Typisch Eifel: Von Sturzbächen und Gischtfontänen

, 17.05.2013

Für Titelverteidiger Basseng hält die Nordschleife noch Aquaplaning-Überraschungen parat - Hürtgen sorgt sich um die Fans, Schneider um rollende Schikanen

Wer das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring liebt, der muss auch das Eifelwetter mögen: So ging es den Topstars der Szene nach dem Freien Training zum Eifelmarathon am Freitagnachmittag jedoch nicht. Dauerregen, eine steife Brise und gefühlte Minustemperaturen zauberten Marc Basseng, Timo Bernhard, Claudia Hürtgen und Bernd Schneider nicht unbedingt ein Lächeln unter den Helm. "Es war sehr, sehr schwierig, fast grenzwertig", berichtet der Audi-Fahrer und Titelverteidiger.

Der für den Mamerow-R8 mit der Startnummer 2 gemeldete Basseng berichtet von Sturzbächen, die über die Strecke flossen. Die Passage des Michael-Schumacher-S hätten große Mengen Wasser zum Drahtseilakt gemacht. Da ist selbst ein Nordschleifen-Experte wie Basseng perplex: "Ich bin länger nicht mehr in so starkem Regen gefahren. Es gab Aquaplaning an ungewohnten Stellen", staunt er. Noch schwieriger wird es allerdings für seine Teamkollege, sollte das Wetter wie angekündigt weitere Kapriolen schlagen.

Bei vier gefahrenen Runden im eine Stunde langen Freien Training gelangten nur Basseng und Rene Rast hinter das Steuer, Christian Mamerow und Thomas Mutsch mussten noch aussetzen. Die Vorhersagen berichten für den frühen Samstagnachmittag noch von Sonnenschein und Temperaturen über 20 Grad Celsius, pünktlich zum Qualifying am Abend und dem Rennstart am Sonntag um 17:00 Uhr steigt die Niederschlagswahrscheinlichkeit jedoch und bleibt über die kompletten 24 Stunden hoch.

Mitleid mit den Fans

Hürtgen ist während der Cockpitarbeit nicht nur bei der nächsten Kurve, sondern auch bei den bis zu 200.000 Fans, die über das Pfingstwochenende hinweg an der Strecke erwartet werden. "Als ich gefahren bin, dachte ich: 'die Armen'. Die müssen noch so lange ausharren", erklärt die BMW-Pilotin, die den Schubert-Z4 mit Dirk Adorf, Jens Klingmann und Martin Tomczyk teilt. "Da hat man wirklich Mitleid mit den Zuschauern rechts und links." Ihr selbst bereitet das Eifelwetter keine großen Sorgen.

Auch nicht, wenn während des Rennens wieder die Nebelbänke aufziehen sollten, die bis zum Freitagmittag den Fahrbetrieb auf dem Nürburgring weitgehend lahmlegten. "Das haben wir alles schon mal erlebt", gibt sich Hürtgen gelassen und kann mit schlechtem Wetter durchaus leben. "Auch einen Regenturn fahre ich gerne auf der Nordschleife", sagt sie, beäugt die Situation vieler unerfahrener Piloten jedoch skeptisch. "Wenn jetzt Rennen wäre und so viel Wasser da, wäre das Risiko sehr hoch, dass viele Autos auch verunfallen."

Zu den Grünschnäbeln zählt Bernd Schneider ganz gewiss nicht. Der DTM-Rekordchampion macht sich seine Gedanken über die Wahl der Pneus. Welches Material die Black-Falcon-Mannschaft auf seinem SLS mit der Startnummer 9, für den auch Jeroen Bleekemolen, Sean Edwards und Nicki Thiim gemeldet sind, montiert, steht mit Blick auf das erste Qualifying am Freitagabend noch nicht fest. "Momentan sortieren wir noch aus, welche Reifen für diese Bedingungen die richtigen sind", rätselt Schneider.

Gischt macht Überholen schwierig

An Pneus für trockene Bedingungen scheint - so viel steht wohl fest - nicht zu denken zu sein. "So wie die Wettervorhersage momentan ist, müssen wir wohl zwischen Voll- und normalen Regenreifen entscheiden." Trotzdem passt der 48-Jährige seinen Gemütszustand nicht dem Wetter an: "Wenn es auch im Rennen so nass bleibt, dann wird es lustig." Kurioserweise erkennt Schneider weniger Gefahren bei den eigentlichen 24 Stunden Hatz über die schwierigste Bahn der Welt, als es im Freien Training der Fall war.

Fahrzeuge untergeordneter Kategorien, oft mit Amateuren und Neulingen hinter dem Steuer, schlichen teilweise im Bummeltempo um den Kurs und zwangen die GT3-Asse so zu Slalomeinlagen. "Ich hoffe, dass die Leute nachher wenigstens ein bisschen schneller fahren", blickt der Routinier auf die Reifeprüfung Regen voraus und hält das Handling nicht für das größte Problem, dass die schnellsten Piloten erwartet: "Bei großer Gischt ist es extrem schwierig, bei so großen Geschwindigkeitsunterschieden noch reagieren zu können."

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