Der nun viermalige Tourenwagen-Weltmeister Yvan Muller spricht über seinen vorzeitigen Titelgewinn in der WTCC und auch über seine neue Aufgabe bei Citroen
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Er hat es wieder geschafft. Und das so früh wie noch niemand vor ihm. Doch nicht darauf ist Yvan Muller besonders stolz, sondern auf die Arbeit seines Teams RML. Denn selbst WTCC-Routinier und Rekordchampion Muller hatte in der Winterpause um seinen Verbleib in der Meisterschaft bangen müssen. Er fand aber ein Cockpit und dominierte die Saison 2013 schier nach Belieben. Im WM-Interview mit 'Motorsport-Total.com' spricht Muller über seinen jüngsten Coup und was ihm dieser bedeutet.
Frage: "Yvan, du hast zum vierten Mal die Tourenwagen-WM gewonnen. Kannst du es schon glauben, dass du nun ein viermaliger Weltmeister bist?"
Yvan Muller: "Ja, das habe ich schon realisiert (lacht; Anm. d. Red.). Ich bin natürlich sehr stolz, auf mich und auf die Leistung des gesamten Teams. Man darf ja nicht vergessen: Wir sind nur noch ein Privatteam."
"Unser Budget ist nicht mehr so groß wie damals beim Werksteam. Wir mussten also sorgfältig vorgehen und auf jedes einzelne Teil achten. Manchmal hatte ich gedacht, wir könnten sogar noch mehr tun, aber das Budget gab es dann einfach nicht her. Deshalb bin ich hochzufrieden. Wir haben nämlich andere Wege und Möglichkeiten gefunden, um Fortschritte zu machen. Das war richtig toll."
"Und es ist ein klasse Gefühl, wenn du zwar nicht das notwendige Budget hast, es aber trotzdem irgendwie hinkriegst. Wir haben ja nicht rumgeheult, weil das Geld nicht da war. Du hast kein Budget? Das ist dein Problem. Dann musst du halt schauen, wie du mit dem Vorhandenen klarkommst. Genau das haben wir getan."
Als dreimaliger Weltmeister zunächst ohne Cockpit
Frage: "Und all das, obwohl du vier Wochen vor dem Saisonstart noch nicht gewusst hast, ob du 2013 überhaupt in der WTCC fahren würdest. Du hattest im Winter noch kein Cockpit..."
Muller: "In der Tat. Und gerade deshalb bin ich sehr stolz auf dieses Ergebnis. Das gesamte Team bei RML hat sich wirklich sehr ins Zeug gelegt und viele Opfer gebracht, damit wir beim ersten Rennen in der Startaufstellung stehen konnten."
"Alles war ganz anders als in den Jahren davor. Der WM-Titel ist eine schöne Belohnung für diesen Einsatz. Dieser Titelgewinn bedeutet mir deshalb sehr viel. Und vielleicht ist es mein wichtigster Erfolg. Es war eine schwierige Ausgangslage, doch unterm Strich waren wir möglicherweise sogar stärker als früher."
Frage: "Vor Saisonbeginn gab es schon viele Stimmen, wonach du mit Leichtigkeit zum vierten WM-Titel fahren würdest. Die Saison hat sich dennoch anders entwickelt, als die meisten Beobachter das erwartet hatten. Es gab ja etliche unterschiedliche Sieger..."
Muller: "Genau. So klar war es zu Saisonbeginn nicht. Honda ist in diesem Jahr mit einem neuen und guten Team mit guten Fahrern eingestiegen. Es war also nicht so offensichtlich, wie sich die Dinge entwickeln würden."
"Okay, ich bin vorzeitig Weltmeister geworden. Und ich habe auch einen sehr großen Punktevorsprung. Das liegt aber wohl auch daran, dass sich die Piloten auf den Rängen zwei, drei, vier und fünf einfach gegenseitig Punkte weggenommen haben. Das hat es mir gestattet, einen Abstand herauszufahren. Einfach war es trotzdem nicht. Das ist es nämlich nie."
Frage: "Du hast jetzt vier WM-Titel. Das ist eine Karriereleistung, die nicht viele Rennfahrer vorweisen können. Bedeutet dir das etwas?"
Muller: "Ich bin 44 Jahre alt und habe viermal die Weltmeisterschaft gewonnen. Aber nein, eigentlich bedeutet mir das nicht viel. Es hat vielleicht zur Folge, dass ich in den nächsten Tagen etwas beschäftigter bin als sonst. Doch selbst bei vier gewonnenen WM-Titeln wird die mediale Aufmerksamkeit gering bleiben. Der sportliche Titel hat natürlich einen gewissen Wert."
"Doch in den französischen Medien hat ein solcher Erfolg nicht den gleichen Wert. Nimm einmal Sebastien Loeb als Beispiel: Als er viermal den WM-Titel gewonnen hatte, wurde er von jedem Fernsehsender eingeladen. Mich laden vielleicht meine Freunde ein (lacht; Anm. d. Red.). Nun, so ist es halt. Ich bin trotzdem stolz auf meine Erfolge. Ich bin ein viermaliger Weltmeister, war zweimal WM-Zweiter. Das ist klasse."
Als Weltmeister zum neuen Werksteam Citroen
Frage: "Im kommenden Jahr stellst du dich bei Citroen einer neuen Herausforderung. Und dort triffst du als viermaliger Tourenwagen-Weltmeister auf den neunmaligen Rallye-Weltmeister Sebastien Loeb. Uns steht also sicher eine spannende Saison bevor..."
Muller: "Wir haben 13 WM-Titel in einem Team. Und am Jahresende 2014 werden es 15 sein. Das klingt doch richtig gut, oder?"
Frage: "Du hast dein neues Auto bereits getestet. Was kannst du darüber sagen?"
Muller: "Ein gutes Auto. Es vermittelt mir ein gutes Gefühl. Es liegt aber noch einiges an Arbeit vor uns. Wir stehen da noch ganz am Anfang. Das Team verfügt ja schließlich über keinerlei Erfahrung. Wir sind also noch weit weg von dem, wo wir hinwollen. Es wird noch eine Weile brauchen, bis wir bereit sind, aber der Start war schon einmal gut."