Chris Dyson und Guy Smith beenden die ALMS-Siegesserie von Klaus Graf und Lucas Luhr: 0,083 Sekunden Vorsprung - BMW siegt im spannenden GT-Wettkampf
© Foto: ALMS/Erin Chechal
Die Road America im Kalender der American-Le-Mans-Series (ALMS) ist jederzeit für eine große Show gut. Im vergangenen Jahr boten sich Graf/Luhr (Pickett) und Dyson/Smith (Dyson) einen herzhaften Kampf, den das deutsche Duo mit einem Vorsprung von 0,112 Sekunden für sich entscheiden konnte. In diesem Jahr setzten die beiden Teams noch einen drauf. Am Ende des spannenden Rennens hatten diesmal Chris Dyson und Guy Smith die Nase vorn: sie siegten 0,082 Sekunden vor Graf/Luhr.
Dass es so eng wie noch nie werden könnte, war nach dem Qualifying kaum zu erwarten gewesen. Da der Mazda-Lola von Dyson/Smith wegen eines Getriebeproblems an der Box bleiben musste, hatten Lucas Luhr und Klaus Graf in der Zeitenjagd leichtes Spiel: Pole-Position für die HPD-Piloten, vorletzter Startplatz für das Topduo von Dyson. Durch die schlechte Ausgangsposition ließ sich Chris Dyson aber den Renntag nicht vermiesen.
"Die Konkurrenz war zwar am gesamten Wochenende schneller, aber wir sahen unsere Chance. Es war wichtig, dass wir uns von ganz hinten möglichst schnell nach vorne arbeiten, ohne dabei irgendwelche Zwischenfälle zu erleiden", sagt der Amerikaner. "Mein erster Stint war gut. Ich habe nur nach vorne geschaut und alles gegeben", fasst Dyson zusammen. Nach nur 22 Runden war das Team bei der Musik. Der Lola-Mazda war durch das Feld geflügt, das Pickett-Auto musste außerplanmäßig zur Box.
Am HPD von Graf/Luhr hatte sich eine Schlauchschelle verabschiedet. Die Reparatur brachte das Team zwar recht schnell über die Bühne, aber man verlor satte vier Runden. Die Entscheidung zugunsten Dyson? Nein, keineswegs. Klaus Graf jagte mit dem Honda wieder mit Vollgas weiter, Lucas Luhr wuchtete sich 45 Minuten vor dem Ende zurück in die Führungsrunde. Es folgte ein Herzschlagfinale, das alle Fans von den Sitzen riss.
Finale: Sprint den Berg hinauf
Eine Gelbphase kurz vor Schluss brachte Luhr direkt an das Heck des Lola von Guy Smith. Beim Restart gab es eine Schlacht über die letzten drei Runden. Smith verteidigte sich zunächst erfolgreich gegen die wütenden Angriffe von Luhr, aber in der letzten Kurve konnte der Deutsche außen vorbeiziehen. "Ich dachte, ich hätte ihn im Griff, aber er hat das toll gemacht", lobt Smith. "Es war mir aber sofort klar, dass ich gute Chancen habe, wenn ich sofort innen hereinkomme."
Und so kam es zum fulminanten Finish. Smith beschleunigte seinen Lola-Mazda schneller aus der letzten Ecke, zog um Zentimeter am HPD vorbei und rettete schließlich 0,083 Sekunden Vorsprung über die Linie. "Wir haben uns an diesem Wochenende für ein Setup mit sehr wenig Abtrieb entschieden. Das hat sich ausgezahlt, denn nur so konnte ich auf dem langen Stück zur Ziellinie dagegenhalten", erklärt Smith, der gemeinsam mit Chris Dyson nach dem Auftaktsieg in Sebring den zweiten Erfolg des Jahres feiern darf.
"Dieses Rennen wollte ich immer schon mal gewinnen. Das war mein Wunsch, seit ich 1986 erstmals hier war. Kompliment an unsere Mannschaft, aber auch an die starke Konkurrenz", sagt Dyson, der nun in der Gesamtwertung wieder Morgenluft wittert. Die Siegesserie von Pickett ist beendet, in der Meisterschaft wird es wieder spannend. Rang drei holten sich Lux/Marsal/Burgess im zweiten Dyson-Lola. In der LMP2-Klasse gewann Conquest (Plowman/Heinemeier-Hansson) mit dem Morgan von OAK.
Ebenso spannend wie in der LMP1-Klasse ging es wieder einmal in der GT-Szene zur Sache. Nachdem Porsche sich gleich mit zwei Autos für die besten Startplätze hatte qualifizieren können, gingen die Flying-Lizard-Autos auch als Favoriten ins Rennen. Doch man hatte Pech. Bill Auberlen und Jörg Müller fuhren mit kluger Strategie, sauberer Fahrt und etwas Glück bei den Gelbphasen als erste über die Ziellinie. Für Müller war es der erste ALMS-Klassensieg seit 2001.
GT-Klasse: BMW bezwingt Porsche
"Uns war klar, dass wir eigentlich nicht schnell genug auf den Geraden sein würden. Also mussten wir es über Boxenstopps, Strategie und andere Optionen versuchen", schildert der deutsche BMW-Werkspilot. Der M3 war in den Trainings nicht auf Augenhöhe mit den Porsches gewesen, aber bei herrlicher Sonne und hohen Temperaturen am Renntag wurde der Münchener Wagen immer besser. Entscheidend war jedoch die vorletzte Gelbphase des Rennens, die das Team nach vorne spülte.
Auberlen konnte sich schließlich bis zum Schluss an der Spitze halten und gut zwei Sekunden vor den Flying-Lizards mit Jörg Bergmeister und Patrick Long über die Linie fahren. "Das Auto wurde immer schneller. Wir hatten am Wochenende immer wieder Veränderungen vorgenommen. Sogar im Rennen haben wir getüftelt. Das machen wir sonst eigentlich nie. Schließlich hatten wir auch noch etwas Glück bei Gelb", beschreibt Auberlen.
"Es ist einfach nur schade, dass in diesem Rennen nicht das beste Auto und die beste Strategie über den Sieg entschieden haben, sondern der Zeitpunkt der Safety-Car-Phasen", sagt Bergmeister. "Unser Flying-Lizard-Porsche war großartig heute, und wir waren der Meinung, dass unsere Strategie zum Sieg führen würde, doch das Glück war leider nicht auf unserer Seite. Trotzdem ist auch der zweite Platz in dieser starken Klasse ein gutes Ergebnis." Auf Rang drei kamen Sharp/van Overbeek (Extreme-Speed-Ferrari).