Während Black Falcon das "geniale Überholmanöver" von Maro Engel in der Schlussrunde feiert, herrscht bei HTP eine Mischung aus Frust und Verständnis
© Foto: Ottmar Arenz
Die 44. Auflage des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring geht in die Geschichte ein - und sorgte vor allem wegen der spannenden Schlussrunde für reichlich Gesprächsstoff. Erst im letzten Umlauf wurde das Rennen entschieden. Durch ein entschlossenes bis hartes Überholmanöver schob sich Maro Engel im Black-Falcon-Mercedes #4 am bis dahin führenden HTP-Mercedes #29 vorbei, der von Christian Hohenadel pilotiert wurde.
"Ich bin besser aus der Dunlop-Kehre herausgekommen, kam auch besser durch das Schumacher-S und war dicht hinten dran", beschreibt Engel die Entstehung der Situation. "Ich denke das war dem Christian auch bewusst. Er hatte die Möglichkeit, die Innenbahn dicht zu machen, hat das aber nicht gemacht und ist nach rechts gefahren", so Engel.
Der amtierende GT3-Weltmeister fackelte nicht lange und nutzte im Kampf um den Gesamtsieg die Chance zum Angriff. "Mir war klar: Wenn ich einen Move mache, muss es ein klarer Move sein. Das heißt, ich muss das Auto komplett daneben bremsen. Das habe ich gemacht und die Kurve dann geschafft", so Engel. "Als ich neben ihm war, hat Christian eingelenkt und mich am Hinterteil des Kotflügels berührt."
HTP legt Protest ein
Und eben diese Berührung, durch die Hohenadel durch die Auslaufzone fahren musste, sorgte für Diskussionen. "Maro hat ein wahres Harakiri-Manöver gemacht, aber es hat funktioniert", sagt Renger van der Zande, ein weiterer Pilot des HTP-Mercedes. "Normalerweise macht man das nicht unter Teamkollegen, aber es hat ihnen den Sieg gebracht." Für Bernd Schneider aus der siegreichen Black-Falcon-Mannschaft war das Überholmanöver hingegen "genial, und das ist das, was die Zuschauer sehen wollen."
Die Verärgerung in der HTP-Mannschaft wirkte jedoch nach und führte bei der Pressekonferenz nach dem Rennen zu einer kuriosen Situation: Von der letztlich zweitplatzierten Mannschaft erschien lediglich Christian Vietoris, seine Kollegen Hohenadel, van der Zande und Marco Seefried wollten den Medienvertretern nicht Rede und Antwort stehen.
Eine Antwort auf das Manöver hatte aber die Rennleitung, die nach einer kurzen Untersuchung das Ergebnis bestätigte. "Es gab eine kleine Kollision, aber die Tür war auch auf. Aus unserer Sicht war das Duell okay", erklärt Rennleiter Walter Hornung. HTP legte dennoch einen Protest gegen die Fahrweise von Engel ein.
Unterlegener Vietoris zeigt Verständnis
Allerdings hatte sogar der unterlegene Vietoris gewisses Verständnis für das Überholmanöver. "Es baut sich Frust auf, wenn du 24 Stunden im Kreis fährst und das Rennen bei allen Bedingungen anführst", sagt er. "Feindkontakt muss nicht unbedingt sein, aber wir racen hier und jeder HTP-Pilot wäre ebenfalls in die Lücke gegangen." Daher kommt der DTM-Pilot zu dem Fazit: "Der Move war hart, geht aber in Ordnung."
"Ich kann seine Enttäuschung verstehen", sagt Engel mit Blick auf Hohenadel. "Wenn man so nahe dran ist, dieses Rennen zu gewinnen und es dann in der letzten Runde verliert, dann wäre ich auch extrem traurig. Für ihn und Renger tut es mir leid, da es beides gute Freunde von mir sind. Andererseits musste ihm auch klar sein, dass ich es versuche, wenn ich so dicht dran bin und die Chance bekomme", meint Engel. "Es gab auch keine Anweisung, nicht anzugreifen."