Neue Autos und immer intensiverer Wettbewerb: GT3-Teams warnen vor einer Kostenexplosion in der Klasse und fordern konkrete Gegenmaßnahmen
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Eine neue Generation von Fahrzeugen, verkappte Werkseinsätze bei den großen Rennen und ein immer intensiverer Wettbewerb bei den Boxenstopps - das alles treibt die Kosten in der GT3-Kategorie nach oben, und lässt die Teams Alarm schlagen. "Die Kosten sind in den vergangenen beiden Jahren viel zu hoch geworden", klagt Renaud Dufour, Technischer Direktor des deutschen Bentley-Teams HTP gegenüber 'Sportscar365'.
Und auch Teambesitzer Hans Reiter sagt: "Die GT3 wird richtig teuer. Man sieht, dass viele Serien Probleme haben, ein gesundes Starterfeld zu bekommen." Exemplarisch dafür steht das deutsche GT-Masters. Standen dort noch 2012 beim Saisonauftakt in Oschersleben 39 Fahrzeuge in der Startaufstellung, waren es 2015 gerade noch 20. Auch die Blancpain-Endurance-Series verzeichnete nach Jahren des Booms in der abgelaufenen Saison einen Rückgang der Starterzahlen.
Immer mehr Teams wachsen die Kosten über den Kopf, und ein Ende dieser Entwicklung ist aktuell nicht abzusehen. Im Gegenteil, denn 2016 steht ein Generationswechsel bei den GT3-Fahrzeugen an. Mit Audi, BMW, Mercedes, Porsche und Ferrari bringen gleich fünf Hersteller neue Fahrzeuge auf den Markt. Teams, die in den großen Serien oder bei den 24-Stunden-Rennen in Spa und am Nürburgring um den Gesamtsieg fahren wollen, werden um Neuanschaffungen kaum herum kommen.
Neue GT3-Autos werden deutlich teurer
Und das wird teuer. War der alte Audi R8 LMS ultra laut Liste für 339.000 Euro zu haben, wird das Nachfolgemodell 60.000 Euro teurer sein. Der neue Ferrari 488 GTB GT3 soll sogar mehr als 500.000 Euro kosten.
Doch nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch die Einsatzkosten werden immer teurer, da der Wettbewerb immer professioneller wird. "Vor drei oder vier Jahren konnte man mit einem begrenzten Budget und einer guten Vorbereitung die 24 Stunden von Spa und am Nürburgring noch gewinnen, wenn man clever war", sagt HTP-Mann Dufour. Bei unserem Sieg mit dem Mercedes SLS bei den 24 Stunden von Spa haben wir keinen besonderen Aufwand betrieben", blickt er auf das Jahr 2013 zurück.
"Das ist heute nicht mehr möglich. Du brauchst Strategen, perfektes Tanken, ein brandneues Auto und zusätzliches Personal", beschreibt Dufour den Status Quo. Alleine das Thema Tankzeiten illustriert aus seiner Sicht, welch absurd hoher Aufwand mittlerweile betrieben werde. "Das Nachtanken ist mittlerweile entscheiden, und dort gibt es große Unterschiede zwischen den Herstellern. Normalerweise wird das durch die Durchflussbegrenzer ausgeglichen, aber das reicht nicht mehr aus."
Forderung nach technischer Abrüstung der Autos
So habe nach Dufours Beobachtung des werksunterstütze BMW-Team Marc VDS bei den 24 Stunden von Spa pro Tankvorgang etwa zehn Sekunden gewonnen, was hochgerechnet auf die Renndauer von 24 Stunden fast zwei Runden ausmache. Darauf musste die Konkurrenz reagieren und ihre Tanks überarbeiten. "HTP hat sogar darüber nachgedacht, das Innere des Tanks mit einer Strömungssimulation (CFD) zu untersuchen. Das ist für eine Meisterschaft wie die WEC vielleicht okay, aber nicht hier", meint Dufour.
Diese Entwicklung erkannte allerdings mittlerweile auch GT3-Organisator Stephane Ratel. Durch die Einführung von Mindeststandzeiten bei den Boxenstopps soll ihr Einhalt geboten werden. Doch diese Maßnahme reicht aus Sicht von Hans Reiter bei weitem nicht aus, um die Kosten im GT3-Bereich zu senken. "Um die GT3 günstiger zu machen, müssen wir die Autos um einige Sekunden einbremsen. Vielleicht sogar bis auf das Niveau eines Porsche-Cup-Fahrzeugs", schlägt er vor. Ob dies mit den großen Herstellern aber zu machen ist, darf bezweifelt werden.