Kein Rennen auf deutschem Boden, doch für Franz Engstler ist der Salzburgring auch ein Stück Heimat: Der Tourenwagen-Routinier im Interview
© Foto: xpbimages.com
Den Salzburgring kennt er wie seine Westentasche. Was aber auch kein Wunder ist, denn Franz Engstler hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder Rennen auf der österreichischen Bahn bestritten. Nun kehrt er mit seinem Engstler-BMW-Team bereits zum zweiten Mal mit der WTCC dorthin zurück. Im Interview spricht der Rennfahrer aus dem Allgäu über das aktuelle Kräfteverhältnis, seine Eindrücke von der Strecke und über die fahrerischen Herausforderungen in Salzburg.
Frage: "Franz, ein WTCC-Rennwochenende in Deutschland gibt es in diesem Jahr nicht, aber eine Veranstaltung in Österreich. Siehst du den Salzburgring als Heimrennen?"
Franz Engstler: "Ich mag den Salzburgring sehr. Ich wohne nur 200 Kilometer entfernt davon. Man könnte also sagen, es ist mein Heimrennen. Ich habe dort schon viele Rennen in der Formel 3, den Super-Tourenwagen und mit der DTM bestritten. Es ist eine sehr schnelle Strecke mit sehr schnellen Kurven. Manche davon sind richtig tückisch. Es ist also ein guter Kurs für uns Fahrer. Und auch für die Zuschauer ist die Strecke echt toll."
Frage: "Inwiefern stehst du am Salzburgring unter Druck, weil deine Familie und deine Sponsoren mit an der Strecke sind?"
Engstler: "Wir werden über 300 Gäste von Liqui Moly vor Ort haben, außerdem viele Jungs aus meinem Unternehmen und natürlich einige Freunde. Ich werde den Druck sicher spüren, werde aber auch mein Bestes geben - wie bei jedem Rennen."
Frage: "Wie lautet dein Eindruck nach den ersten Saisonrennen?"
Engstler: "In Monza und Marrakesch haben wir gesehen, dass wir mit dem BMW nicht konkurrenzfähig waren. Mit den Türen aus Kohlefaser ist es uns nun aber gelungen, das Gewicht des Autos um etwa 20 Kilogramm abzusenken. Das sollte eine Hilfe sein. Mein Gefühl sagt mir aber, dass unser Topspeed nicht gut genug ist, um so konkurrenzfähig zu sein wie die Autos von SEAT und Chevrolet."
Frage: "Der Salzburgring kann sehr knifflig sein. Im vergangenen Jahr siegte Stefano D'Aste, weil die Chevrolet-Piloten am Ende in Reifenprobleme gerieten. Eine konservative Fahrweise könnte dir vielleicht ein gutes Ergebnis einbringen?"
Engstler: "Vielleicht haben die heckgetriebenen BMW-Autos einen Vorteil, doch ich glaube, die Anderen wissen nach dem vergangenen Jahr sehr genau, was sie zu tun haben. Glaubt mir: Den gleichen Fehler macht man nicht zweimal."
Frage: "Gibt es eine Stelle auf dem Salzburgring, an der du als Fahrer den Unterschied ausmachen und ein, zwei Zehntel herausholen kannst?"
Engstler: "Zunächst einmal brauchst du einen guten Windschatten. Vor allem den Hügel hinauf. Dann gibt es da die Links-Rechts-Kurve auf der Kuppe. Dort musst du einen guten Einlenkpunkt erwischen, um in der Kurvenmitte die maximale Geschwindigkeit zu haben. Das ist eine der schwierigsten Kurven der Strecke und der gesamten WTCC-Saison."
Frage: "Vor zwei Jahren hast du wenige Tage nach deinem 50. Geburtstag deinen ersten WTCC-Sieg in Oschersleben eingefahren. Ist es möglich, in Salzburg einen weiteren Laufsieg zu holen?"
Engstler: "Vor den Rennen am Slovakiaring und am Hungaroring hätte ich gesagt, das ist nicht realistisch. Die Ergebnisse von Coronel und Bennani haben aber bewiesen, dass die BMW-Autos konkurrenzfähig sein können, dank der Kohlefaser-Türen. Natürlich können wir ein gutes Ergebnis erzielen. Ich will auf jeden Fall am Rennende aussteigen und wissen, dass ich mein Bestes gegeben habe."