Der sofortige Abschied aus der Nordschleifen-Szene von Frikadelli sorgt für Wirbel vor dem 24-Stunden-Rennen: Schadet Frikadelli sich selbst und Manthey gleich mit?
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Die Ankündigung seitens Frikadelli, sich mit sofortiger Wirkung aufgrund einer nicht angemessenen Balance-of-Performance (BoP) aus der Nordschleifen-Szene zurückzuziehen, hat in Fankreisen einen lauten Aufschrei erzeugt. Die Rufe nach einer verbesserten Einstufung für den Porsche 911 GT3 R können jedoch keinerlei Wirkung auf die Entscheidungen der BoP-Macher haben. Diese erfolgen nach einem festen Fahrplan und klaren Regeln, die nur auf Wunsch von Frikadelli nicht kurzfristig verändert werden können.
Die BoP gilt als fortlaufender Prozess. Weil die neuen Autos - unter anderem der 911 GT3 R - zunächst mit allen Stärken und Schwächen kennengelernt werden müssen, erfolgen nach jedem Einsatz neue Anpassungen an den Einstufungen. Diese Schritte, die auch nach dem kommenden VLN-Lauf und dem Training zum 24-Stunden-Rennen erfolgen werden, könnten dem Privatteam bessere Aussichten im Rennen bescheren - und dem werksnahen Porsche-Team Manthey gleich mit.
"Wir sind enttäuscht, dass sie mitten in diesem Prozess aussteigen. Die BoP für das 24-Stunden-Rennen steht längst noch nicht fest", stellt ein Sprecher des 24-Stunden-Rennens im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' klar. Frikadelli hat sich mit dem Ausstieg in eine schlechte Position gebracht. Zwar hat man den alten 997er-Porsche als Notfalllösung noch in der Hinterhand, aber die Chancen für eine gute Einstufung des neuen 911ers haben sich keinesfalls verbessert.
Mehr Power für mehr Gewicht: Bewusste Wahl von Porsche
Die Fachleute von ADAC und DMSB stufen jeweils die Fahrzeuge der Marken ein - nicht die Autos der einzelnen Teams. Sprich: Sollte man dem Porsche mehr Luft zum Atmen oder ein geringeres Mindestgewicht zugestehen, so profitiert auch Manthey. Das Team setzt das baugleiche neue Fahrzeug aus Zuffenhausen ein. "Wir respektieren die Entscheidung von Klaus Abbelen, aber finden sie nicht unbedingt gut", sagt Olaf Manthey auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'.
Warum reagiert der erfahrene Porsche-Teamchef auf diese Art und Weise? Sollte der neue 911er nach dem dritten VLN-Lauf eine verbesserte Einstufung erfahren, dann wird dies in der Öffentlichkeit schnell der Drohgebärde von Frikadelli zugeschrieben und nicht den vorliegenden Performance-Daten. Für die BoP-Macher ein Dilemma. Schon zum VLN-Rennen am kommenden Wochenende dürfen die 911 GT3 R etwas Gewicht wieder ausladen - es geht also schon in die von Frikadelli gewünschte Richtung.
Fragen muss sich in diesem Zusammenhang der Hersteller Porsche gefallen lassen. Die Zuffenhausener hatten sich angesichts des Power-Nachteils im Vergleich zu den Turbo-Fahrzeugen anderer Hersteller und auch im Vergleich zum Audi R8 LMS dafür entschieden, einen größeren Restriktor zu wählen. Der Preis für mehr Power war eine Zuladung von 25 Kilogramm Gewicht. Dies wiederum hatte negative Auswirkungen auf die Reifen. Frikadelli erhielt im ersten VLN-Rennen ohnehin wenig relevante Eindrücke, weil man im Gegensatz zur Konkurrenz und zu den Markenkollegen von Manthey auf Pirelli-Pneus fuhr.
Derzeit geht kaum jemand davon aus, dass Frikadelli das 24-Stunden-Rennen tatsächlich auslassen wird. Nordschleifen-Urgestein Sabine Schmitz wird wegen ihres WTCC-Einsatzes ohnehin vor Ort sein. Die Lebensgefährtin von Frikadelli-Boss Klaus Abbelen wird sich das 24-Stunden-Rennen kaum entgehen lassen, die Nennung hat man offiziell ohnehin noch nicht zurückgezogen. "Es ist alles eher politisch", meint Olaf Manthey und ergänzt: "Es wäre schlimm, wenn die BOP auf Druck eines einzelnen Teams angepasst wird. Damit würde man ein unglaubliches Fass aufmachen."