Der Audi-Pilot ist stocksauer auf Marko Hartung, der ihm das Top-40-Qualifying verhagelte und beinahe in einen Highspeed-Crash verursacht hätte
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Frank Stipppler - mit einer fast perfekten Runde auf der Pole-Position - und der etwas überraschend auf Rang zwei gelandete Pedro Lamy hatten in der Pressekonferenz nach dem Top-40-Qualifying zu den 24 Stunden auf dem Nürburgring gut Lachen. Der Drittplatzierte dagegen in die sprichwörtliche Zitrone gebissen: Christian Mamerow. Schuld war Rowe-Mercedes-Pilot Marko Hartung, der seinen Audi R8 LMS auf der zweiten schnellen Runde erst blockierte und dann von der Strecke drängte.
Mamerow lässt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' die Situation Revue passieren: "Auf Hohe Acht hatte ich Anschluss gefunden. Wippermann runter bin ich ihm das erste Mal ganz nahe auf die Stoßstange gefahren", erinnert sich der 28-Jährige, der hinter dem Verhalten des Konkurrenten offenbar böse Absicht ortet: "Ich habe erst gedacht, er sieht mich nicht und habe mich mehrmals mit Lichthupe und durch kurzes Ausscheren gezeigt." Doch weiter führte kein Weg am schwarzen SLS AMG vorbei.
Mamerow traute seinen Augen nicht, wie er berichtet: "Dann hat er im Brünnchen angefangen, Kampflinie zu fahren. Von diesem Moment an war mir bewusst, dass er mich gesehen hat, aber mich nicht freiwillig vorbeilassen wird", hadert der Mann aus Castrop-Rauxel und hat kein Verständnis für die Fahrweise des Rowe-Piloten: "Jeder, der schon einmal auf der Nordschleife gefahren ist, weiß, wie gefährlich es ist, im Bereich Pflanzgarten und den Passagen danach bis zu Start und Ziel zu überholen."
"Die Argumente ordentlich aufzählen
Die Fassung wahren, nichts überstürzen, dachte sich Mamerow. "Deswegen habe ich mich dann auf die Döttinger Höhe konzentriert. Ich war auch schon daneben." Doch statt endlich das Gas zu lupfen, drückte Hartung den R8 von der Piste. "Was er dann gemacht hat, zeugt nicht von sehr viel Intelligenz", ärgert sich Mamerow, der sein Auto auch auf der Grasfläche noch kontrollierte. "Er hätte mir einfach die Luft lassen können. Spätestens in diesem Moment schließe ich doch mit der Runde ab und sage 'Okay, da ist jemand, der auf einer schnelleren ist.'"
Da scheint ein Wörtchen unter Fahrerkollegen fällig zu sein, oder? "Ich bin neben ihn gefahren und er hat nicht reagiert. Dementsprechend gehe ich nicht davon aus, dass er das tut, wenn ich zu ihm gehe", meint Mamerow, der trotzdem "seine Argumente ordentlich aufzählen" will. An Einsicht glaubt er jedoch nicht, an eine Bestrafung für den Rowe-Mercedes vielleicht. "Jeder hat es gesehen. Bei jeder Fahrerbesprechung wird von fairem Verhalten untereinander gesprochen. Das war es nicht. Dementsprechend sollte derjenige die Konsequenzen zu spüren bekommen."
So rückte in den Hintergrund, dass der Audi auf Rang drei eine gute Ausgangsposition für die eigentlichen 24 Stunden auf dem Nürburgring besitzt. Mit Marc Basseng, Rene Rast und Thomas Mutsch exzellent besetzt muss die Truppe zu den Topfavoriten zählen. Mamerow ist die Zitrusfrucht offenbar doch noch einigermaßen bekommen: "Es war wieder ein super Erlebnis, das Top-40-Qualifying zu fahren", meint er und wittert gute Chancen auch bei angekündigten regnerischen Bedingungen, obwohl er 2013 selbst noch keine Runde im Nassen abspulte. "Man bekommt nicht immer das, was man sich wünscht", warnt Mamerow. Wie doppeldeutig.