Die Spitzenteams der VLN drohen mit einem Boykott der Rennen auf der Nordschleife, sollte der DMSB nicht auf die Forderung der Fahrer AG eingehen
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In der Diskussion um den zukünftigen Rennbetrieb auf der Nürburgring-Nordschleife gerät der Deutsche Motorsport Bund (DMSB) unter massiven Druck. Zahlreiche Spitzenteams der VLN Langstreckenmeisterschaft drohen mit einem Boykott der Rennen auf der Nordschleife, sollte der DMSB nicht auf die Vorschläge der Arbeitsgemeinschaft der Fahrer (Fahrer AG) eingehen. "Solange es keine Einigung über die Vorschläge der Fahrer AG gibt, werden die Teams nicht starten", sagt Olaf Manthey, Sprecher der neu gegründeten Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN).
Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, hat die ILN beschlossen, dass die Rennwagen ihrer Teams bis zur Umsetzung nicht mehr bei Langstreckenrennen am Nürburgring starten werden. Zu den Teams der ILN zählen viele bekannte Namen am Nürburgring, unter anderem Manthey, Frikadelli, Black Falcon, Car Collection, Jürgen Alzen und andere, die insgesamt laut eigenen Angaben über 100 Rennwagen der Starterfelder repräsentieren.
Die Gründung der ILN war aus Sicht der Mitglieder notwendig, nachdem der DMSB die Vorschläge erfahrener Piloten ignoriert hatte. Im kürzlich vorgestellten Maßnahmenpaket für die Nordschleife hatte der DMSB zentrale Forderung der Fahrer AG, zu der die erfahrenen Nordschleifen-Piloten Dirk Adorf, Marc Lieb, Arno Klasen, Altfrid Heger und Markus Oestreich gehören nicht umgesetzt.
Kritik an Code 60 und Nordschleifen-Permit
"Der DMSB wich unverständlicherweise von diesen auf großer Erfahrung basierenden Vorschlägen ab, zum Teil mit irritierender Begründung", heißt es in einer Mitteilung der ILN. "Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass stattdessen der bürokratische Aufwand und die Kosten für die Fahrer und Teams steigen werden, während die gewählten Lösungsansätze immer komplexer und schwerer umsetzbar werden."
Konkret bemängelt die ILN zum einen die fehlende Regelung im Bezug auf die Code-60-Phasen. "Der DSMB hatte Anfang 2014 eine Regelung für das Verhalten in Gefahrensituationen eingeführt, bei der an der Unfallstelle selbst nicht schneller als 60 km/h gefahren werden darf. Trotz mehrerer Änderungen ist es bisher nicht gelungen, eine für alle Beteiligten sichere und verträgliche Lösung zu etablieren", heißt es. "Die Fahrer AG hat nunmehr ein an internationalen Richtlinien orientiertes Sicherheitskonzept vorgeschlagen, das jedoch bisher nicht vom DMSB in unveränderter Form bestätigt wurde."
Auch die Regelungen rund um das sogenannte Nordschleifen-Permit werden kritisiert. "Anfang 2015 führte der DMSB eine Permit für Rennen auf der Nordschleife ein, die sicherstellen soll, dass alle Fahrer über ausreichende Erfahrung auf dem Nürburgring verfügen, bevor sie am 24-Studnen-Rennen oder einem VLN-Rennen teilnehmen dürfen. Auch hier hat die Bürokratie die Oberhand gewonnen, sodass mittlerweile alle Rennen von dieser Forderung erfasst wurden, ohne dass die Permit zu einer nachweislichen Qualifikation geführt hätte", heißt es.
ADAC Nordrhein und VLN unterstützen die Forderungen
"Die Fahrer AG hat den Blick aufs Wesentliche gerichtet: der Einstieg in den Langstreckensport soll einfach, der Aufstieg in die schnellen Klassen dagegen nur mit entsprechender Nordschleifenerfahrung möglich sein. Ein vom DMSB angedachtes DPN-Permit für Rennen der RCN sowie die Youngtimer-Serie wird abgelehnt."
"Weder dieser Vorschlag, noch ein bereits fertig programmiertes eLearning-Tool für Fahrer und Streckensicherung zum regelmäßigen Test der Regelsicherheit wurden durch den DMSB akzeptiert. Insbesondere wurde ein zwingend geforderter Abschlusstest der Fahrer vor Ort bislang nicht bestätigt", so die Mitteilung der ILN weiter. Daher kommen sie zu dem Schluss: "Es ist nicht hinnehmbar, dass der DMSB die Erfahrung der Aktiven ignoriert, wenn es um sicherheitsrelevante Entscheidungen geht."
Besonderen Nachdruck erhalten die Forderungen durch die Tatsache, dass sowohl der ADAC Nordrhein als Veranstalter des 24-Stunden-Rennens als auch die VLN ihre Unterstützung zugesagt haben. Aufgrund dieser breiten Front wird der DMSB reagieren müssen, sollen die Rennen auf der Nordschleife 2016 sportlich nicht zur Farce werden.