Rätselraten um das Kräfteverhältnis vor dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring: Welches Team hat die Karten schon aufgedeckt und wer kann noch zulegen?
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Nur noch wenige Tage sind es bis zum 24-Stunden-Rennen auf der legendären Nürburgring-Nordschleife (14. Bis 17. Mai). In der extrem kurzen Vorbereitungszeit haben die Kontrahenten peinlich darauf geachtet, ihre wahre Stärke nicht zu zeigen. Die brandneuen Audi R8 LMS kämpfen gegen die bewährten BMW Z4 GT3. Exzellent aussortierte Kundensport-Teams mit Mercedes-Benz SLS AMG GT3 und eine kleine Armada von Porsche 911 GT3 geht ins Rennen.
Vielleicht schlägt aber auch die Stunde eines der Newcomer - Aston Martin, Bentley, Lexus, Nissan haben konkurrenzfähige Fahrzeuge, der spektakuläre SCG 003c kommt als Überraschungskandidat in Frage. Beim 24-Stunden-Qualifikationsrennen und dem zweiten Lauf zur VLN-Langstreckenmeisterschaft kreuzten viele Kontrahenten bereits die Klingen - ob sie ihr wahres Potenzial zeigten, ist unklar. So dürfen sich die Fans auf einen sehr spannenden Schlagabtausch freuen.
Nach dem zweiten VLN-Lauf ist ein Fahrzeug in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerutscht: der neue Audi R8 LMS. WRT konnten gleich einen Doppelerfolg auf der Nürburgring-Nordschleife einfahren und ohne die Probleme bei Phoenix wäre der Erfolg vielleicht noch größer ausgefallen. Grund genug für einige Piloten, dem Audi R8 die Favoritenrolle zuzuschieben.
Neuer Audi nach überlegenen VLN-Sieg Favorit
"Unser SLS ist ein sehr ausgereiftes Langstreckenauto, aber die schnellsten sind wir mit Sicherheit nicht", sagt etwa Nico Bastian ab, der mit Rowe auf einem AMG-Flügeltürer den dritten Platz holte. "Audi hat schon eine starke Performance demonstriert." Auch die Audi-Piloten sind von ihrem neuen Renner überzeugt. "Der neue R8 ist ein Riesenschritt nach vorne", so Nico Müller, der den Sieger-Audi pilotierte.
"Man spürt deutlich mehr Rennspirit als bei dem Vorgänger." Sein Teamkollege Christopher Mies zeigt sich dagegen zurückhaltend: "Einen Erfolg beim 24-Stunden-Rennen kann man nicht planen, denn es gibt unzählige Parameter, die über Sieg und Niederlage entscheiden. Fakt ist, dass wir gut aufgestellt sind und vorne mit dabei sein werden. Aber das Feld ist sehr ausgeglichen und daher wage ich keine Prognose für das Rennen."
24-Stunden-Vorbereitungen standen im Mittelpunkt
Denn wenn auch der Audi-Sieg eindeutig aussieht: Die Konkurrenz konnte oder wollte beim zweiten VLN-Wochenende wohl nicht ihr volles Potenzial zeigen. So stand bei Rowe die Vorbereitung auf das 24-Stunden-Rennen im Vordergrund. "Wir sind mit jeweils vier Fahrern auf den Autos an den Start gegangen. Das ist besonders bei feuchter Strecke ein großer Nachteil, denn wir haben nach einem zusätzlichen Boxenstopp einmal mehr einen neuen Fahrer im Auto, der sich in seiner ersten Runde zunächst auf die Bedingungen auf der Nordschleife einstellen muss", erklärt Bastian.
"Auch wenn dies im Rennen ein Nachteil war, erhoffen wir uns davon einen Vorteil beim 24-Stunden-Rennen", so der Rowe-Pilot. Pech hatte erneut Haribo: Die Mannschaft lag auf Podiumskurs, musste aber den Mercedes SLS AMG GT mit Getriebeschaden frühzeitig abstellen.
Ganz starker Newcomer: Bentley
Spannend wird es rund um HTP und Bentley. Lance-David Arnold stellte den Continental GT3 auf die Pole-Position und beendete zusammen mit seinem Teamkollegen das Rennen auf Rang vier. Die Briten haben sich damit zum Geheimtipp bei den Siegerwetten entwickelt. Doch auch die vier BMW Z4 GT3 mit Werkspiloten muss man im Auge behalten, auch wenn die beiden Fahrzeuge von Marc VDS nur auf den Rängen fünf und sechs abgewinkt wurden.
Immerhin hatten beide Fahrzeuge im Qualifying viel Pech und starteten nur von den Position 26 und als letzter der ersten Startgruppe - die anschließende sensationelle Aufholjagd zeigt das Potenzial des BMW. Beim Qualifikationsrennen hatte zuvor bereits das Schwester-Team Schubert am Ende die Nase vorne gehabt und gewonnen.
Die wahren Kräfteverhältnisse werden in der kommenden Woche aufgedeckt. Zu Wochenbeginn geht es für die Teams zum Ring, wo die Plätze im Fahrerlager bezogen werden. Durch die hohe Teilnehmerzahl mit 160 Fahrzeugen im Hauptrennen ist allein dieser Abschnitt alljährlich mit hohem organisatorischen Aufwand verbunden. Am Donnerstagnachmittag geht es dann für die teilnehmenden Fahrzeuge zum ersten Freien Training auf die Nordschleife: Dann wird es ernst bei der Klärung der Frage, wer 2015 das beste Paket aus Fahrzeug und Fahrern zusammengestellt hat.