Georg Weiss macht den VLN-Verantwortlichen Klar, dass man für den Ferrari 488 GT3 eine anständige BoP erwartet - Kritik an Porsche-Kundenservice
© Foto: Rinaldi Racing
Es ist eine gewaltige Umstellung für die VLN-Fans, künftig vom "Wochenspiegel-Ferrari" zu sprechen. Das WTM-Team (das M steht ab sofort für Monschau und nicht mehr für Manthey) ging zehn Jahre lang mit Porsche-Fahrzeugen in den Topklassen der Langstreckenmeisterschaft an den Start. Nun wartet in eine neue Herausforderung auf die Mannschaft rund um Georg Weiss, Oliver Kainz und Jochen Krumbach in Form eines Ferrari 488 GT3s, der in Kooperation mit Rinaldi Racing eingesetzt wird.
Damit wagt sich wieder ein echter Exot auf die Nürburgring-Nordschleife. Obschon der Ferrari eines der am meisten verbreiteten GT3-Fahrzeuge ist, gehörte er bislang auf der Nordschleife zu den selteneren Gästen. 2010 und 2011 setzte das Farnbacher-Team Ferrari F430 und 458 Italia auf GTE-Basis in der SP8 ein. Zuletzt brachte außerdem das racing-one-Team einen Ferrari 458 ebenfalls in der SP8 an den Start, doch die Klasse ist mittlerweile nicht mehr gesamtsiegfähig. Mit dem Wochenspiegel-488 tritt nun erstmals ein GT3-Ferrari regelmäßig an.
Zumindest, wenn die Einstufung stimmt. Und bezüglich der Balance of Performance setzt Georg Weiss der VLN im Interview mit 'GT-Eins' die Pistole auf die Brust: "Dass wir in diesem Jahr wieder in der Creventic-Serie fahren, hat den Hintergrund, dass wir uns diese Serie als Option offen halten wollen, falls die BoP-Einstufung des Ferraris in der VLN wieder so ungünstig ausfällt wie bei unserem ersten Auftritt." Wochenspiegel hatte beim achten Lauf 2016 erstmals einen Rinaldi-Ferrari an den Start gebracht, konnte aber die Zeiten der Spitze nicht mitgehen.
"Der Ferrari ist eine echte Bereicherung für die Serie und warum man solch ein Fahrzeug so einbremsen muss, haben wir nicht verstanden", poltert Weiss. "Andere Fabrikate sind auf der Döttinger Höhe links und rechts an uns vorbeigezogen. Wir haben nun die Hoffnung, dass wir zum Saisonstart mit dem DMSB bezüglich der BoP noch eine Lösung finden, mit der beide Seiten glücklich sein können."
Unzufriedenheit mit Porsche
Er hoffe daher auf eine Lösung mit dem DMSB, mit der alle Seiten glücklich sein können, sagt er weiter und stellt noch einmal klar: "Sollten wir allerdings den Eindruck gewinnen, dass andere Fabrikate weiter eine günstigere Einstufung bekommen, dann könnte ich mir eine Erweiterung des Creventic-Programms auf Kosten des VLN-Engagements vorstellen."
Genauso deutlich wird er bei der Begründung, warum nach zehn Jahren VLN mit Porsche-Modellen auf Topniveau Schluss ist: "Bei Porsche hatte ich in letzter Zeit den Eindruck, dass sich da einiges in Punkto Kundenorientierung nicht mehr in die richtige Richtung entwickelt. Die Einsatzkosten liefen immer mehr davon, was sich aber im Gegenzug leider nicht in der Zuverlässigkeit niederschlug." Für ihn sei nur Ferrari als Alternative in Frage gekommen, da der Audi R8 und Mercedes AMG seines Erachtens keine 100-prozentigen GT-Fahrzeuge seien.
Von den Hallen des Ferrari-Kundensportleiters Michelotto zeigte er sich bei einem Besuch in Maranello äußerst angetan: "Das hat dort schon alles ein echtes Racer-Flair. Die Werkstätten sind sehr professionell und sauber eingerichtet." Der Nordschleifensport genieße dort zudem hohes Ansehen.
Gänzlich verschwinden werden die Wochenspiegel-Porsche übrigens nicht: In der SP10-Kategorie wird in der VLN-Saison 2017 weiter ein Cayman GT4 des WTM-Teams zum Einsatz kommen.