So manche Hände wurden über dem Kopf zusammengeschlagen: Das SP9-Ergebnis des VLN-Saisonauftakts ist provisorisch - Warum Panik jedoch fehl am Platz ist
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Es ist in der VLN keine Seltenheit, dass Ergebnisse provisorischer Natur sind. Vor allem in den V-Klassen, also den Kategorien für seriennahe Fahrzeuge, kommt es regelmäßig zu Protesten. Daher werden Klassen, in denen es einen Protest gibt, auch bei der offiziellen Siegerehrung am Rennabend nicht geehrt. Bei der 63. Westfalenfahrt kam es allerdings zu einer neuartigen Situation: Die Ehrungen wurden vorgenommen, das Ergebnis ist aber trotzdem provisorisch! Schon gab es die ersten gerümpften Nasen.
Die VLN sah sich am Mittwoch genötigt, zu erklären, wie es zu dem provisorischen Ergebnis kam. "Der Grund dafür ist [...] weder ein Protest eines Teams noch ein technisches Vergehen, das bei der Nachuntersuchung entdeckt worden wäre. Hintergrund ist in diesem Fall die Überprüfung einer Anzahl von in der GT3 verwendeten Reifen, die der DMSB nach dem Rennen veranlasst hat", heißt es in der Presseaussendung.
Zur VLN-Saison 2017 gab es eine neue, ungewöhnliche Regelung, um das Entwicklungsrennen bei den Reifen einzubremsen: Von jedem Reifentyp, der im Rennen in der SP9-Klasse zum Einsatz kommt, muss ein Exemplar hinterlegt werden - ein sogenannter Musterreifen. Dieser kann nach dem Rennen käuflich für 500 Euro erworben werden. Nach dem Auftakt hat der DMSB zugeschlagen und Reifen eingekauft. Wie es aussieht, will die deutsche Motorsportbehörde ein Zeichen setzen: Wir nehmen diese Regel ernst.
Provisorische Ergebnisse die Regel
Die gesamte Sache ist aber halb so wild: Provisorische Ergebnisse kommen nämlich im gesamten restlichen Motorsport nicht nur häufig vor, sie sind sogar die Regel. Michael Kramp, Pressesprecher des DMSB, erklärt die Situation im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com': "Das Ergebnis wird so lange provisorisch sein, bis das Resultat der Reifenanalyse vorliegt. Danach wird das Ergebnis offiziell gemacht. Das ist ein Prozess, der in anderen Rennserien Gang und Gäbe ist. In der DTM werden beispielsweise Benzinproben entnommen und später analysiert. Erst danach wird das Ergebnis offiziell."
Deshalb wird jedes Ergebnis, sei es in DTM, Formel 1, WEC, MotoGP oder anderen Rennserien, zunächst provisorisch kommuniziert Ein Beispiel vom Großen Preis von Australien der Formel 1. Nichts anderes ist nun in der VLN auch geschehen. Nur dass die Analyse diesmal länger dauert, weil die Reifen in einem akkreditierten und zertifizierten Labor untersucht werden müssen. In der Regel ist eine nachträgliche Disqualifikation eine Besonderheit, die große Wellen schlägt.
Auch in diesem Fall erwartet der DMSB keinerlei Abweichungen. "Sollte es nicht so sein, folgt ein Gerichtsverfahren, das sich dann über mehrere Wochen hinzieht", erläutert Kramp. Im Falle einer Berufung kann es sogar Monate dauern. Nur, zu rechnen ist damit eben nicht. Offiziell unterschrieben wird das Ergebnis voraussichtlich erst beim zweiten VLN-Lauf am 8. April. Der einzige Grund zur Aufregung wäre vielleicht, dass die VLN mit dieser Regelung einen weiteren Schritt in Richtung professionellen Motorsport gemacht hat.