Nach fünf Gesamtsiegen zählt das Manthey-Team mit seinen Porsche zu den Topfavoriten - Zwei verschiedene Fahrzeugkonzepte sollen den Weg ebnen
© Foto: xpbimages.com
Mit fünf Gesamtsiegen auf der Nordschleife in sieben Jahren ist das Team von Porsche-Spezialist Olaf Manthey das erfolgreichste in der Geschichte des 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring. Am Pfingstwochenende treten der ehemalige DTM-Pilot und seine illustre Belegschaft erneut mit zwei verschiedenen Fahrzeug-Konzepten an, um den sechsten Gesamtsieg zu holen - er würde sich damit in die Motorsport-Geschichtsbücher eintragen.
Unzählige Rennen in den verschiedensten Serien und Kategorien haben Boliden unter seiner Federführung schon bestritten, doch das 24-Stunden-Rennen wird für Manthey nie ein Wettbewerb wie jeder andere sein. Und zur Begründung dieser Tatsache genügt ein einziger Begriff: Nordschleife. "Sie ist unser Wohnzimmer und von klein auf meine große Liebe", sagt Manthey. Der gebürtige Bonner weckt damit übrigens keine Eifersüchteleien - Gattin Renate geht es ganz genauso.
Nicht weniger als fünf Fahrzeuge, selbstredend allesamt aus dem Hause Porsche, schickt die Mannschaft aus dem direkt neben dem Nürburgring gelegenen Meuspath in die Hatz zweimal rund um die Uhr. Und weil Manthey nur ungern etwas dem Zufall überlässt, geht er den Kampf um den Gesamtsieg erneut zweigleisig an. Speerspitzen seines Kaders sind ein Porsche 911 GT3 RSR mit den Piloten Timo Bernhard, Lucas Luhr, Marc Lieb und Romain Dumas sowie ein 911 GT3 R, gefahren von Marco Holzer, Jörg Bergmeister, Richard Lietz und Nick Tandy.
Fragezeichen hinter RSR-Variante
Alle entstammen dem Zuffenhausener Werkskader und gelten als extrem erfahren. Und dass mit Klaus Bachler und Michael Christensen auch die beiden aktuellen Porsche-Junioren in Mantheys bewährte Hände gegeben wurden (sie fahren mit Robert Renauer und Michael Illbruck), unterstreicht den hohen Stellenwert, den die schwäbische Sportwagenschmiede Rennen rund um die Uhr einräumt. Welches der zwei Fahrzeugkonzepte, der "dick"" RSR aus der GT2-Klasse oder der "klein"" GT3 R, wettbewerbsfähiger sein wird, ist für den Chef schwer abzuschätzen.
"Wir wissen nicht, wo wir mit dem RSR stehen", gesteht Manthey. "Es ist auch eine Frage der Einstufung. Ob der 31,4-Millimeter-Luftmengenbegrenzer, den wir beim zweiten VLN-Rennen gefahren sind, zu groß oder zu klein ist, können wir kaum abschätzen, weil wir wegen des Wetters nur eine Runde auf Slicks fahren konnten. Und mit der 30,7-Millimeter-Variante, die uns für die 24 Stunden verordnet wurde, haben wir auf den Geraden ein Top-Speed-Problem."
Dennoch hofft der frühere DTM-Pilot auf ein konzeptionelles Plus bei dem mit viel Abtrieb gesegneten GT2-Auto. Manthey meint: "Speziell im Verkehr versprechen wir uns mit dem RSR Vorteile, weil man mit ihm auch mal außen überholen oder leichter im Windschatten fahren kann. Wobei der neue R in diesen Disziplinen besser geworden ist als sein Vorgänger, wenn auch auf Kosten der Höchstgeschwindigkeit, die um rund zehn Stundenkilometer gesunken ist. Generell haben die GT3-Autos in allen Belangen zugelegt, sodass wir uns gut überlegen müssen, ob der Einsatz des RSR Sinn macht."
Generalprobe verpatzt
Nach einem abschließenden Test am Donnerstag gab der Teamchef vorläufig grünes Licht für den Einsatz des bei den Fans so beliebten "Dicken". Wir werden mal die Trainings fahren, und dann sehen wir weiter", meint Manthey. Ein Gesetz im Langstrecken-Sport lautet: Frage einen Teamchef, ob er genügend Zeit zur Vorbereitung hatte, und er wird vehement den Kopf schütteln. "Du brauchst immer mehr Zeit", grinst Manthey. "Jedes Jahr im Winter sagen wir uns das Gleiche: Lasst uns rechtzeitig mit den Vorbereitungen anfangen, damit wir früh fertig sind. Und dann kommt doch wieder alles anders."
Die Generalprobe jedenfalls ging schon mal gründlich schief. Nur einer der fünf Manthey-Porsche sah beim zweiten VLN-Saisonrennen das Ziel. Freilich hätte der Teamboss selbst diesen Dämpfer gar nicht gebraucht, um zu wissen, dass das 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife schlichtweg unplanbar ist: "Du kannst dich mit noch so viel Geld noch so akribisch vorbereiten und die besten Fahrer ins beste Paket setzen - am Ende lässt sich der Erfolg eben doch nicht kalkulieren. Und das macht das Ganze ja auch so spannend!"