Beim 48. Barbarossapreis müssen sich die VLN-Fans auf einige Umstellungen gefasst machen: AlteBekannte treten plötzlich in neuen Fahrzeugen an
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Ein ausgeklügeltes Spiel, ein gutes Buch oder eine funktionierende Beziehung gehören zu den Dingen im Leben, die niemals langweilig werden. Gleiches gilt für die VLN-Langstreckenmeisterschaft Nürburgring - sowohl für die Aktiven als auch für die Passiven. Jeder der zehn Saisonläufe wird auf derselben Strecke ausgetragen, und doch hält die Nürburgring Nordschleife immer wieder neue Herausforderungen bereit. Viele der teilnehmenden Teams sind seit Jahren in der Eifel am Start, überraschen jedoch häufig mit neuen Fahrern und neuen Fabrikaten.
So sehr ein Team oder ein Fahrzeug einen Lauf auch dominiert, so schnell übernehmen im darauffolgenden Rennen andere Piloten auf anderen Marken das Zepter. Und selbst sichergeglaubte Sieger fallen der eigenen Strategie oder den Tücken der "Grünen Hölle" auf der Schlussrunde zum Opfer. Auch die 40. Saison der VLN-Langstreckenmeisterschaft geizt mit Langeweile, und der achte Lauf des Jahres, der 48. Barbarossapreis am 24. September, soll in diesem Punkt keine Ausnahme machen.
Georg Weiss, Jochen Krumbach und Oliver Kainz sind VLN-Kennern definitiv ein Begriff, denn sie zählen zu den Stammgästen der Langstreckenserie. Und doch werden auch die treuesten Fans zunächst Schwierigkeiten haben, das Trio im Starterfeld des achten Laufes auszumachen. Ihr übliches Arbeitsgerät, den Porsche 911 GT3 R, werden sie vergeblich suchen. Weiss, Krumbach und Kainz werden erstmals in einem Ferrari 488 GT3 die Nordschleife unter die Räder nehmen - eine VLN-Premiere.
Während das Vorgängermodell, der Ferrari 485 GT3, sich bereits häufiger in der Vergangenheit den Zuschauern präsentierte, gleicht das achte VLN-Rennen für Fahrertrio und Fahrzeug einem Sprung ins kalte Wasser. Man darf gespannt sein, was der 488 GT3 mit seinem 3,9 Liter V8-Turbomotor im Feld der etablierten GT3-Boliden zu leisten im Stande ist. "Wir sind bisher ausschließlich mit Porsche unterwegs gewesen. Jetzt ist für uns der Zeitpunkt gekommen, einmal ein anderes Fahrzeug auszuprobieren", sagt Georg Weiss, dessen neues Einsatzauto vom Team Rinaldi für den VLN-Einsatz vorbereitet wird.
Zwei weitere allseits bekannte VLN-Piloten betreten am Samstag ebenfalls Neuland. Die Routiniers Heinz Otto (82 Klassensiege) und Jürgen Fritzsche (66 Klassensiege) absolvieren am kommenden Samstag ihren ersten VLN-Renneinsatz in diesem Jahr. Sie werden gemeinsam mit Hannu Luostarinen - 2015 verpassten sie mit dem Finnen den Sieg im Opel-Astra-OPC-Cup um Haaresbreite - die Jungfernfahrt des Opel Astra TCR übernehmen.
Der Einsatz soll im Rahmen der Entwicklung des Autos in erster Linie als absoluter Härtetest unter Wettkampfbedingungen dienen. Zudem treten die Fritzsches und Luostarinen in der SP3T unter anderem gegen zwei weitere TCR-Autos im direkten Vergleich an: die beiden Seat Leon TCR von Mathilda, pilotiert von Andreas Gülden und Jordi Gene sowie Michael Paatz und Mattias Wasel.
Die Eigenkonstruktionen der Scuderia Cameron Glickenhaus gehören zu den regelmäßigen, aber eher seltenen Gästen auf der Nürburgring-Nordschleife und ziehen stets eine Menge Aufmerksamkeit auf sich. Beim 48. Barbarossapreis werden Franck Mailleux und Felipe Fernandez Laser sowie Jeff Westphal und Thomas Mutsch zwei SCG 003C über die 24,358 Kilometer lange Kombination aus Kurzanbindung und Nordschleife pilotieren. Ein Gesamtsieg ist den Exoten aus den USA bisher vergönnt geblieben, doch Teamchef James Glickenhaus glaubt an seinen Traum und startet am Samstag einen erneuten Angriff auf die Spitze.
Mit Audi, BMW, Porsche und Mercedes haben bislang bereits vier deutsche Hersteller die Siege in der VLN 2016 unter sich aufgeteilt. Neben Glickenhaus und Weiß im Rinaldi-Ferrari schicken sich die Brüder Dominik und Mario Farnbacher an, den ersten Sieg für einen ausländischen Hersteller zu erringen. Zudem hoffen Jürgen Alzen, Mike Stursberg und Nico Verdonck darauf, den Erfolg mit ihrem Ford GT aus dem Vorjahr wiederholen zu können. Sollte diesen Startern ein Premieren-Sieg gelingen, wäre die VLN um eine weitere Überraschung reicher.
Die einzigen, die für so gar keine Abwechslung sorgen wollen, sind Michael Schrey und Alexander Mies. Beide haben bisher jedes Rennen in der Klasse Cup5 gewonnen. Eine Tatsache, die die VLN nichtsdestotrotz eher interessanter als langweiliger macht. So hätte doch keiner im Vorfeld damit gerechnet, dass ein Team in der Lage sein würde, den BMW M235i Racing Cup in dieser Art und Weise zu dominieren. Gelingt Schrey und Mies der achte Klassensieg im achten Rennen, wären sie an der Tabellenspitze der VLN-Meisterschaft uneinholbar enteilt.