Seriensieger van der Linde und Frauenpower im Scirocco-Cup

, 17.08.2013

Im Scirocco-R-Cup war es erneut Kelvin van der Linde, der den Sieg am Nürburgring davontrug - Abbruch nach schwerem Unfall

Zum vierten Mal in Folge hat es der 17 Jahre junge Kelvin van der Linde mit der südafrikanischen Fahne ganz oben auf das Siegerpodest geschafft. Und neben ihm strahlte wieder eine schnelle Frau. Die Schwedin Mikaela Ahlin-Kottulinsky sicherte sich als Zweite beim turbulenten ersten Rennen des Volkswagen-Scirocco-R-Cup auf dem Nürburgring ihren bislang größten Saisonerfolg. Damit löste sie die Dänin Michelle Gatting auf dem Podium ab, die nach drei zweiten Plätzen in den vergangenen Rennen diesmal wegen eines Drehers nach technischem Defekt schon kurz nach dem Start ausgeschieden war.

Ein weitaus ernsterer Zwischenfall sorgte dann für den vorzeitigen Abbruch des Rennens. Der Deutsche Lukas Schreier kam in Runde sieben nach einem missglückten Überholmanöver gegen Luca Rettenbacher in der NGK-Schikane von der Strecke ab, überschlug sich mehrfach und landete mit seinem demolierten Auto auf der Streckenbegrenzung. Der 18-jährige Schreier konnte eigenständig aus seinem Cup-Scirocco aussteigen, wurde dann aber aus Sicherheitsgründen mit dem Hubschrauber ins Bundeswehrkrankenhaus Koblenz geflogen. Dort soll er 24 Stunden zur Beobachtung bleiben. Er wird nicht am zweiten Rennen am Sonntag teilnehmen.

Nach dem Unfall war der Lauf zunächst hinter dem Safety-Car fortgesetzt worden, musste dann aber wegen der reparaturbedürftigen Streckenbegrenzung nach elf von 14 Runden beendet werden. Weil mehr als 75 Prozent der Renndistanz absolviert wurden, erhalten die Fahrer die volle Punktzahl. Durch den vorzeitigen Abbruch endete die spektakuläre Aufholjagd von DTM-Legende Christian Danner auf Position elf. Von Startplatz 17 hatte sich der Formel-1-Experte des TV-Senders RTL immer weiter nach vorn geschoben. Danner sicherte sich so den Sieg in der Legendenwertung vor dem ehemaligen DTM-Piloten und Le-Mans-Sieger Emanuele Pirro und Rallye-Champion Markku Alen. Der Finne lieferte sich mit Landsmann Juha Kankkunen vor begeisterten Fans spektakuläre Zweikämpfe.

Dominiert wurde das Rennen vor prominenten Zuschauern wie Surfweltmeister Philip Köster, den Rallye-Piloten Nasser Al-Attiyah und Mads Östberg sowie Ex-Formel-1-Fahrer JJ Lehto von Tabellenführer van der Linde. Eine ebenso starke Vorstellung zeigte Mikaela Ahlin-Kottulinsky, deren zweiter Platz aus dem Qualifying nie ernsthaft in Gefahr geriet. Das Talent liegt in der Familie: Ihr Großvater Freddy Kottulinsky hatte 1980 im Iltis den ersten Sieg für Volkswagen bei der Rallye Dakar gefeiert.

In der Gesamtwertung liegt van der Linde nach fünf von neun Saisonrennen mit 200 Punkten überlegen an der Spitze. Gejagt wird er nunmehr von zwei Frauen: Hinter Michelle Gatting (120) rückte Mikaela Ahlin-Kottulinsky auf Platz drei vor (111). Der zweite Lauf des vierten Rennwochenendes steht am Sonntag um 15:20 Uhr an.

Stimmen zum ersten Rennen auf dem Nürburgring

Volkswagen Motorsport-Direktor Jost Capito: "Die wichtigste Nachricht am heutigen Tag ist, dass es Lukas Schreier den Umständen entsprechend gut geht. Der spektakuläre Unfall hat uns allen einen Schrecken eingejagt, aber zum Glück ist ihm nichts Schlimmes passiert, so, wie es nach den ersten Untersuchungen aussieht. Das zeigt auch, welch hohen Sicherheitsstandard die Cup-Scirocco erfüllen. Im Namen von Volkswagen Motorsport wünscht ihm das gesamte Team gute Besserung. Neben dem tollen Sieg von Kelvin van der Linde geht ein großes Lob an Mikaela Ahlin-Kottulinsky, die sich nach dem zweiten Platz im Qualifying das Podium mit einer tollen Leistung verdient hat. Am Sonntag werden wir sicher ein spannendes zweites Rennen erleben, dann hoffentlich ohne Crash und über die gesamte Distanz."

Kelvin van der Linde: "Ich bin froh, dass ich gewonnen habe, auch wenn das Rennen so schnell zu Ende war. Meinen Sieg möchte ich einem guten Freund widmen: Peter Burroughs, der vor kurzem an Krebs erkrankt ist. Gratulieren möchte ich vor allem Mikaela für ihr tolles Rennen. Ich bin froh, dass es dieses Wochenende noch einen zweiten Lauf gibt. Durch den Ausfall von Michelle habe ich meinen Vorsprung in der Meisterschaft zwar vergrößern können, aber Gedanken um den Titel mache ich mir noch nicht. Ich will einfach so viele Rennen wie möglich gewinnen."

Mikaela Åhlin-Kottulinsky: "Was für ein grandioser Tag! Ich bin Zweite, und kann es kaum glauben. Ich war nervös vor dem Rennen, hatte dann aber einen guten Start. Danach habe ich versucht, Jagd auf Kelvin zu machen. Leider kamen dann schon die gelben und später die roten Flaggen. Dieser Erfolg ist eine große Erleichterung und gibt mir jede Menge Motivation für das zweite Rennen."

Kasper Jensen: "Der Start war in Ordnung, aber dann gab es einen langen Fight mit Manuel Fahnauer um Platz drei. So konnte ich nicht ganz nach vorn aufschließen. Gratulation an Kelvin und vor allem an Mikaela, die einen ganz starken Job gemacht hat. Wir sind alle froh, dass es Lukas soweit ganz gut geht - gute Besserung von allen Scirocco Piloten!"

Christian Danner: "Im Gegensatz zu meinem Auftritt in Spielberg war ich diesmal zufrieden mit dem, was ich da zusammengefahren habe. Ich hätte es natürlich gern noch in die Top 10 geschafft und war ja so dicht dran, aber dann war der Lauf schon zu Ende. Es war sozusagen nur ein halbes Rennen hier. Deshalb würde ich den restlichen Teil gern möglichst bald bei einem anderen Rennen im Scirocco-R-Cup nachholen."

Emanuele Pirro: "Das Wichtigste ist, dass es Lukas soweit ganz gut geht, auch wenn er zur Beobachtung ins Krankenhaus muss. Der Unfall sah sehr schlimm aus, aber zum Glück sind die Autos dank des Überrollkäfigs sehr stabil. Ich wünsche ihm auch im Namen meiner Legend-Kollegen gute Besserung! Ansonsten ist es immer wieder sehr schön, hier im Scirocco-R-Cup zu starten. Christian Danner ist ein alter Freund und Juha Kankkunen und Markku Alen sind zwei wirkliche Rallye-Legenden. Schade, dass das Rennen diesmal nur so kurz war, aber ich werde versuchen, so schnell wie möglich wiederzukommen."

Markku Alen: "Die Jungs und Mädels im Scirocco-Cup sind wirklich schnell, Respekt! Vor allem die beiden Ladys machen einen tollen Job. Ich merke, dass ich häufig zu aggressiv fahre, etwas zu viel Rallye-Stil von früher - nicht gerade optimal bei einem frontangetriebenen Rennwagen. Der kleine Stupser mit Juha war halb so wild, auch wenn er das anders sieht (lacht). Er hat die Tür aufgemacht und dann habe ich gedacht, ab geht die Post!"

Juha Kankkunen: "Dieser verrückte Finne! Ich war gut unterwegs, aber dann ist mir Markku von hinten ins Heck gefahren und nur mit Glück habe ich einen Dreher verhindert. Immerhin war es ein schöner Drift wie zu besten Rallye-Zeiten. Schade, dass das Rennen nur so kurz war, aber es war ein tolles Wochenende. Auch meine Söhne haben sich gefreut, mal an einem DTM-Wochenende dabei zu sein."

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