Sebastien Ogier verfolgte schon als Kind die Formel 1 in Monaco - Nun steht das Rallye-Ass selbst im Fürstentum im Porsche-Supercup am Start
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An diesem Wochenende steht der berühmte Grand Prix von Monaco im Mittelpunkt. Sebastian Vettel und Co. stürmen mit ihren Formel-1-Boliden durch die enge Straßenschlucht. Im Rahmenprogramm starten aber noch zwei weitere Superstars: Die beiden Rallye-Ausnahmekönner Sebastien Loeb und Sebastien Ogier sind im Porsche-Supercup am Start. Loeb fuhr bereits vor zwei Wochen im 911 GT3 Cup-Boliden in Barcelona. Für Ogier ist es eine Premiere, die bis jetzt erfolgreich war: Im Qualifying zog der jüngere der beiden Franzosen Startplatz zwölf an Land, während Loeb 15. wurde. "Es ist nicht schlecht, dass ich vor ihm stehe, wenn ich unsere Erfahrungen vergleiche", meint Ogier über das direkte Duell. "Das ist gut." Das Feld umfasst 26 Fahrzeuge.
Monte Carlo ist für Ogier ein besonderer Ort, denn er ist in der Stadt Gap aufgewachsen. Das befindet sich rund dreieinhalb Autostunden nordwestlich des berühmten Fürstentums. "Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Als ich klein war, war ich oft als Fan hier und habe die Formel 1 verfolgt. Zweimal war ich auch als Streckenposten mit dem Feuerlöscher im Einsatz. Ich kenne Monaco", schwelgt der Führende der Rallye-WM in Erinnerungen. "Der Rallye-Sport war in der Nähe meines Elternhauses und ich konnte die Autos oft sehen", spricht er die berühmte Rallye Monte Carlo an.
Im Jahr 2009 gewann Ogier den Klassiker, der damals nicht zur WM zählte. "Ich habe auch die Formel 1 verfolgt, weil mein Vater ein Fan von Ayrton Senna war. Deshalb waren wir immer hier und haben die Trainings verfolgt." Die Rennen aber nicht? "Nein, weil es etwas zu teuer für meine Eltern war. Deshalb sind wir immer am Donnerstag zum Training gekommen. Mein Vater kommt am Samstag und verfolgt mein Rennen am Sonntag. Für mich ist es ein Traum, hier zu fahren. Wenn mir vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, dass ich in Monaco ein Rennen fahren kann, dann hätte ich gesagt: 'Träum weiter'."
Die Realität im Jahr 2013 lautet, dass Ogier in Monaco fährt. "Ich genieße es sehr, diesen Porsche hier zu fahren. Es ist mein erstes Rennen im Porsche. Vor zwei Wochen habe ich in Hockenheim einen halben Testtag absolviert. Es ist mein zweites Rennen auf einer Rennstrecke. Vor zwei Jahren bin ich einen GT-Ferrari in Le Castellet gefahren." Die Erfahrung ist limitiert, doch im Qualifying fehlten auf die Pole-Position lediglich 1,5 Sekunden.
"Im Moment läuft es nicht so schlecht. Im Freien Training lag ich zeitweise auf Platz drei. Dann bin ich etwas zurückgefallen, weil ich lieber fahren und Erfahrung sammeln wollte, anstatt neue Reifen zu holen. Heute Vormittag war es sehr schwierig, weil viel Verkehr herrschte. Am Ende hatte ich eine freie Runde, aber es war nicht meine beste Runde, weil ich die Zeit sichern wollte. Ich stehe in der Mitte der Startaufstellung, das ist nicht so schlecht", bewertet der 29-Jährige seine Leistung.
In kurzer Zeit musste sich Ogier auf das 911er-Cup-Auto umstellen. "Es ist ein ganz anderes Fahrzeug als mein Rallye-Auto. Man muss viel mehr auf die Reifen Acht geben", vergleicht er einen wesentlichen Unterschied. "Der Porsche ist auf der Bremse auch sensibler. Dagegen ist das Rallye-Auto beim Bremsvorgang viel stabiler, weil es Vierradantrieb hat. Beim Porsche kann man die Hinterreifen rasch verschleißen, weil die ganze Power auf die Hinterreifen übertragen wird."
"Ich darf nicht so aggressiv wie mit dem Rallye-Auto sein. Mir gefällt es, mich darauf einzustellen. Wir arbeiten auch viel mehr mit der Datenaufzeichnung. Bei den Rallyes sind die Prüfungen zu lang und wir befahren sie nur ein oder zweimal. Ich habe einen sehr guten Teamkollegen und kann mich mit ihm vergleichen. Es gefällt mir zu sehen, wo ich mich verbessern kann."
Es stellt sich die Frage, ob der Auftritt Ogier auch weiterbringt, oder ob es eine reine Spaßveranstaltung ist? "Ich glaube, dass jede Rennerfahrung etwas bringt, weil man am Gefühl arbeitet und Erfahrung sammelt. Da wir im Rallye-Sport nicht viel mit den Daten arbeiten, geht es hauptsächlich um das Gefühl. Hier kann man sein Gefühl mit den Daten vergleichen. Dadurch kann man versuchen sich zu verbessern. Das kann man in den Rallye-Sport mitnehmen, obwohl die beiden Autos komplett anders zu fahren sind", meint der Volkswagen-Werksfahrer.
Ein wesentlicher Unterschied ist auch der Verkehr, denn während man im Rallye-Auto gegen die Uhr fährt, gibt es im Porsche-Cup auch Lackaustausch. "Mir gefällt es, aber es ist nicht schön, wenn dich jemand aus dem Rennen schiebt. Man scheidet aus, obwohl man keinen Fehler gemacht hat. Im Rallye-Sport entscheidest du das Resultat. Wenn du gut fährst, dann hast du ein gutes Resultat. Machst du einen Fehler, dann bist du neben der Straße. Es ist aber ein schönes Gefühl, wenn man gegen andere Gegner auf die Strecke fährt und Leute im Zweikampf überholen kann."
Das Rennen über 16 Runden findet am Sonntagvormittag statt. Welche Ziele hat sich Ogier gesteckt? "Ich bin Zwölfter und weiß, dass Überholen hier nicht einfach ist. Ich habe erst einen Start mit diesem Auto probiert. Wenn ich es in die Top 10 schaffe, dann wäre ich sehr zufrieden. Vor diesem Wochenende hatte ich mir kein Ziel gesetzt, denn es fahren viele Spezialisten mit diesem Auto. Ich weiß, dass ich noch schneller fahren kann. Im Rennen werden wir sehen wie es läuft, weil Überholen sicher schwierig ist."