Spannung gibt es um Rang zwei im Gesamtklassement und in der Legenden-Wertung mit Christian Danner, Markus Winkelhock, Frank Biela und Emanuele Pirro
© Foto: Volkswagen
Großes Saisonfinale in Hockenheim: Auf der badischen Formel-1-Strecke trägt der Volkswagen Scirocco R-Cup am 20. Oktober sein zehntes und letztes Rennen des Jahres aus. Auch wenn mit dem Schweden Ola Nilsson der neue Champion bereits feststeht, verspricht das Finale beste Unterhaltung. Gleich sieben Piloten haben noch Chancen auf die Vizemeisterschaft und auch die Entscheidung in der Junior-Cup-Wertung ist noch nicht gefallen. Für zusätzliche Spannung sorgen die Starter in der Legenden-Wertung.
Diesmal treten die Le-Mans-Sieger Frank Biela und Emanuele Pirro, der frisch gebackene GT1-Weltmeister Markus Winkelhock sowie der ehemalige Formel-1-Pilot und jetzige 'RTL'-Experte Christian Danner mit den bis zu 285 PS starken Cup-Scirocco mit Bio-Erdgas-Antrieb an. Ebenfalls als Gaststarter dabei: Norbert Vettel, der Vater des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters Sebastian Vettel.
Winkelhock einziger Gaststarter mit Laufsieg
Biela und Pirro waren lange Zeit Weggefährten bei Audi. Bereits Mitte der 1990er Jahre fuhren sie für die Ingolstädter Super-Tourenwagen-Rennen, ehe sie ab 1999 in das Sportwagenprojekt der Marke eingebunden waren. Insgesamt herausragende fünf Mal, von 2000 bis 2002 sowie 2006 und 2007, gewannen sie zusammen den 24-Stunden-Klassiker an der Sarthe. Damit gehören sie zu den erfolgreichsten Piloten überhaupt in Le Mans.
Winkelhock schrieb im Juni auf dem Lausitzring Scirocco-R-Cup-Geschichte: Als bisher einzigem Legenden-Starter überhaupt gelang dem ehemaligen Formel-1- und DTM-Piloten der Sieg bei einem Rennen - und das beim ersten Auftritt überhaupt. Winkelhock erlebt 2012 seine erfolgreichste Saison im Motorsport: Vor knapp zwei Wochen gewann er die GT1-Weltmeisterschaft, im Mai siegte er beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.
Vater Vettel folgt Vater Hamilton
Für Danner ist es ebenfalls der zweite Scirocco-R-Cup-Auftritt in dieser Saison. Der ehemalige Formel-1-Pilot, der von 1985 bis 1989 insgesamt 36 Grands Prix absolvierte und seit 1998 für den TV-Sender 'RTL' als Experte arbeitet, startete Ende Juni auf dem Norisring. Zwischen 1988 und 1996 errang Danner fünf Siege in der DTM. Mit Vettel, dessen Sohn Sebastian derzeit um seinen dritten Titelgewinn kämpft, startet bereits zum zweiten Mal ein Vater eines Formel-1-Weltmeisters im Volkswagen Scirocco R-Cup.
Im vergangenen Jahr fuhr Anthony Hamilton, der Vater von Lewis Hamilton, in Brands Hatch eine Trainingssitzung im Cup-Scirocco. Für Vettel ist der aktive Motorsport kein Neuland. Er bestritt zwölf Jahre Bergrennen und fuhr dabei auch einen Volkswagen Golf GTI. Als Gaststarter tritt in Hockenheim der Chinese Yin Hai Tao an. Der 25-Jährige startet im Volkswagen Scirocco R-Cup China und belegte in den vergangenen zwei Saisons die Gesamtränge sechs und vier. 2011 wurde er zudem als bester Chinese ausgezeichnet.
Nilsson hat Meisterschaft sicher
Ebenfalls beim Saisonfinale am Start ist der Brite James Walker. Der 26-Jährige gewann 2012 mit zwei Siegen und neun weiteren Podestplätzen den britischen Volkswagen Racing Cup. Als Sieger der Volkswagen Motorsport Kart-Challenge tritt Michael Bräutigam in Hockenheim im Scirocco R-Cup an. Der Redakteur des Fachmagazins 'Motorsport aktuell' setzte sich Anfang September beim großen Finale in Dortmund gegen 24 Kollegen durch.
Der Volkswagen Scirocco R-Cup tritt bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr in Hockenheim an. Beim Saisonauftakt Ende April siegte Nilsson mit nur 0,5 Sekunden Vorsprung auf Legenden-Starter Mika Salo. Das Podium komplettierte Jann-Hendrik Ubben. Der Schwede legte mit seinem Erfolg im ersten Saisonlauf den Grundstein für eine beeindruckende Saison. Nilsson ließ seitdem sechs weitere Siege folgen und krönte sich am vergangenen Rennwochenende in Oschersleben vorzeitig zum Scirocco R-Cup-Champion.
Jensen will Junior-Cup gewinnen
Spannend ist dagegen der Kampf um den zweiten Gesamtrang. Gleich sieben Fahrer haben vor dem Finale bei 60 zu vergebenden Zählern noch die Chance, die Saison als Tabellenzweiter abzuschließen. Die besten Aussichten hat der US-Amerikaner Dennis Trebing mit derzeit 271 Zählern vor dem Polen Adam Gladysz mit 268 Punkten. Der Däne Kasper H. Jensen hat als Gesamtvierter 250 Punkte, dahinter folgen Berke Bayindir (228) aus der Türkei sowie die drei bestplatzierten deutschen Piloten Jonas Giesler (220) sowie Jann-Hendrik Ubben und Moritz Oestreich (je 216 Punkte).
Jensen reist zudem als Führender des Junior-Cup nach Baden-Württemberg. Dem Dänen fehlen lediglich noch sechs Punkte, um sich den Sieg in der Wertung für Piloten der Jahrgänge 1988 bis 1995 zu sichern. Sein engster Verfolger Jonas Giesler hat bereits 54 Zähler Rückstand. Alle Rennen des Volkswagen Scirocco R-Cup können auch per Livestream in der iPhone-App oder im Internet angesehen werden; wahlweise mit englischem oder deutschem Kommentar.
Große Vorfreude bei Volkswagen
Jost Capito fiebert dem Saisonabschluss entgegen: "Wir möchten uns bei den Motorsport-Fans mit einem tollen Rennwochenende in Hockenheim bedanken. Auch wenn Ola Nilsson schon als Meister feststeht, wird das Rennen sicher nicht langweilig - dafür sorgen schon der spannende Kampf um den Vizetitel und unsere hochkarätigen Legenden Frank Biela, Christian Danner, Emanuele Pirro und Markus Winkelhock", so der Volkswagen Motorsport-Direktor.
Er kann es kaum noch abwarten, die Legenden im Schlagabtausch zu sehen: "Ich bin schon gespannt, ob es erneut jemand von ihnen aufs Podium schafft. Besonders freue ich mich auch auf unsere Gaststarter vom Scirocco-Cup China und dem britischen Volkswagen Racing Cup sowie auf den Vater von Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, der zeigen kann, von wem sein Sohn das Talent geerbt hat", ist Capito gespannt.
Biela und Pirro: alte Weggefährten
Biela erinnert sich an ein Familienduell: "Für mich ist es nach Hockenheim und Oschersleben 2010 sowie Norisring 2011 bereits der vierte Start im Volkswagen Scirocco R-Cup. Es macht immer wieder Spaß dort anzutreten, 2010 bin ich dort bereits gegen meine Tochter Isabelle gefahren", so der Le-Mans-Sieger, der zum Wettstreit mit einem Freund antritt: "Dass ich jetzt beim Finale gegen meinen ehemaligen Audi-Teamkollegen Emanuele Pirro antreten kann, mit dem ich fünfmal in Le Mans gewonnen habe, ist natürlich eine tolle Sache."
"Auch wenn Emanuele immer noch verdammt schnell unterwegs ist, wird es sehr schwierig sein, ihn zu schlagen", so Biela weiter. Danner meint: "Ich freue mich sehr auf das Rennen in Hockenheim. Toll, dass ich nach dem Mauer-Crash am Norisring wieder die Gelegenheit habe - es kann nur besser werden", erklärt der ehemalige Formel-1-Pilot, der Rennblut geleckt hat. "Ich bin jedenfalls wieder auf den Geschmack gekommen. Der Cup-Scirocco hat ein klasse Handling."
Wiedersehen mit alten Bekannten
Das Umweltkonzept des Scirocco hat Danner überzeugt: "Auch das Bio-Erdgas-Konzept hat mich sehr positiv überrascht. Mit den anderen Legenden Emanuele Pirro, Frank Biela und Markus Winkelhock werde ich mir sicher das ein oder andere Duell liefern - lustig wird es an diesem Wochenende in jedem Fall", ist er sich sicher. Genau wie Pirro: "Ich bin froh, dass es nach so vielen Versuchen bei mir zeitlich endlich geklappt hat mit einem Start im Scirocco R-Cup."
Von der Idee, sich mit Altmeistern zu messen, ist der Italiener angetan: "Die Legenden-Wertung ist eine tolle Idee von Volkswagen und für jeden Fahrer eine schöne Gelegenheit, alte Freunde und Kollegen zu treffen", findet er. "Und auch die Zuschauer werden ihren Spaß an den Duellen auf der Strecke haben, da bin ich sicher. Ich persönlich freue mich besonders, dass ich auf meinen langjährigen Le-Mans-Teamkollegen Frank Biela treffe. Den Cup-Scirocco konnte ich vorher kurz testen: Er ist gut zu kontrollieren und macht großen Spaß. Ich muss mir nur noch eine clevere Taktik für den Push-to-pass-Einsatz zurechtlegen."
Ein Vettel, der kein Favorit ist
Winkelhock kann es ebenfalls kaum noch abwarten: "Mein Debüt im Volkswagen Scirocco R-Cup auf dem Lausitzring in diesem Jahr verlief traumhaft. Ich habe auf Anhieb die Pole-Position geholt und habe danach auch das Rennen gewonnen", weiß der Ex-Formel-1-Pilot. "Daran würde ich natürlich jetzt gern anknüpfen, aber es wird nicht leichter, denn die Stammpiloten haben in der Zwischenzeit acht Rennen mehr Erfahrung gesammelt. Und die anderen Legenden-Starter wissen ja auch, wie man schnell Auto fährt."
Als Gaststarter hofft auch Vater Vettel, fleißig mitzumischen: "Ich freue mich sehr, nach 18 Jahren mal wieder in einem Rennwagen zu sitzen. Es ist eine tolle Abwechslung zum Mitfiebern beim WM-Kampf von Sebastian", so der Heppenheimer. "Ich habe den Cup-Scirocco bereits in Oschersleben getestet. Aber es wird trotzdem schwierig, den Erfahrungsvorteil der anderen Piloten aufzuholen. Wenn ich nicht allzu sehr hinterherfahre, bin ich schon zufrieden", gibt sich Vettel bescheiden.
Bei Trebing sind die Ansprüche andere: "Hockenheim ist eine meiner Lieblingsstrecken im Kalender und ich war dort eigentlich immer ziemlich schnell. Deswegen bin ich auch für das Finale zuversichtlich, aber das Rennen wird ein harter Kampf", weiß der US-Amerikaner. "Man darf sich dort keinen Fehler erlauben, aber ich werde alles geben, um Tabellenzweiter zu bleiben", blickt Trebing voraus.
Duell um Rang zwei: Trebing versus Gladysz
Sein schärfster Konkurrent ist Gladysz: "Mein Ziel ist ganz klar, den zweiten Tabellenplatz zurückzuerobern. Ich lag fast die gesamte Saison über vor Dennis Trebing und bin nur wegen des Pechs im zweiten Lauf in Oschersleben hinter ihn zurückgefallen", sagt der Pole. "Ich habe in Hockenheim gute Chancen, ihn zu schlagen. Ich bin auf jeden Fall sehr motiviert. Zudem mag ich Hockenheim. Die Strecke ist sehr abwechslungsreich und hat viele schnelle und langsame Abschnitte. Es ist wichtig, dort die ganze Zeit sehr konzentriert zu bleiben."
Junior-Cup-Favorit Jensen wünscht sich den Pokal in der Nachwuchswertung: "Auch wenn ich noch Chancen auf den zweiten Gesamtrang habe, ist mein Hauptziel in Hockenheim, die Junior-Cup-Wertung zu gewinnen. Alles was darüber hinaus passiert, wäre das i-Tüpfelchen auf einer tollen ersten Saison im Scirocco R-Cup", meint der Däne. "Ich kenne Hockenheim vom Saisonauftakt, ich mag die Strecke sehr. Sie ist sehr breit und bietet viele Überholmöglichkeiten."