Der RWE beteuert im Interview mit 'Motorsport-Total.com', dass die Gespräche um den Erftlandring weitergehen - Die Strecke muss aber definitiv weichen
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Der verzweifelte Hilfeaufruf des Kart-Clubs Kerpen stößt bei RWE auf offene Ohren, versichert der Energieriese. Demnach besteht nach wie vor Hoffnung auf einen Fortbestand des Vereins mit eigener Bahn. Definitiv wird das aber nicht am Standort Kerpen-Manheim der Fall sein. Das bekräftigt ein RWE-Sprecher im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. Tenor: " Noch sind wir in den Gesprächen ja nicht am Ende aller Tage. Wir setzen diese Gespräche ja fort und haben nach wie vor das Ziel, uns mit allen Beteiligten auf eine einvernehmliche Lösung zu verständigen."
Doch wie diese Lösung aussehen soll, ist weiter ein Problem. Der Kart-Club Kerpen hofft auf zwei mögliche Lösungen: Entweder den Fortbestand der Kartbahn am jetzigen Standort oder doch noch Betrieb an einem Ausweichort. Möglichkeit eins scheidet aber aus: "Wir brauchen auch das Gelände der Kartbahn, um im Tagebau Hambach - so wie er genehmigt und in den vergangenen Jahren bestätigt worden ist - Braunkohle zu gewinnen, die wir für die Sicherstellung der Energieversorgung brauchen."
Ein Fortbestand der bisherigen Kartbahn, die "übrigens gar nicht so haarscharf an der Grenze liegt", so der O-Ton, ist also nicht verhandelbar. Braunkohlegebiete werden in zähen Verhandlungen festgelegt, die oftmals Jahrzehnte dauern. Szenen von Zwangsräumungen von Bewohnern, die sich weigern, ihre Häuser zu verlassen, kennt man aus den Nachrichten. Bleibt also die zweite Möglichkeit, eine Verlegung der Kartbahn. So war es bislang geplant, kommt aber momentan nicht zustande.
Der RWE gibt zu, dass die Suche nach einem Ausweichstandort im Falle einer Kartbahn sich deutlich schwieriger gestaltet als bei anderen Umsiedlungen. "Eine solche Suche ist in einem recht dicht besiedelten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebiet wie dem Raum westlich von Köln erfahrungsgemäß schwer. Da stoßen viele Interessen aufeinander", heißt es seitens des Sprechers. Hinzu kommt, dass eine Kartbahn eine vergleichsweise große Fläche benötigt. Nichtsdestotrotz hat man mittlerweile drei Gelände gefunden, auf denen ein Weiterbetrieb theoretisch möglich wäre.
Das letzte und aussichtsreichste davon liegt in Blatzheim ebenfalls in einer ehemaligen Kiesgrube. Doch hier kommt die zweite Komponente ins Spiel: "Eine Fläche zu haben und ihre technische Eignung ist das eine, die Akzeptanz vor Ort muss natürlich gegeben sein. Und ohne diese ist das nicht zu machen." Und genau das ist passiert: Obwohl alle Messungen laut Ralf Schumacher ergeben haben, dass eine Kartbahn emissionstechnisch (sowohl akustisch als auch schadstofftechnisch) zumutbar ist, kann die Bahn momentan nicht verlegt werden. Die Politik stellt sich quer.
In Blatzheim wohnt nämlich zufälligerweise auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Ripp, ein Parteifreund des seit Herbst 2015 im Amt befindlichen Oberbürgermeisters Dieter Spürck. RWE weiß um die Problematik: "Kartbahnen haben offenbar den Ruf, möglicherweise Geräuschemissionen und Autoverkehr nach sich zu ziehen, was eine solche Suche (nach einem alternativen Standort; Anm. d. Red.) natürlich noch weiter erschwert - unabhängig davon, ob das nun stimmt oder nicht." Von Spürck gibt es bislang nur eine barsche Antwort auf Schumacher (mehr dazu morgen), während Ripp als Kartbahn-Gegner gilt.