Hat Honda im Jahr eins nach Chevrolet die besten Karten oder ist der Cruze weiter das Maß der Dinge? Und wer könnte 2013 für Überraschungen sorgen?
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41 aus 48. Das ist die Erfolgsquote des Chevrolet Cruze 1,6T aus den beiden vergangenen Saisons. Seit der Einführung der 1,6-Liter-Turbomotoren hat Chevrolet 85 Prozent aller WTCC-Rennen für sich entschieden. Und diese Serie könnte 2013 ihre Fortsetzung finden, obwohl Chevrolet kein Werksteam mehr an den Start schickt. Dafür ist Honda ab sofort prominent in der WTCC vertreten - aber schon schnell genug?
Rund einen Monat vor dem Saisonauftakt weiß das noch niemand zu sagen. Selbst Gabriele Tarquini, Weltmeister von 2009 und Speerspitze des neuen Honda-Werksteams, tut sich schwer, die Situation einzuschätzen. "Ich würde mich freuen, wenn wir von Anfang an konkurrenzfähig wären und schon in der ersten Saisonhälfte unseren ersten Sieg einfahren würden", meint der Italiener bei 'P1race.hu'.
Nach einer echten Kampfansage klingt das nicht. Und Tarquini stapelt weiter tief, wenn er sagt: "Im Vergleich zum Rest des Feldes verfügen wir als Team noch über wenig Erfahrung. Man darf ja auch nicht vergessen, wie lange SEAT und Chevrolet gebraucht haben, bis sie siegfähig waren." Er glaube daher nicht, dass Honda schon 2013 um den WM-Titel kämpfen könne. Dabei ist das das erklärte Ziel.
Chevrolet bleibt in der Favoritenrolle
Bei der Vorstellung des Motorsport-Programms für die neue Saison hatte der japanische Hersteller dieser Tage nämlich noch verlautbart, man habe es schon im Debütjahr auf die Gesamtsiege in beiden WM-Wertungen abgesehen. Tarquini spricht aber nun von einem ganz anderen "Primärziel", wie er es nennt. "Wir wollen das Auto verbessern und so rasch wie möglich um den Sieg fahren."
Dabei stellt sich Tarquini in erster Linie auf ein Duell mit den nun privat eingesetzten Chevrolets ein: "Ich denke, der Chevrolet wird das Auto sein, das es zu schlagen gilt." Und mit dieser Meinung steht der Honda-Werkspilot nicht alleine da. Auch Tom Coronel (ROAL-BMW) hat einen Verdacht, mit wem 2013 zu rechnen ist: "Auch ohne Werksunterstützung werden die Chevrolet weiter sehr schnell sein."
Gabor Weber, im vergangenen Jahr als zweiter Pilot bei Zengö-BMW aktiv, geht sogar noch einen Schritt weiter. Bei 'Turaauto.hu' hält er fest: "Ich denke, in der ersten Jahreshälfte werden wir die folgende Hackordnung sehen: Chevrolet vor Honda, SEAT, BMW und Lada." Er hoffe aber natürlich, auch für das neue Honda-Kundenteam Zengö, dass Honda im Jahresverlauf an Stärke gewinne.
Honda ist 2013 die große Unbekannte
Davon zeigt sich Bamboo-Teamchef Richard Coleman bei 'Autosport' überzeugt. "Honda wird sicher Fortschritte machen", meint er, fügt aber hinzu: "Auf gewissen Strecken wird der Chevrolet nach wie vor die Messlatte darstellen. Vor allem zu Beginn der Saison." Deshalb rechnet sich Coleman gute Chancen aus: "Unsere beiden Fahrer sollten 2013 dazu in der Lage sein, Rennen zu gewinnen."
Die Leser von 'Motorsport-Total.com' sehen Honda allerdings bereits beim Saisonauftakt auf dem Treppchen. In einer Umfrage, bei der rund 250 Stimmen abgegeben wurden, entfielen 81 Prozent darauf, dass Honda auf Anhieb in die Top 3 fährt. 42 Prozent davon rechnen sogar mit einem Sieg. Für 13 Prozent ist ein Punkteresultat eine realistische Prognose, sechs Prozent erwarten gar nichts.
Oder wie es BMW-Fahrer Coronel formuliert: "Was das neue Honda-Team in seiner ersten kompletten Saison wird leisten können, müssen wir abwarten." Dieser Aussage schließt sich Tarquini an. "Noch liegt ja nicht einmal die komplette Nennliste vor", meint der Ex-Champion. "Erst in Monza werden wir sehen, wer wo steht." Und bis dahin darf sich jeder noch seine eigenen Gedanken dazu machen.