Der Düsseldorfer Unternehmer will der Nordschleife ihren Reiz lassen und glaubt, ein valides Geschäftsmodell vorgefunden zu haben: "Kein Sanierungsfall"
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Seit einigen Wochen weht auf dem Nürburgring ein neuer Wind. Der neue Besitzer Capricorn will die Traditionsbahn in der Eifel auf Vordermann bringen und hat dafür große Pläne, die Firmenchef Robertino Wild im Gespräch mit der 'Rhein-Zeitung' erläutert. Er betont, keine Großbaustelle vorgefunden zu haben: "Es ist einer der größten Trugschlüsse zu glauben, dass der Nürburgring als operatives Geschäft ein Sanierungsfall ist", erklärt der 51-Jährige und spricht von "erheblichen Erträgen".
Dass er sich mit seinem Düsseldorfer Automotive-Zulieferer bei der Investition verhoben hätte, kann sich Wild nicht vorstellen: "Viele Unternehmen erwerben Firmen, die ungefähr die gleiche Größe haben wie sie selbst. Der Nürburgring ist nicht so groß wie die Bedeutung, die dieser Name ausstrahlt." Wild bekennt sich zur Formel 1 auf der Grand-Prix-Strecke und zum Charakter der Nordschleife: "Sie ist nicht so unsicher wie ihr Ruf. Sie ist nur nicht auf das Tempo heutiger Rennwagen ausgelegt. Wir werden in die Sicherheit investieren, ohne ihr den Reiz zu nehmen."
Der synthetische Look einer modernen Bahn kommt für Wild, der früher selbst Rennen fuhr und unter anderem die Ferrari-Challenge gewann, nicht infrage. Eine Begradigung von Abschnitten oder eine einheitliche, glatte Asphaltoberfläche sind daher kein Thema. Den Betonplatten im Karussell verspricht er sogar "Denkmalschutz". Wild weiß über seine Nordschleife zu berichten: "Der Reiz liegt darin, dass sie im Grunde eine umgebaute Eifelstraße ist."
Wild will den Nürburgring auf vier Säulen betreiben: Ganz oben steht seiner Aussage zufolge der Rennsport, hinzu kommen werbewirksame und lukrative Touristenfahrten, Testmöglichkeiten für die Autohersteller sowie ein neuer Technologiepark. Nach dem Vorbild des Gewebegebiets Meuspath unweit der Strecke soll ein Zentrum für Industrie und Forschungseinrichtungen entstehen. 25 Millionen Euro will Wild investieren. Das Geld soll außerdem in die Modernisierung der Strecke fließen, aber auch in den Rückbau des Eifeldorfs. "Die Kirmes muss weg", sagt er.
Das Kino im "Ring-Werk" und auch der "Ring-Boulevard" hingegen könnte eine Zukunft haben, schließlich tummeln sich dort am Rennwochenende viele Besucher. Der Düsseldorfer denkt an die Ansiedlung von Firmen oder den Lehrbetrieb für Universitäten in der sonstigen Zeit, die auch die "Ring-Arena" füllen könnten. Die drei Hotels und der Ferienpark bleiben, weil sie gutes Geld erwirtschaften. Wild hofft auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit dem ADAC, kündigt aber Personalabbau am "Ring" an: "Über die Zahl möchte ich nichts sagen", erklärt der Unternehmer.