Picketts Aufholjagd ohne Happy End

, 20.08.2012

Klaus Graf und Lucas Luhr zeigten in Road America eine packende Aufholjagd, die im engsten Zieleinlauf aller Zeiten nicht mit dem Sieg belohnt wurde

Nach vier Stunden Rennzeit waren der Dyson-Lola-Mazda von Guy Smith und Chris Dyson und der Pickett-HPD von Klaus Graf und Lucas Luhr auf der Ziellinie des Rennens der American-Le-Mans-Series (ALMS) in Road America nur um einen Wimpernschlag von 83 Tausendstelsekunden voneinander getrennt. Nach solch einem packenden Finish hatte es vor und während des Rennens, das für die Pickett-Mannschaft gleich mehrmals eine Wendung nahm, lange nicht ausgesehen. Nach einer starken Vorstellung von Graf und Luhr im Qualifying fuhren die Deutschen zunächst ihrem sechsten Sieg in Folge entgegen.

Graf führte das Rennen schon mit gut einer Minute Vorsprung an, als eine Schlauchstelle am Kühler brach, woraufhin Kühlflüssigkeit austrat. "Es ist schon ein wenig frustrierend, dass uns ein solch kleines Teil einen möglichen Sieg gekostet hat", ärgert sich Luhr. Zwar konnte die Boxen-Mannschaft den Schaden schnell reparieren, doch als das Auto wieder auf die Strecke ging, betrug der Vorsprung des Dyson-Teams vier Runden.

"Mit vier Runden Rückstand war es in Road America eigentlich unrealistisch, noch auf einen Sieg zu spekulieren", sagt Luhr. "In Lime Rock ist uns das zwar gelungen, aber das hier ist die längste Strecke im Kalender - einfach unglaublich." Doch bei noch drei Stunden verbleibender Fahrzeit machten Luhr und sein Partner Graf das scheinbar Unmögliche möglich und holten Runde um Runde auf. Dabei halfen neben sehr schnellen Rundenzeiten eine gute Boxenstopp-Strategie und zwei Safety-Car-Phasen, die für Pickett genau zum richtigen Zeitpunkt kamen.

"Pickett hat Großartiges geleistet. Hier vier Runden Rückstand aufzuholen, ist eine unglaubliche Leistung", zeigte sich auch HPD-Projektleiter Allen Miller über sein Partnerteam begeistert. "Alle haben einen tollen Job gemacht: Die Mechaniker, die das Auto unter schwierigen Bedingungen reparierten, die Ingenieure, die eine perfekte Strategie gewählt haben und die beiden Fahrer, die eine fantastische Leistung gezeigt haben."

40 Minuten vor Rennende lag Luhr, der das Auto zur Rennhalbzeit von Graf übernommen hatte, wieder in der Führungsrunde. Trotz des dichten Verkehrs hatte er sich zu Beginn der Schlussrunde bis auf drei Zehntelsekunden an den Führenden Smith herangekämpft. Es folgte eine spannende letzte Runde, in der Luhr mehrmals einen Angriff wagte. "Ich habe in der Kanada-Kurve einen Angriff versucht, aber das hat nicht funktioniert. Dann blieb mir nur noch die letzte Kurve, aber dort war ich so spät auf der Bremse, das Auto wollte einfach nicht einlenken", erklärt der 33-Jährige.

Durch das späte Bremsen von Luhr konnte Smith besser aus der letzten Kurve beschleunigen und gewann den Sprint zur Ziellinie. "Wenn wir noch gewonnen hätten, hätte die Geschichte ein perfektes Ende genommen, aber ich muss Dyson und Guy Smith gratulieren. Er ist sehr gut gefahren und hat seine Position gut verteidigt", zollt Luhr seinem Gegner Anerkennung. "Nach vier Runden Rückstand ist das ein sehr gutes Resultat. Ich muss mich bei der Crew bedanken, die uns so schnell wieder auf die Strecke gebracht hat. Wir haben eine gute Saison, nach fünf Siegen in Folge und einem zweiten Platz können wir uns wirklich nicht beschweren", meint Luhr.

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