Yvan Muller vor Tom Chilton und Alex MacDowall: Auch ohne Chevrolet-Werksteam fuhren die Chevrolet-Piloten im ersten Monza-Rennen allen davon
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Wieder mal ein Dreifach-Sieg für Chevrolet. Und das, obwohl die US-amerikanische Marke nun gar kein Werksteam mehr unterhält. Die privat eingesetzten Chevrolet Cruze 1,6T erwiesen sich in den Händen von Yvan Muller (RML), Tom Chilton (RML) und Alex MacDowall (Bamboo-Chevrolet) aber trotzdem als sehr schlagkräftig und verwiesen die Konkurrenz im Regenrennen von Monza klar auf die Plätze.
Schon beim Start sorgten Muller und Co. für klare Verhältnisse, indem sie sich rasch von den weiteren Fahrern absetzten und damit den Grundstein für den späteren Rennerfolg legten. Für Muller war es übrigens der 31. WTCC-Laufsieg und Nummer 69 für Chevrolet - beides ist Rekord. Damit ist Muller mit nun 30 Punkten (25 für den Sieg, fünf für die Pole-Position) der erste WM-Tabellenführer des Jahres.
Doch der Reihe nach: Beim fliegenden Start - das Safety-Car scherte bereits nach nur einer Runde aus und überließ Muller die Spitze - ging auf regennasser Strecke überraschend (fast) alles glatt. Nur Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet) kam nicht gut durch die ersten Ecken und musste seinen Chevrolet nach nur einer Runde an der Box abstellen. Die restlichen 21 Piloten wühlen sich durch die Fluten.
Und das gelang vor allem Muller und Chilton sehr gut. Das RML-Duo setzte sich sofort von seinen Verfolgern ab und bestimmte das Tempo im Königlichen Park. Dahinter beharkten sich die Fahrer, denn besonders die beiden Honda-Piloten Gabriele Tarquini und Tiago Monteiro machten Druck. Bereits nach wenigen Runden befanden sich der Italiener und der Portugiese sicher in den Top 10.
Und dann überschlugen sich die Ereignisse: In Runde drei drehte sich erst Fredy Barth (Wiechers-BMW) ausgangs der Ascari-Schikane, kurz darauf lieferte sich Tarquini einen tollen Zweikampf mit WTCC-Debütant Marc Basseng (Münnich-SEAT). Gleich mehrfach berührten sich die Fahrzeuge der beiden Kontrahenten, ehe ihr Duell jäh gestoppt wurde: Ein Unfall hatte das Safety-Car reaktiviert.
Stefano D'Aste (PB-BMW) war ebenfalls ausgangs der Ascari-Schikane abgeflogen. Der Italiener hatte den nassen Randstein berührt und war dann erst rechts, dann links eingeschlagen. Um die Unfallstelle abzusichern und das havarierte Auto bergen zu können, fuhr das Feld zwei Runden unter Gelb, ehe erneut Muller das Tempo vorgab. Beim Restart tat sich aber nichts an der Reihenfolge.
Die siebte Runde verlief noch ruhig, doch in Runde acht bildeten sich allmählich wieder einige kleine Kampfgruppen. Mittendrin: Basseng, der vor der Variante della Roggia von Monteiro kassiert wurde. Und kurz darauf die Hiobsbotschaft für den deutschen Rennfahrer: Aufgrund eines Teamfehlers in der Startphase erhielt er eine Durchfahrtsstrafe. Beim Drei-Minuten-Signal war das Auto noch aufgebockt gewesen.
Und es blieb turbulent: Darryl O'Young (ROAL-BMW) räuberte - wie Basseng - ausgangs der zweiten Lesmo-Kurve durch den Kies, während wenig später Pepe Oriola (Tuenti-SEAT) in Kurve eins erst geradeaus und dann gar nicht mehr fuhr. Der junge Spanier verlor einen aussichtsreichen vierten Platz an die Konkurrenz, als er ausstieg. So führten auf einmal drei Chevrolets vor zwei Hondas.
Dabei blieb es auch. Zumindest auf den vorderen Rängen. Dahinter kam es sehr wohl noch zu einigen Verschiebungen. In der vorletzten Runde erwischte es beispielsweise Tom Boardman (STR-SEAT): Nach einer Kollision mit James Nash (Bamboo-Chevrolet) im Kampf um Platz acht ging seine rechte Vorderrad-Aufhängung ein. Und plötzlich tauchte auch der dritte Honda in den Monza-Top-10 auf.
Norbert Michelisz (Zengö-Honda) hatte eine ähnlich starke Aufholjagd hingelegt wie Weltmeister Rob Huff (Münnich-SEAT): Aus der vorletzten und letzten Startreihe kommend, fand sich das Duo nach der um zwei Runden auf zwölf Umläufe verlängerten Distanz auf den Positionen sechs und acht wieder. Angesichts der schwierigen, weil regnerischen Bedingungen eine mehr als beachtliche Leistung.
An Muller, Chilton, MacDowall, Tarquini und Monteiro auf den Rängen eins bis fünf kamen die Verfolger jedoch nicht mehr heran. Im ersten Rennen ohne Chevrolet-Werksteam gelang dem früheren Chevrolet-Werksteam RML ein lupenreiner Doppelsieg und dank MacDowall ergatterte Chevrolet im Königlichen Park von Monza einmal mehr einen Dreifach-Erfolg. Ein kleines Déjà-vu.
Huff, Nash und Michelisz fegten hinter dem Spitzen-Quartett auf den Positionen sechs bis sieben über die Linie, Tom Coronel (ROAL-BMW) wurde Neunter. Den letzten WM-Punkt holte sich Barth, der sich nach seinem frühen Ausrutscher ebenfalls sensationell zurückmeldete. Knapp leer aus ging WTCC-Neuling Jean-Philippe Dayraut (Anome-BMW) als Elfter vor Fernando Monje (Campos-SEAT).
Für die deutschen Fahrer gab es beim Auftaktrennen keine Punkte: Basseng wurde nach "Absitzen" der Strafe noch als 14. gewertet, Rene Münnich (Münnich-SEAT) erzielte Rang 16. Franz Engstler (Engstler-BMW) hatte zwischendurch die Boxengasse aufgesucht und beschloss das erste Rennen des Jahres mit zwei Runden Rückstand als 19. Und der Regen am Autodromo di Monza hielt an...