Wayne Moore geht im Alter von 61 Jahren zum 20. Mal beim Langstrecken-Klassiker an den Start und möchte mit einem BMW M3 E36 in der Klasse V5 siegen
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Für die vielen Privatfahrer ist schon mit der Teilnahme am 24-Stunden-Rennen das größte Ziel erreicht. Sie investieren ihre ganze Energie und Leidenschaft, viel Freizeit und meist eine schöne Stange Geld, um sich ihrer Liebe zum Motorsport im Allgemeinen und zur Nordschleife im Besonderen hingeben zu können. Nicht wenige von ihnen reisen zehntausende Kilometer weit, um dabei zu sein. Argentinien, Australien, die arabischen Emirate: Der Ruf des Langstreckenklassikers in der Grünen Hölle reizt Piloten aus der ganzen Welt.
Einer von ihnen ist der Neuseeländer Wayne Moore, der in diesem Jahr zum 20. Mal dabei ist und im Laufe der Jahre obendrein viele seiner Landsleute auf den Geschmack brachte. Der erste Blick jedes Fans fällt meist auf die obersten Regionen des Gesamtergebnisses, dorthin, wo sich die Werks- oder Semiwerksteams mit ihren Traumwagen von Porsche, Audi, BMW, Aston Martin, Ferrari, Lamborghini oder Mercedes-Benz tummeln. Diese bilden zweifellos das Sahnehäubchen auf einem Motorsport-Klassiker wie dem in der Eifel.
Doch das Herz und das Rückgrat, die Substanz, ohne die ein solches Event schlichtweg undenkbar wäre - das sind die unzähligen Privatfahrer. Jene, die sich den 24-Stunden-Einsatz meist vom Mund absparen müssen, die auf Urlaube und anderen Luxus verzichten, nur um dabei zu sein. Für die der Weg das Ziel und Ankommen das höchste Gut ist. Die um die halbe Welt fliegen, weil sie dem "Mythos Nordschleife" ebenso erlegen sind wie ihre europäischen Artgenossen. Kerle wie Moore.
Gänsehaut beim Gedanken an die Nordschleife
Mittlerweile zarte 61 Jahre jung, wird der Neuseeländer nach einer Reise über mehr als 18.000 Kilometer am Pfingstsonntag seinen 20. Einsatz beim Eifel-Marathon in Angriff nehmen. Zwei Klassensiege, neun Podestplätze (in der Klasse) und stolze siebzehn Zielankünfte auf den verschiedensten Rennfahrzeugen (Seat Leon Supercopa, VW Golf, VW Bora, VW Polo, Suzuki Swift, BMW M3) schlagen zu Buche.
In diesem Jahr versucht es der "Kiwi" gemeinsam mit seinen Landsleuten Maurice O'Reilly und Michael Eden sowie dem Dänen Niels Borum erneut auf einem BMW M3 E36 des dänischen Scangrip-Teams bei den Serienwagen der Klasse V5. "Die Nordschleife macht süchtig, und ich bin immer wieder aufs Neue hingerissen von dem Spektakel des 24-Stunden-Rennens, auch wenn ich mittlerweile an die 1.000 Runden auf dem Buckel habe. Knapp 25.300 Nordschleifen-Kilometer - das ist schon irre", schwärmt Moore.
"Ich fühle diese Rennstrecke, die historischen Anlagen mit jeder Faser meines Körpers. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich nur daran denke." Wie immer hat sich der Mann aus Tauranga, der sich seine Brötchen zwischen zwei 24-Stunden-Rennen als Unternehmensberater in Australien und Neuseeland verdient, in erster Linie die Zielankunft auf die Fahnen geschrieben. Aber Moore bezeichnet sich auch als "Trophäenjäger", der sich mit weniger als dem maximal Möglichen nicht zufrieden geben möchte.
Der Kampf mit der Motivation
"Die wichtigste Voraussetzung für Erfolg beim 24-Stunden-Rennen ist Rückgrat, und zwar bei Fahrern und Crew", versichert Moore. "Irgendwann wird jeder müde und läuft Gefahr, die Motivation zu verlieren. Da muss man einfach durch. Man muss sich immer vor Augen führen, dass es schon eine großartige Leistung ist, nach 24 Stunden die Zielflagge zu sehen - wo auch immer im Feld. Wer das beherzigt, hat schon den Grundstein für eine gute Leistung gelegt. Und natürlich mag es die Chancen auf einige Fernseh-Sekunden erhöhen, wenn man als Erster in die erste Kurve einbiegt - aber die Chancen auf einen Klassensieg beim 24-Stunden-Rennen erhöht es ganz sicher nicht."
Moores Antrieb sind die pure Leidenschaft für den Motorsport und das Streben nach der eigenen Perfektion: "Meine persönliche Geschichte trägt den Titel 'Das endlose Rennen'. Denn ich versuche immer wieder, die perfekte Runde zu fahren. Und wenn es mir gelingt, drei fast identische Rundenzeiten hintereinander zu fahren, obwohl sich die Bedingungen auf der Nordschleife fortwährend leicht ändern, ist das ein sehr befriedigendes Erlebnis für mich. Und wenn du am Morgen nach dem Rennen aufwachst und dein linker Arm brennt wie Feuer, weil du tags zuvor in deiner letzten Rennrunde 25 Kilometer lang mit einer Flagge aus dem Cockpit heraus diesen unglaublichen Fans rund um die Nordschleife zugewinkt hast, dann ist das der herrlichste Schmerz der Welt!", so Moore.