Regen hat weite Teile des Nachttrainings zum 44. 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring beeinträchtigt - Vorjahressieger erwischen perfektes Timing
© Foto: Audi Communications Motorsport
Sollte es beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2016 regnen, können sich die Teams zumindest nicht über mangelnde Trainingszeit im Nassen beklagen: Das erste Qualifying zur 44. Ausgabe des Langstreckenklassikers fiel nämlich fast vollends ins Wasser. Schon in den ersten 90 Minuten des Nachttrainings kam es immer wieder zu leichten Schauern, die letzten zwei Stunden waren dann komplett nass. In der kurzen Trockenzeit waren aber schnelle Runden möglich.
Die Zeit aus dem Freien Training des Black Falcon Mercedes #9 wurde nicht erreicht: Der WRT-Audi #1 (Vanthoor/Mies/N. Müller/Kaffer) markierte kurz vor dem einsetzenden Dauerregen die Bestzeit in 8:21.951 Minuten. Vanthoor hatte exakt das richtige Timing, denn just als er über die Ziellinie fuhr, begann der Himmel alle Schleusen zu öffnen. Schon Fahrzeuge, die nur 30 Sekunden später über die Linie gingen, verloren auf den letzten Metern reichlich Zeit und konnten sich nicht mehr steigern.
Vanthoor hatte kaum Zeit, seine Bestzeit zu bejubeln, schließlich musste er im Schritttempo auf Slicks an die Box zurückschleichen, doch auch diese Aufgabe meisterte der Belgier mit Bravour. Teamkollege Pierre Kaffer sagt: "Es ist auf jeden Fall schön, ganz vorne zu stehen. Aber dieses Jahr ist die Leistungsdichte sehr hoch und durch den Regen ist das Ergebnis auch etwas verfälscht. Ich denke, dass unsere Konkurrenz noch stark nachlegen kann."
Extrem dichtes Feld in den Top 10
Und diese Konkurrenz präsentiert sich dicht aufgestellt: Von Platz zwei bis Rang neun lagen gleich acht Autos innerhalb einer Sekunde. Einen eindrucksvollen zweiten Platz belegte der Twin Busch Audi #16 (Busch/Busch/Mamerow/Rast) in 8:23.166 Minuten. Bester Mercedes war überraschenderweise kein Fahrzeug eines AMG Performance Teams, sondern der Zakspeed-AMG GT3 #75 (Heyer/Asch/Ludwig/Keilwitz), der in 8:23.300 Minuten nur 0,134 Sekunden langsamer war als der Twin-Busch-Audi.
Dass es Audi mit der Titelverteidigung ernst meint, unterstreicht Phoenix Racing mit der vierbesten Zeit, die nur 18 Tausendstelsekunden langsamer war als die von Zakspeed. Haase/Rast/Winkelhock/Stippler brachten drei Audis unter die besten vier. Rene Rast kommentiert: "Es ist schwierig im Nassen. Die Bedingungen ändern sich von Runde zu Runde, mal hat man mehr, mal weniger Aquaplaning. Aber der Audi liegt gut und wir gehen kein Risiko ein. Der vierte Platz, den wir im Trockenen herausgefahren haben, ist eine gute Position."
Der beste BMW reihte sich auf der fünften Position ein, allerdings mit einem schwindelerregend kleinen Rückstand von nur drei Tausendstelsekunden auf den Audi #6. Jörg Müller kämpfte zwar mit den Bedingungen und klagte über Nebelbildung des verdampfenden Regenwassers, doch das Potenzial ließ die #18 (Farfus/Krohn/J. Müller/Wittmann) aufblitzen. Ansonsten hielt sich BMW nach der dominanten Vorstellung beim dritten VLN-Lauf 2016 vornehm zurück.
Glickenhaus und Lamborghini lassen nicht locker
Bis hin zum neunten Platz blieben die Abstände dicht zusammen: Der Black Falcon Mercedes #9 (Haupt/Buurman/Engel/D. Müller), der im Freien Training noch die Bestzeit markiert hatte, kam auf die sechste Position, gefolgt von dem zweiten WRT-Audi (Leonard/Frijns/Sandström/Vervisch), dahinter sortierte sich der erste HTP-Mercedes (#29, Vietoris/Seefried/Hohenadel/van der Zande) ein. Die Top 10 komplettierten der Rowe BMW #22 (Graf/Westbrook/Catsburg/Palttala) und der #88 Haribo Mercedes (Alzen/Arnold/Götz/Seyffarth).
Sehr stark aufgelegt präsentierte sich der Ferrari P4/5 Competizione der Scuderia Cameron Glickenhaus. Die #701 (Lauck/Mailleux/Bleekeolen/Laser) tauchte zwischenzeitlich auf der fünften Position auf, fiel in 8:26.435 Minuten aber noch auf Platz 15 zurück. Trotzdem beträgt der Rückstand auf Platz zwei nur 3,3 Sekunden. "Viel Regen ist gut für uns, weil wir hohen Abtrieb haben", konstatiert James Glickenhaus. Ohne Probleme ging es aber nicht über die Bühne: Der Hybrid-Bolide musste mit der "Spiegelei"-Flagge an die Box, weil der GPS-Transponder ausgefallen war.
Mit dem Konrad Lamborghini Huracan machte ein weiterer Exot auf sich aufmerksam: Zöchling/Konrad/Farnbacher/Stolz präsentierten sich mit einer 8:26.179 in guter Form und fuhren auf die zwölfte Position. Und Porsche? Die 911er hielten sich vornehm zurück. Zwar lag zu Beginn das Frikadelli-Auto an der Spitze, musste jedoch mit einem kleineren Problem an die Box kommen. Manthey Racing hielt sich zurück: Der #911 GT3 R von Tandy/Estre/Bamber/Pilet landete nur zehn Tausendstelsekunden hinter dem Konrad-Lambo auf der 13. Position.
Das letzte Wort im Kampf um den Einzug ins Top-30-Qualifying ist bei weitem noch nicht gesprochen. 13 Plätze sind noch zu vergeben. Am morgigen Freitag geht es um 9:30 Uhr bereits in zweite Qualifying, das Top 30 steht dann abends um 19:50 Uhr auf dem Programm.