Zweirad-Star Hofmann: Ex-Grundschüler und Quasselstrippe

, 17.05.2013

Ex-MotoGP-Star wird am Wochenende sein drittes 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring in einem Opel Astra OPC bestreiten: "Kein Angstschweiß mehr"

Auf zu neuen Ufern heißt es nach der abgeschlossenen Motorrad-Karriere für Alex Hofmann - oder besser gesagt: auf in neue Kurven. Der 32-jährige Mindelheimer, der beim das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring übertragenden TV-Sender SPORT1 als Motorradexperte zu sehen ist, kann es sich vorstellen, im GT-Bereich anzugreifen. Voraussetzung: Er zieht sich auf der Nordschleife am Wochenende achtbar aus der Affäre. Mit 'Motorsport-Total.com' hat Hofmann, der einen Opel Astra OPC des Teams Kissling pilotieren wird, über die Herausforderung "Grüne Hölle" gesprochen.

Frage: "Alex, bestreitest du das 24-Stunden-Rennen nur Spaß oder verspürst du auch auf vier Rädern sportlichen Ehrgeiz?"

Alex Hofmann: "Ich fahre natürlich hauptsächlich zum Spaß, aber wenn man an Rennen teilnimmt hört der auf. Es ist eine große Herausforderung, die ich mir schon lange vorgenommen habe, und der Start stand auf meiner Liste von Dingen, die motorsportlich zu erledigen sind. Am Ende des Tages sehe ich das sportlich, dazu bin ich immer noch zu sehr Rennfahrer."

Frage: "Liste von Dingen? Was ist darauf denn noch zu finden?"

Hofmann: "Schau' mer mal. Jetzt steht das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring an und wenn es im Auto gut funktioniert, dann würde ich gerne zurückkommen und den sportlichen Anteil vor den Spaßanteil stellen. Das heißt, irgendwann in einem Wagen zu sitzen, mit dem man ganz vorne mitfahren kann. Auch wenn ich nicht mehr im Rennsport auf zwei Rädern aktiv bin: Auf vier Reifen kann ich mir das gut vorstellen, wenn es sich ergibt."

Endlich die Zielflagge sehen

Frage: "Das heißt, du bist an Serien im GT-Bereich interessiert?"

Hofmann: "Man muss realistisch sein: Ich bin natürlich Rennfahrer durch und durch, aber ich bin kein Vierradspezialist. Wenn man reinschnuppert und versucht, sich reinzufuchsen, wird es in Richtung Langstrecken-Bereich gehen."

Frage: "Wie viel Vierraderfahrung hast du in deiner Karriere gesammelt?"

Hofmann: "Ich habe immer wieder reingeschnuppert. Natürlich ist Kart fahren parallel zur Laufbahn auf dem Motorrad Pflicht gewesen, aber nie wirklich rennmäßig, nur zum Spaß. Zu meiner aktiven MotoGP-Karriere kamen noch Angebote, Seat Leon Supercopa zu fahren und auch mein erster Auftritt bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring. Da war ich 2008 mit einem Opel dabei, 2011 dann mit einem BMW Z4."

"Leider habe ich noch nie die Zielflagge gesehen, das ist also das höchste Ziel für 2013. Ich werde versuchen, in den entscheidenden Momenten etwas rücksichtsvoller zu fahren und die Kiste nach Hause zu bringen. Es gab also immer mal wieder die Chance, auf vier Räder zu gehen. Aber mich hat der Motorradsport dann doch so ausgelastet, dass sich das nur selten ergeben hat."

Kleines Nordschleifen-Ein-mal-Eins gelernt

Frage: "Kart fahren als Pflichtaufgabe?"

Hofmann: (lacht) "Es ergibt sich halt immer wieder. Wenn du mit deinen Kollegen losziehst, dann ist die Frage: Was macht man? Schlechtes Wetter, dann geht es auf die Indoorbahn. Da bleibt es nicht aus, dass man sich gegenseitig einen kleinen oder großen Kampf liefert."

Frage: "24-Stunden-Rennen gibt es für Motorräder, zum Beispiel in Le Mans. Ist das eine Perspektive für dich?"

Hofmann: "Nein. Die Nordschleife als Strecke ist schon mal der größere Reiz als ein 24-Stunden-Rennen an sich. Durch die 'Grüne Hölle' kann man natürlich auf zwei Rädern nicht fahren - man kann schon, aber das ist dann mehr als grenzwertig. Auf einer relativen kleinen Strecke wie Le Mans mit einem Motorrad zu fahren, dessen Leistung unter dem eines MotoGP-Bikes ist? Ich glaube, wenn man im Rennsport hochklassig unterwegs gewesen ist, dann ist der Reiz für solche Dinge nicht mehr da."

Frage: "Rennfahrer sagen, dass man auf der Nordschleife nie ausgelernt habe. Wie gut kennst du die Piste?"

Hofmann: "Der Angstschweiß unter dem Helm hält sich mittlerweile in Grenzen. Entspanntes Fahren kann man es aber noch nicht nennen. Im Rennauto habe ich noch keine 100 Runden absolviert, da sehe ich mich noch immer als Rookie. Es ist aber schon so, dass ich die Nordschleife draufhabe und unter allen Bedingungen gefahren bin - im Trockenen, im Nassen und auf halbfeuchter Strecke. Die Grundschule habe ich durch, von Abitur und Studium bin ich aber noch extrem weit weg."

Mehr PS, mehr Wohlbefinden

Frage: "Du gehst mit weniger PS als vor zwei Jahren im Z4 ins Rennen. Ist das einfacher?"

Hofmann: "Einfacher im Sinne von: die 24 Stunden entspannt zu Ende fahren. Wir sind mittendrin, was das Tempo angeht. Die gleiche Menge wird überholt, wie von hinten kommt. Es gilt, einerseits selbst an Überrundeten vorbeizugehen und andererseits nicht den GT3-Fahrzeugen im Weg zu stehen. Sich permanent nach vorne und nach hinten zu orientieren, ist auch eine Herausforderung für den Kopf. Wobei ich im Endeffekt doch merke, dass ich mich immer wohler fühle, wenn mehr Power in einem Wagen steckt. Aber für dieses Jahr ist der Opel Astra das optimale Auto. Er ist sehr leicht zu fahren und gerade wegen des angesagten Wetters eine gute Wahl."

Frage: "Bereitet dir Regen Kopfzerbrechen?"

Hofmann: "Nein. Wenn es Nacht wird, es schüttet und überall Aquaplaning droht, dann hat da draußen keiner Spaß. Ich war aber schon auf dem Motorrad ein guter Regenfahrer und habe unter diesen Bedingungen auch einige Runden auf der Nordschleife absolviert. Es macht mehr Spaß im Trockenen, aber Angst vor Regen habe ich nicht."

Frage: "Du wirst auch live aus dem Cockpit für SPORT1 kommentieren. Im Straßenverkehr gibt es dafür 40 Euro und einen Punkt in Flensburg."

Hofmann: "Ich trainiere das ja immer fleißig bei meiner Streckenvorstellung auf dem Motorrad. Da ist es viel schwieriger, gleichzeitig zu reden und zu fahren. Im Auto ist das absolut kein Problem für mich. Das einzig Komplizierte ist, permanent den Knopf am Lenkrad zu drücken, wenn man redet - das war's aber schon. Es fällt sogar meinen Mechanikern bei den VLN-Rennen auf, dass ich im Vergleich zu meinen Teamkollegen am Funk extrem gesprächig bin. Es fällt mir leicht."

Marquez eines Tages in der Formel 1?

Frage: "Haben alle MotoGP-Stars eine gewisse Grundschnelligkeit auch im Rennauto?"

Hofmann: "Die feineren Piloten, die auf dem Motorrad sehr sauber fahren, haben auch auf vier Rädern keine Probleme, bis zu einem gewissen Niveau relativ schnell voranzukommen. Dann kommt trotzdem der Punkt, an dem diejenigen, die jahrelang im Auto unterwegs sind, Vorteile haben. Da trennt sich bei den Motorradpiloten die Spreu vom Weizen und es wird klar, ob sie es auch im Auto schaffen."

Frage: "Glaubst du, dass es aktuell einen MotoGP-Fahrer gibt, der auf vier Rädern ganz große Erfolge feiern könnte?"

Hofmann: "Die Jungs könnten alle gut mithalten. Gerade ein Jorge Lorenzo ist ein extrem sauberer Arbeiter, wobei gerade er sich im Auto merkwürdigerweise schwertut. Valentino Rossi hat gezeigt, dass er egal in welcher Kategorie sehr, sehr flott war, ohne sich ernsthaft mit der Materie beschäftigt zu haben. Casey Stoner versucht sich jetzt in der V8-Supercar-Serie in Australien, da bin ich auf seine Entwicklung gespannt. Grundspeed haben sie alle. Ob es für ganz vorne reicht, ist aber eine andere Frage."

Frage: "Siehst du die Perspektive, dass es eines Tages nochmal ein Motorrad-Ass in die Formel 1 schaffen könnte?"

Hofmann: "Rossi hätte die Chance gehabt. Marc Marquez vielleicht, wenn er eine ähnliche Karriere hinlegt? Du musst rechtzeitig den Sprung schaffen. Wenn du 30 Jahre alt bist, brauchst du nicht mehr in der Formel 1 anzufangen. Es sind ein paar Saisons einzurechnen, um Erfahrung auf vier Rädern zu sammeln. Momentan sehe ich keinen. Das sind ja selbst Spezialisten, die auf unglaublich hohem Niveau fahren. Wer nicht der absolute Zauberer ist, für den wird es recht schwierig."

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