Mit dem Barbarossapreis endet die erste Saisonhälfte der VLN 2015: Am Samstag tritt ein leibhaftiger Le-Mans-Sieger auf der Nordschleife an
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Nach gut einmonatiger Pause geht es am Nürburgring wieder ordentlich zur Sache. Am Samstag, den 1. August, stürzen sich die Fahrer der VLN in das rasante Abenteuer "Grüne Hölle". In 25 Klassen wird um jeden Meter Asphalt gekämpft, um auf der schönsten Rennstrecke der Welt Top-Resultate zu erzielen. Zum 47. Barbarossapreis geht es beim fünften Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring am Samstag ab 12 Uhr für das hochkarätige Teilnehmerfeld ans Eingemachte. Wer sichert sich den inoffiziellen Titel des Halbzeit-Meisters?
Die Piloten geben in dem vierstündigen Rennen auf der 24,358 Kilometer langen Nordschleife die Antwort. Die heißesten Anwärter sitzen im Renault Clio, im Porsche Cayman S und im Toyota GT 86 - nur ein Indiz, welches die breite Palette der Markenvielfalt in der VLN widerspiegelt. Schließlich haben in der Langstreckenmeisterschaft nicht nur die am stärksten motorisierten Fahrzeuge eine Chance auf den Gesamtsieg. Ein weiteres Plus der Serie: Immer wieder geben echte Größen des Motorsports auf dem Nürburgring eine Kostprobe ihres Könnens zum Besten.
Und nicht immer setzen die sich ins Auto mit dem stärksten Motor an Bord. So wie der Brite Nick Tandy. Der feierte im Juni mit Nico Hülkenberg und Earl Bamber im Porsche 919 Hybrid den Sieg beim prestigeträchtigen 22-Stunden-Rennen von Le Mans. Am 1. August geht Tandy in der Klasse SP7 im Porsche 911 GT3 Cup MR von Manthey an den Start. Ein Auto, das bei weitem nicht chancenlos, aber eher ein Kandidat für die weiteren Podestplätze als für den Tagessieg ist.
Le-Mans-Sieger Nick Tandy fährt für Manthey
Bei seinem ersten VLN-Lauf 2015 wird sich Tandy das Cockpit mit Christoph Breuer teilen. Der Nettersheimer ist, im Gegensatz zum Briten, in der VLN zu Hause, absolvierte bereits im Jahr 2006 im ersten VLN-Junior-Team seine Runden in der Meisterschaft. Mit Spannung darf erwartet werden, ob beide nicht nur im Kampf um den Klassensieg eingreifen können sondern auch ein Wörtchen um den Tagessieg können.
In Sachen Klassensiege macht in der aktuellen Saison drei Teams keiner was vor. Tim und Dirk Groneck haben im Cockpit ihres Renault Clio (Ravenol) alle Läufe in der SP3 für sich entschieden und führen die VLN-Gesamtwertung an. Mit der gleichen Bilanz warten ihre Verfolger Claudius Karch und Ivan Jacoma im Porsche Cayman S (Mathol) in der Klasse V6 sowie Arne Hoffmeister und Fabian Wrabetz im Toyota GT 86 (Dörr) in der Cup4-Klasse auf. Alle drei haben vor dem fünften Lauf in ihren gut besetzten Klassen noch eine weiße Weste und sind die aussichtsreichsten Kandidaten auf den Titel des Halbzeit-Meisters.
Dass die Gebrüder Groneck dabei in der Verlosung sind, ist nicht sonderlich überraschend. Beide holten bereits 2013 den VLN-Titel und kennen sich bestens mit ihrem Auto und in der "Grünen Hölle" aus. Für den derzeit drittplatzierten Hoffmeister ist die Gesamtwertung vorerst lediglich ein schöner Nebeneffekt: "Natürlich ist es interessant und auch sehr schön, in der Gesamtwertung der VLN vorne mitzumischen. Aber es ist noch sehr früh in der Saison und es gibt Klassen, in denen mehr Fahrzeuge als bei uns am Start sind. Nur haben deren Top-Fahrer bisher nicht so konstant punkten können wie wir. Unser Fokus liegt aber weiterhin primär auf der Gesamtwertung im TMG-GT86-Cup", sagt er.
Comeback des Ford GT
Absolutes Neuland beschreitet am Samstag Uwe Alzen. Natürlich ist dem Betzdorfer die Nordschleife bestens bekannt, feierte Alzen doch schon zahlreiche legendäre Erfolge und hatte über lange Zeit den Rundenrekord inne. Beim fünften VLN-Lauf wird er jedoch - nach Erfahrungen in Porsche und BMW - erstmals mit einem Ford auf Tuchfühlung gehen. Zusammen mit Dominik Schwager teilt er sich das Cockpit des Ford GT seines Bruders Jürgen in der Klasse SPX. Dass dieses Auto für einen Tageserfolg gut ist, zeigte der Sieg beim VLN-Saisonfinale des vergangenen Jahres.
Auf den Tagessieg dürften jedoch auch die Brüder Dennis und Marc Busch schielen. Beide sind in ihrem Audi R8 LMS Ultra in dieser Saison erstmals am Start und haben sich in der GT3-Klasse die Unterstützung von einem wahren Langstreckenspezialisten gesichert: Marc Basseng. Seine Bilanz spricht für sich. Schon 26-mal stand der 36-Jährige ganz oben auf dem VLN-Podest und hat beim Barbarossapreis gute Karten, einen weiteren folgen zu lassen.
Sich bei diesem Vorhaben in den Weg stellen werden sich unter anderem die Teams Frikadelli und Walkenhorst. Besonders letztere haben nach dem VLN-Premieren-Sieg von Michela Cerruti, Jesse Krohn und Felipe Fernandes Laser im BMW Z4 GT3 beim vorangegangenen VLN-Lauf gehörig Blut geleckt: "Wir werden wieder angreifen. Das Team ist hochmotiviert und die Autos perfekt vorbereitet", sagt Teamchef Henry Walkenhorst.
Walkenhorst hat nach erstem Sieg Blut geleckt
"Unser Ziel ist, wieder vorne mit dabei zu sein. Wer einmal auf der obersten Stufe des Siegerpodestes gestanden hat wird dieses Gefühl nie wieder vergessen." Eine Kampfansage, die für Klaus Abbelen, Sabine Schmitz und Patrick Huismann im Frikadelli-Porsche zum Standard-Repertoire gehört.
Wer sich am Samstag, den 1. August, letztlich den Tagessieg sichert, ist nur schwer vorherzusehen. Die Leistungsdichte der VLN ist extrem dicht und die einzigartige Strecke des Nürburgrings kennt auch mit den erfahrensten Piloten so manches Mal kein Erbarmen. Nach vier Stunden packender Rennaction wird sich zeigen, wer ganz oben auf dem Podium jubeln darf und wer sich den inoffiziellen Titel des Halbzeit-Meisters ans Revers heften kann.