Xavier Mestelan-Pinon, Technischer Direktor von Citroen, berichtet über den Stand der Dinge beim WTCC-Projekt und blickt auf die Entwicklung des C-Elysee zurück
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"Der frühe Vogel fängt den Wurm" - dieses Sprichwort machte sich Citroen bei der Vorbereitung des WTCC-Einstiegs zu eigen. Während die Konkurrenz erst jetzt die Tests mit den neuen TC1-Autos oder gar noch mit dem Bau der Fahrzeuge beschäftigt ist, blicken die Franzosen schon auf sein sechsmonatiges Testprogramm mit dem C-Elysee zurück. Im Interview blickt Xavier Mestelan-Pinon, stellvertretender Teamchef und Technischer Direktor, auf die vergangenen zwölf Monate zurück.
Der Franzose erklärt dabei, welche Erfahrungen aus dem Rallyesport sich Citroen bei der Entwicklung des WTCC-Fahrzeugs zu nutze machte und warum sich das Team bewusst dafür entschied, nicht nur auf Strecken zu testen, auf denen auch Rennen der WTCC stattfinden. Außerdem gibt Mestelan-Pinon Einblicke in das weitere Testprogramm und verrät, wann der C-Elysee homologiert werden soll.
Frage: "Herr Mestelan-Pinon, welche Phasen hat das C-Elysee-WTCC-Projekt bisher durchlaufen?"
Xavier Mestelan-Pinon: "Im Winter 2012 haben wir einen DS3 WRC in einen Versuchsträger umgebaut, um einige unserer Fragen über die Arbeitsweise eines Tourenwagen zu beantworten. Durch diese Vorarbeit konnten wir während der Konzeption des C-Elysee WTCC, der Mitte Juli 2013 zum ersten Mal fuhr, effizienter arbeiten."
"Bis zum Ende des vergangenen Jahres haben wir die Leistung und Haltbarkeit des C-Elysee durch die Einführung neuer Teile verbessert. Seit Anfang dieses Jahres stehen die technischen Grundlagen weitgehend fest. Nur konzentrieren wir uns darauf, sie so weit wie möglich auszunutzen. Fortschritte sind bei der Abstimmung, den Reifen und der Nutzung des Fahrzeugs durch den Fahrer möglich."
Selbst Mullers Erfahrung hilft nur bedingt
Frage: "Auf welchen Rennstrecken haben Sie getestet?"
Mestelan-Pinon: "Wir sind nicht systematisch vorgegangen und haben nicht die Rennstrecken genutzt, auf denen auch die Meisterschaft fährt, sondern haben nach Kursen gesucht, die repräsentativ für alle Anforderungen sind, die einen im Laufe einer Saison erwarten. Wir waren am Hungaroring und in Monza, zwei Strecken, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zu Beginn des Jahres gab uns unser Partner Abu Dhabi die Möglichkeit, auf dem Yas Marina Circuit zu fahren. Dort profitierten wir von den im Vergleich zu Europa höheren Temperaturen, hatten aber auch Regen."
Frage: "Welche wichtigen Erkenntnisse haben Sie während dieser Entwicklungsphase gewonnen?"
Mestelan-Pinon: "Durch das neue Technische Reglement der WTCC haben sich alle Parameter verändert. Die 2014er-Autos sind größer, leichter und leistungsstärker. Selbst einem erfahrenen Piloten wie Yvan Muller fehlen Referenzpunkte."
"Wir haben natürlich gesehen, dass die Aerodynamik wichtig ist, aber wir hatten keine Vorstellung davon, wie wichtig sie sein wird. Wir haben in diesem Bereich viel mit CFD (Computational Fluid Dynamics, Strömungssimulation, Anm. d. Red.) gearbeitet und waren einige Male im Windkanal. Mit dem endgültigen Paket waren wir noch nicht auf der Strecke, das werden wir nicht vor dem letzten Test vor dem Saisonstart zeigen."
Frage: "Sicherlich ist die Aerodynamik nicht der einzige Bereich, in dem Sie Fortschritte erzielt haben?"
Mestelan-Pinon: "In der Tat, jeder einzelne Punkt musste beachtet werden. Nehmen wir zum Beispiel die Radaufhängung. Bei der Festlegung der Geometrie haben wir mit dem begonnen, was wir am besten kennen, das Xsara-Kit-Car, ein Fronttriebler, der für Asphalt gebaut wurde. Da jedoch die Anforderungen an die beiden Autos und die Geschwindigkeiten sehr unterschiedlich sind, hatten wir ein paar Probleme beim Erreichen der erforderlichen Effizienz und Haltbarkeit."
"Beim Motor war die Aufgabe einfacher. Der Motor des C-Elysee ist eine Weiterentwicklung des bewährten Motors aus dem DS3 WRC, den wir schon vier Saisons lang im Rallyesport gefahren sind. Gewisse Technologien wie zum Beispiel die Reinigung der Luft sind auf der Rundstrecke nicht so wichtig, daher haben wir schnell ein zufriedenstellendes Resultat erzielt. Selbst mit 50 PS zusätzlich hatten wir keine größeren Probleme mit der Zuverlässigkeit."
Drei weitere Tests vor Saisonbeginn
Frage: "Was sind Ihre nächsten Schritte?"
Mestelan-Pinon: "Vor dem Start der Meisterschaft haben wir drei weitere Tests angesetzt. Bei einem werden wir mit zwei C-Elysee fahren, um so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln, vor allem mit den Reifen. Dort werden auch Seb (Sebastien Loeb), Jose-Maria (Lopez, Anm. d. Red.) und Yvan fahren. Bei diesem Test können die Fahrer und ihre Ingenieure ihre Beziehung festigen. Wir werden dabei außerdem unsere Arbeitsmethoden und die Ausrüstung überprüfen."
Frage: "Wann wird der C-Elysee homologiert?"
Mestelan-Pinon: "Wir werde ihn Mitte März der FIA vorstellen. Zu diesem Zeitpunkt wird die Entwicklung bestimmter Komponenten eingefroren. Änderungen sind dann nur noch durch Wildcards möglich, ein System, das wir aus dem Rallyesport gut kennen. Im Rahmen dieser Regeln möchten wir ein Auto vorbereiten, das ab dem ersten Rennen konkurrenzfähig und zuverlässig ist. In nur elf Wochen fahren wir die sieben Rennwochenenden der Europa-Saison. Wir müssen in Marrakesch bereit sein!"