Dempsey: Motorsport befriedigt mehr als Schauspielerei

, 10.07.2014

Patrick Dempsey spielt nicht nur in der TV-Serie Grey's Anatomy mit, sondern tritt auch im Porsche Supercup an - Im Interview vergleicht er beide Branchen

Bekannt ist er dem deutschen Publikum besonders als Dr. Derek Shepherd in der TV-Serie Grey's Anatomy. Doch wer deshalb glaubt, für Hollywood-Star Patrick Dempsey sei der Rennsport nur eine kleine Freizeitbeschäftigung neben seinem eigentlichen Hauptberuf als Schauspieler, der irrt sich. Der 48-Jährige nimmt seine zweite Karriere als Rennfahrer sehr ernst, bekam auch kürzlich bei seinem Auftritt bei den 24 Stunden von Le Mans von einigen seiner Profi-Kollegen viel Anerkennung für seine Leistungen und kontinuierliche Verbesserung über die Jahre hinweg.

Im Rahmenprogramm der Formel 1 beim Großen Preis von Deutschland (18. bis 20. Juli) auf dem Hockenheimring stellt sich Dempsey jetzt einer neuen Herausforderung: Der erklärte Porsche-Fan tritt im Porsche Supercup gegen die dortige hochprofessionelle Konkurrenz an und hofft, das Rennen mit einer fehlerfreien Leistung zu beenden - "sodass ich sagen kann, für mich und das Team das Beste herausgeholt zu haben." Was ihn am Rennsport so besonders fasziniert, warum er dort intensivere Erfahrungen macht als am Filmset und warum er sich auf das Hockenheim-Rennen besonders freut, darüber spricht er im Interview.

Frage: "Gibt es eigentlich Parallelen zwischen deiner Vorbereitung auf das Rennfahren oder auf eine anspruchsvolle Schauspielrolle?"

Patrick Dempsey: "Rennfahren und die Schauspielerei sind zwei verschiedene Leidenschaften. Ich glaube nicht, dass es in der Schauspielwelt etwas gibt, das ich für mich mit den Ergebnissen vergleichen kann, die ich im Rennsport erzielt habe. Man kann die beiden Dinge einfach nicht vergleichen. Wenn man einen Film dreht, gibt es so vieles, was man nicht unter Kontrolle hat."

Hollywood nicht so befriedigend wie Le Mans

"Sicher - beide Welten erfordern Training und Konzentration. Das ist es dann aber auch schon... Das Endergebnis im Rennsport ist selbst an einem schlechten Tag viel kompletter als das, was man beim Filmen erreicht. Ich glaube, ich habe in Hollywood noch nie etwas erreicht, das mir die gleiche Befriedigung gegeben hätte, die ich in Le Mans habe. Ich hoffe immer noch, das in Hollywood mal zu finden."

Frage: "Ist es schwierig, beide Leidenschaften, also Rennfahren und die Schauspielerei, zu verbinden?"

Dempsey: "Klar, ist es immer eine Herausforderung, aber die Leute in Hollywood und insbesondere bei Grey's waren sehr kooperativ und verständnisvoll. Einfach ist es nie, aber ich habe das Glück, in beiden Bereichen - der Schauspielerei und dem Motorsport -, dass großartige Leute hart daran arbeiten und helfen, um mir dies alles zu ermöglichen."

Frage: "Wann begann deine Leidenschaft für den Motorsport?"

Dempsey: "Seit jeher haben mich Autos und die Rennerei interessiert. Als ich noch sehr jung war, hat mein Vater mir kleine Matchbox-Autos mitgebracht, wir haben uns immer zusammen die Indianapolis 500 angeschaut oder im Radio gehört. Von klein auf hat mich alles um den Rennsport interessiert."

Der Sieg als ultimatives Ziel

Frage: "Was fasziniert dich speziell am Rennsport?"

Dempsey: "Die Herausforderung insgesamt, das Herausgehen aus der eigenen Komfortzone. Die Tatsache, dass die Fortschritte, die man bei jedem einzelnen Rennen macht, plötzlich zusammen einen großen Sprung nach vorn bedeuten können, der einen dem ultimativen Ziel - zu gewinnen - deutlich näher bringt. Natürlich ist der Rennsport auch eine sehr technische Disziplin, aber ich finde die persönlichen und emotionalen Anforderungen, die er stellt, sehr groß - sodass man fast süchtig danach werden könnte..."

Frage: "Was geht dir im Auto durch den Kopf - vor dem Start und dann auch im Rennen?"

Dempsey: "Vor dem Rennen herrscht da immer eine große Anspannung, aber ich habe mit Hilfe einiger sehr qualifizierter Leute gelernt, mich auf das große Ziel, das vor mir liegt, zu fokussieren. Man muss alles, was man zu tun hat, was man als Team gelernt und geplant hat, im Kopf im Detail noch einmal durchgehen und dann auch in der Lage sein, sich an all das zu halten. Die Zeit vor dem Start ist ziemlich nervenaufreibend, aber trotzdem irgendwie auch schön. Im Rennen selbst sind die Emotionen und die Anspannung ähnlich, aber alles pegelt sich auf einem etwas niedrigeren Level ein."

"Es ist dann mehr eine Frage der Disziplin und Konzentration, sich nicht darum zu kümmern, was rund um einen passiert, sondern sich ganz auf die eigene Aufgabe zu konzentrieren. Eigentlich ist der Job im Auto selbst einfacher als das ganze Drumherum - die Anreise, PR- und Medienarbeit... Ich bin im Auto oft entspannter als außerhalb - das ist ein anderer Aspekt des Rennsports, der mir sehr gut gefällt. Wenn man hinter dem Lenkrad sitzt, dann denkt man nicht über andere Stressfaktoren des Wochenendes oder gar seines Lebens allgemein nach."

Frischling im Sprinten

Frage: "Du hast ja durch deine LeMans-Starts vor allem Erfahrung in Langstreckenrennen. Ist da jetzt der Porsche Supercup als Sprintevent noch einmal eine besondere Herausforderung?"

Dempsey: "Das stimmt, ich bin in meiner Karriere bisher nur ganz wenige Sprintrennen gefahren, deshalb ist das jetzt noch einmal ein neuer Schritt, der mich wieder aus meiner bisherigen Komfortzone herausbringen wird. Ich freue mich darauf, aber es wird eine neue Erfahrung werden. Während meiner Langstreckenkarriere ging es immer darum, zwar in meinen Stints das Optimale aus dem Auto heraus zu holen, dabei das Auto aber nicht zu überfordern, sodass meine Teamkollegen dann auch noch die Chance hatten, es heil ins Ziel zu bringen. Im Supercup wird es noch mehr darum gehen, vom Start bis ins Ziel die ganze Zeit über absolut am Limit zu sein."

Frage: "Was ist für dich insgesamt das Besondere am Porsche Supercup?"

Dempsey: "Auf jeden Fall das Auto an sich, die enorme Konkurrenz und die Möglichkeit, in der Kategorie anzutreten, die ich immer als die absolute Spitze im Porsche Motorsport angesehen habe. Ich kannte den Porsche Supercup schon, bevor ich selbst mit dem Rennfahren begonnen habe. Und was das Auto angeht: Ich fahre ja nun schon so lange für Porsche, dass mir die feinen Unterschiede zwischen den verschiedenen 911er-Modellen durchaus bewusst sind. Diese Autos sind sich sicher alle ähnlich, aber trotzdem auch sehr verschieden, und das Supercup-Auto ist da keine Ausnahme. Es ist ein ausgesprochen gutes Rennauto."

Frage: "Ist Hockenheim für dich das erste Rennen auf einem europäischen Formel-1-Kurs?"

Dempsey: "Als Renneinsatz ja. Getestet habe ich für Porsche und den Supercup da schon - und zum Beispiel auch in Monza für Le Mans. Und in den USA bin ich auf dem alten Formel-1-Kurs von Watkins Glen, der immer noch so ist wie in den 70er- und 80er-Jahren, schon viele Rennen gefahren."

Liebe zu Porsche

Frage: "Was erwartest du von dir im Rennen? Auf was freust du dich am meisten?"

Dempsey: "Das Rennen zu beenden und dies nicht zu schlecht, wäre schon eine Leistung. Die Konkurrenz im Supercup ist erstaunlich stark. Allein die Teilnahme an der besten Porsche-911-Basis-Serie aller Zeiten bedeutet für mich nicht nur eine Ehre, sondern auch eine riesige Herausforderung. Ich will gut abschneiden, obwohl es im Augenblick noch ein wenig früh ist zu sagen, was gut bedeutet. Solange ich am Ende weiß, dass ich mein Bestes gegeben habe, das Beste aus dem Team und dem Auto geholt habe und ein fehlerfreies Rennen gefahren bin, dann denke ich, werde ich glücklich sein."

Frage: "Wie ist deine Beziehung zu Deutschland insgesamt, hast du auch schon etwas von der deutschen Rennsportbegeisterung mitbekommen?"

Dempsey: "Ich war schon oft in Deutschland, es ist ein sehr schönes Land. Ich mochte es schon immer, aber jetzt, dank meiner immer engeren Zusammenarbeit mit Porsche, habe ich die Möglichkeit, noch viel öfter herzukommen, und das macht mir immer viel Spaß. Ich war oft in Stuttgart, und da spürt man dann ganz besonders die Begeisterung für den Motorsport. Das gehört irgendwie zum Lebensstil, zur Kultur dazu. Selbst Leute, die mit dem Rennsport nicht so viel am Hut haben, merken das, auch wenn sie es vielleicht nicht immer komplett verstehen..."

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