Frey: Auf der GT-Bühne heimisch geworden

, 18.07.2013

Ex-DTM-Pilot Rahel Frey hat den Wechsel in die GT-Szene gut vollzogen: Einsätze im Audi R8 LMS in drei Serien plus Langstrecken-Highlights

Die DTM ist seit der Saison 2013 wieder eine reine Männergesellschaft. Susie Wolff verabschiedete sich freiwillig in Richtung Formel 1, wo die Britin als Entwicklungsfahrerin für Williams agiert. Audi-Werkspilotin Rahel Frey durfte als einzige Frau noch bis kurz vor Jahreswechsel 2012/2013 auf eine Fortsetzung ihrer DTM-Karriere hoffen, aber dann wurde die Schweizerin doch ins Kundensport-Programm von Audi beordert. In diesem Jahr fährt die 27-Jährige in der Blancpain-Endurance-Series (BES), im ADAC-GT-Masters und im chinesischen R8-LMS-Cup.

"Ich wurde sehr positiv aufgenommen. Ich durfte früh im Jahr testen und einige Dauerläufe machen. An das Auto habe ich mich mittlerweile gewöhnt", berichtet Frey von ihrem Wechsel aus der DTM in das GT-Kundensport-Programm der Ingolstädter. Die Umstellung vom A5 DTM auf den R8 LMS gelang zügig. "Das hat aber seine Zeit gedauert, denn der Audi R8 ist ganz anders als ein DTM-Auto. Man hat wieder Stahlbremsen, es ist generell deutlich mehr Bewegung im Fahrzeug."

Nach den ersten Saisonrennen in GT-Masters, BES und in China stand für die sympathische Blondine im Mai ein erstes GT3-Highlight auf dem Programm: 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. "Ich musste vor dem Rennen den Pflichtlehrgang machen, um die Zulassung zu bekommen", schmunzelt die Schweizerin. "Danach ging es sofort ins Rennen. In den Trainings kann man nicht allzu viel fahren. Es war eine große Herausforderung, aber es war absolut genial."

Mit Kunden auf der Nordschleife

"Die Nordschleife ist mit einem GT3-Auto brutal schnell. Das ist schon heftig, wenn dann - wie in diesem Jahr - auch noch Regen dazukommt. Ich bin die letzten beiden Stints vor dem Abbruch gefahren. Das war schwierig", sagt sie. "Insgesamt hatte ich mir das Fahren im Verkehr schwieriger vorgestellt. Was mich nachts irritiert hat, waren die vielen Lichter am Streckenrand. Da gibt es Lagerfeuer von den Fans, die Streckenposten stehen dort in ihren gelb reflektierenden Jacken. Da habe ich mehrfach gerätselt, ob ich gerade eine gelbe Flagge verpasst habe. Es waren unglaublich viele Eindrücke."

"Für mich war es toll, das Rennen mit der Audi-Race-Experience bestreiten zu dürfen. Da waren Kunden mit im Auto, die sich ihren motorsportlichen Traum erfüllt haben. Es war für mich super, meine Erfahrungen weitergeben zu können. Das hat viel Spaß gemacht und war äußerst interessant", erklärt Frey. "Man darf im Gespräch mit den Kunden nicht zu sehr in Details gehen und nicht die typische Motorsport-Sprache verwenden. Man muss alles in möglichst normalen Worten erklären. Das war spannend und hat auch mir viel gebracht."

Die 27-Jährige aus Niederbipp sammelt in der Saison 2013 mehr Bonusmeilen als je zuvor - "Frequent Traveller" ist gar kein Ausdruck. "Ich fahre in Asien, aber auch noch im ADAC-GT-Masters und in der Blancpain-Endurance-Series. Das ist mir wichtig, dass ich nach wie vor in Europa unterwegs bin", schildert Frey, die sich dauerhaft in der Szene etablieren möchte. "China wollte ich unbedingt machen. Das ist ein riesiger und wichtiger Markt."

Als Aufbauhelferin in China

"Es gibt dort keine motorsportliche Tradition, eigentlich keinen Hintergrund. Es ist eine andere Kultur. Man kann dort viel vermitteln", beschreibt sie ihre besondere Aufgabe im R8-LMS-Cup in China. Gemeinsam mit Ex-Formel-1-Pilot Alex Yoong gilt sie in der Serie als Zugpferd und Vorbild. "Vielen muss man erst einmal erklären, dass zum Rennsport mehr gehört als einfach nur Gas geben. Man kann nicht nur mit seinem Helm ankommen und ins Auto steigen. Das muss man vermitteln."

"Das Level in den Top 6 ist mittlerweile richtig gut. In der Serie liegen alle Daten offen, auch die Setups dürfen jederzeit von anderen übernommen werden. So etwas gibt es in Europa nicht. In Asien ist alles offen. Das mag ich", beschreibt sie die Aufbauhilfe in China. "Wir trainieren die chinesischen Fahrer sehr intensiv. Die können sehr viel fahren. Die neue Generation von Chinesen gibt das Geld gern aus." Einen festen Platz hat der Motorsport in der chinesischen Kultur jedoch noch lange nicht.

"Das dauert noch. Es geht nicht von heute auf morgen", sagt Frey mit Blick auf oftmals leere Zuschauerränge in Ordos, Zhuhai oder Schanghai. "Die Marktanalysen zeigen jedoch: Die Chinesen mögen große, starke, schnelle Autos - vor allem die sportlichen Modelle. Man versucht, diese grundsätzlich an schnellen Autos interessierten Menschen an die Rennstrecke zu bekommen. Audi und die gesamte Volkswagen Gruppe machen da sehr viel. Aber es dauert eben seine Zeit."

Mit Vorfreude nach Spa

In zehn Tagen steht für die Ex-DTM-Pilotin das zweite große Highlight des Jahres auf dem Terminplan. Frey startet beim 24-Stunden-Rennen in Spa-Francorchamps, dem vierten Saisonlauf der BES. "Beim Test konnte ich nur vormittags dabei sein, weil ich nachmittags wieder rüber nach China fliegen musste. Ich bin aber mit dem GT-Masters schon in Spa gefahren. Ich glaube, es wird eine große Herausforderung, weil unser Audi im Vergleich nicht allzu gut eingestuft ist. "

Den Audi R8 LMS Ultra mit der Startnummer 0 von WRT wird sich Frey mit den Kollegen Matt Hallyday und Nikolaus Mayr-Melnhof teilen. "Vor allem auf den Geraden verlieren wir teilweise einiges, zum Beispiel auf BMW. Das haben wir in den vergangenen Rennen gesehen. Wir werden es schwer haben. Aber wir sind gut aufgestellt. Es ist das Heimrennen für WRT, die dort jeden Millimeter kennen. Unser Ziel ist es, vorne mitzufahren", sagt die Schweizerin selbstbewusst.

"Ich persönlich möchte endlich mal ein 24-Stunden-Rennen wirklich zu Ende fahren. 2010 war für mich in Le Mans mit dem Ford GT frühzeitig Schluss, in diesem Jahr war das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring für lange Zeit in der Nacht unterbrochen. Ich hoffe, dass es jetzt mal über 24 Stunden geht", so der Wunsch von Frey vor den 24 Stunden von Spa. "Ich habe mir für dieses Jahr einen Podestplatz vorgenommen. Das ist mir bisher noch nicht gelungen. Ich war mehrfach nahe dran. Es wäre klasse, wenn es sich noch realisieren ließe."

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