Eine Woche nach dem Ärger auf der Nürburgring-Nordschleife haben sich BMW-Pilot Thomas Leyherr und Mercedes-Werksfahrer Dominik Baumann ausgesprochen
© Foto: VLN
Dank eines Fanvideos wurde VLN-Privatier Thomas Leyherr zur Nordschleifen-Berühmtheit. Der Youtube-Clip, der die Szenen nach einem Unfall im Streckenabschnitt Flugplatz der Nürburgring-Nordschleife festhielt, wurde im Internet Tausende Male geteilt und hat mittlerweile über 100.000 Aufrufe. Eine Woche später ist wieder Frieden: Thomas Leyherr - in seinem Team mittlerweile nur noch "Angry Tom" genannt - und Dominik Baumann haben Frieden geschlossen.
"Ich habe ihn angerufen, weil es auch in meinem Interesse war, mich bei ihm zu entschuldigen", sagt Baumann im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. Sein ursprünglicher Plan sah vor, das klärende Gespräch persönlich beim zweiten VLN-Lauf am 8. April zu suchen. Was nicht funktioniert hätte, da Leyherr diesen auslassen muss. Er entschloss sich dann doch zum Telefonat, als das Video unerwartet hohe Wellen schlug. Seine Facebook-Präsenz war einem Shitstorm ausgesetzt, was ihn auch persönlich mitnahm.
Das Gespräch entpuppte sich als Erfolg. "Er ist wirklich sehr nett zu mir gewesen", erzählt der Mercedes-AMG-Pilot überrascht. "Ich habe mich bei ihm entschuldigt und er hat es angenommen. Es tut mir leid, dass er beim zweiten VLN-Lauf nicht dabei sein kann. Dafür dann wieder beim 24-Stunden-Rennen, was mich natürlich freut." Bei dem Gespräch berichtete er dem BMW-Piloten auch von seiner Anfangszeit auf der Nürburgring-Nordschleife. Er begann einst auf einem Honda Civic.
Ausraster nur zum Teil mitbekommen
Leyherrs größtes Problem sei eigentlich nur gewesen, dass Baumann sich nicht gleich am Wochenende bei ihm entschuldigt hat. "Aber nach dem, was passiert ist, wusste ich nicht genau, ob es so klug wäre, zu ihm zu gehen", lacht der Österreicher, der das Problem mit dem Anruf nun lösen konnte. Den Ausraster erlebte er nur zum Teil bewusst mit. "Ich war viel zu sehr in mein Gespräch mit den Ingenieuren vertieft", erinnert er sich. Seine Priorität bestand darin, den Mercedes AMG GT3 wieder in Gang zu bekommen.
"Ich habe schon mitbekommen, dass die Tür auf und wieder zu flog, aber Details habe ich nicht mitbekommen", erzählt er weiter. Erst als Leyherr beinahe seinen Helm in den Mercedes geschlagen hätte, war er wieder voll dabei: "Da habe ich mir nur gedacht: 'Es wäre jetzt nicht so gut, wenn er den hier rein schmeißt'. so was sollte man besser nicht machen, selbst wenn etwas passiert ist." Leyherr konnte sich noch beherrschen und behielt den Helm in der Hand. "Ich kann es schon verstehen", zeigt der Österreicher Verständnis. "Adrenalin und Emotionen gehören dazu."
Die Kollision wurde als normaler Rennunfall mit unglücklichem Ausgang gewertet. "Ich hatte zwei GT3 in meinem Rücken", beschreibt der 24-Jährige, wie es zu dem Übel kam. "Vor mir stach ein Nissan innen durch und ich hoffte, nach dem ersten Rechtsknick vorbeizufahren. Leider zog er dann rein, um auf der Ideallinie zu bleiben. Ich hatte die Möglichkeit, in die Wiese auszuweichen oder ihn abzuschießen und selbst weiterzufahren." Baumann entschloss sich zum Ausweichen, verlor aber auf der Wiese und dem Randstein die Kontrolle und räumte den M235i sowie den BMW M6 GT3 von Ex-DTM-Meister Timo Scheider ab.
Karma bei der Blancpain-Serie bereinigt
Für alle drei Fahrzeuge war das Rennen beendet. Dominik Baumann schleppte den GT3-Renner noch zurück an die Box, dort gab das Team dann aber das Rennen auf. Auch für das werksunterstützte HTP-Team war die Situation ärgerlich, da der Test unter Rennbedingungen deutlich verkürzt wurde. Die verlorene Zeit wurde bei Testfahrten am Montag nach dem Rennen nachgeholt.
Sein Karma hat Dominik Baumann übrigens schon bereinigt: Als am vergangenen Wochenende ein Rennen zur Blancpain-GT-Serie in Italien auf dem Programm stand, wurde er im ersten von zwei Rennen in aussichtsreicher Position liegend von einem Kontrahenten abgeräumt und hatte anschließend noch einen Reifenschaden. "Der Abend war echt schwierig für mich", gibt er zu. "Erst das VLN-Rennen nicht zu beenden und dann im nächsten Rennen so weit hinten einzulaufen, hat mich schon nachdenken lassen." Im Sonntagsrennen rehabilitierte er sich und fuhr mit seinem Teamkollegen Jimmy Eriksson den dritten Platz ein.