich um das Kundenteam Frikadelli abgespielt hatten.
Bei Porsche glaubt man nicht, dass bislang Sandbagging betrieben wurde. "Wenn man sich die Rundenzeiten ansieht und den Vergleich zum Vorjahr zieht, kann man schon sagen, dass die Zeiten sehr realistisch sind", sagt Jörg Bergmeister im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Das gilt seines Erachtens für alle Hersteller. Porsche hat als einzige der vier favorisierten deutschen Marken in dieser Saison noch kein Rennen auf der Nordschleife gewonnen. Trotzdem wäre es natürlich falsch, die 911er abzuschreiben.
"Es ist kein Problem, nicht als absoluter Favorit ins Rennen zu gehen. Aber gewinnen wollen wir grundsätzlich schon", kündigt Bergmeister an. Porsche hat zur Saison 2016 endlich den GT3-Sportwagen auf 991er-Basis nach ausgiebigen Testfahrten an den Start gebracht und fasst im Kundensport-Bereich wieder Fuß. Das hat man schon in der IMSA SportsCar Championship in der GTD-Klasse unter Beweis gestellt. "Das neue Fahrzeug ist leichter zu handhaben und hat in den schnellen Kurven mehr Abtrieb", urteilt Richard Lietz über die zweite Auflage des 911 GT3 R.
Kunden-Porsche in fähiger Hand
Und es gab noch einmal einen Schub, im wahrsten Sinne des Wortes: Nach der jüngsten Anpassung der Balance of Performance darf Porsche einen größeren Restriktor verwenden (34,5 statt 33,5 Millimeter). "Von daher bin ich ganz optimistisch", sagt Bergmeister, der mittlerweile seine 15. Saison als Porsche-Werksfahrer bestreitet.
Manthey Racing ist das Einsatzteam, das es für Porsche richten soll. Wie schon in der Vergangenheit genießt die Mannschaft Unterstützung aus Stuttgart. Lediglich auf eine große Persönlichkeit müssen die Porsche-Fans verzichten: Olaf Manthey nimmt keine operative Rolle mehr im Team ein. Die Zeitenwende bei Manthey Racing wird auch optisch deutlich: Der gelb-grüne "Dicke" ist nicht zurückgekehrt, sondern die Boliden laufen in unschuldigem weiß auf - mit deutlichen farblichen Markierungen zur Unterscheidung der #911 und #912 - hier aber passenderweise in gelb und grün.
Porsche führt bei der Mission Gesamtsieg die Elite seiner GT-Fahrer ins Feld: Nick Tandy, Kevin Estre, Earl Bamber und Patrick Pilet sind die Fahrer für die Nummer 911; Lietz, Bergmeister, Michael Christensen und Fred Makowiecki fahren in der Startnummer 912. Verstärkt werden die beiden werksunterstützten Wagen von den bewährten Kundenteams Frikadelli und Falken. Auch hier wird nicht mit Profis gespart: Patrick Huisman und Norbert Siedler verstärken Klaus Abbelen und Sabine Schmitz in der Frikadelle, während Peter Dumbreck, Wolf Henzler, Martin Ragginger und Alexandre Imperatori ein schlagkräftiges Paket bei Falken bilden.
Zahlenmäßig ist Porsche der deutschen Werks-Konkurrenz leicht unterlegen, doch die Erfahrung der Einsatzteams macht einiges davon wieder wett. Ob der neue Bolide die Höllentour übersteht, wird sich hingegen noch zeigen müssen. Zwar hat Porsche reichlich Testkilometer auf der Nordschleife abgespult, doch das Rennen selbst lässt sich nicht simulieren. Und die Zeiten, als man noch wie 2008 nach einem Defekt in der ersten Runde das Rennen gewinnen konnte, sind vorbei.