Was wird am Boxenfunk eigentlich besprochen? Während manche Fahrer alles ganz genau wissen wollen, herrscht bei anderen Kollegen die meiste Zeit Funkstille
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Es ist während des Rennens die einzige Verbindung zwischen den Fahrern und ihren Teams: Der Boxenfunk. Über Kopfhörer in den Ohrenstopfen und ein im Helm eingebautes Mikrofon können die Piloten mit ihrer Mannschaft kommunizieren. Doch worüber redet man eigentlich während eines Rennens? Das ist von Fahrer zu Fahrer äußerst unterschiedlich - und im Falle von James Nash in der Regel nicht allzu viel.
"Am Funk bin ich eigentlich ziemlich leise", sagt er. "In einem Rennen gibt es vielleicht nur zwei bis drei Funksprüche. Wie in Porto", nennt Nash ein Beispiel. "Da ging es dann darum, wie viele Runden es noch sind. Oder ich versichere mich, ob alles okay ist. Mehr ist es nicht." Damit befindet sich Nash in guter Gesellschaft zu Fredy Barth, der auch kein Mann großer Worte ist.
"Ich rede eigentlich nicht sehr viel am Funk", sagt der Schweizer über sich selbst. "Platzierungen und solche Informationen interessieren mich überhaupt nicht. Das ärgert mich eigentlich." Ganz anders sieht es hingegen bei Marc Basseng aus. "Ich brauche definitiv Informationen, aber echte. Ich hasse es, wenn mir der Ingenieur nicht die Wahrheit sagt", erklärt der letztjährige Münnich-Pilot.
"Ich rede hier von den Details. Ich will nicht hören: 'Du bist zwei Zehntel zu langsam.' Sondern: 'Dir fehlen 0,258 Sekunden.' Ich brauche da absolute Details", so der Deutsche, der allerdings auch nicht immer Gesprächsbedarf hat. "Wenn es mich nervt, dann sage ich nichts oder sage meinem Ingenieur, dass ich meine Ruhe haben will. Das ist aber ganz unterschiedlich. Es kommt auf die Tagesform an."
Doch nicht immer gehen die 60 Kilometer langen Sprintrennen der WTCC ruhig über die Bühne. Im hektischen Renngeschehen kochen die Emotionen nach Fahrfehlern oder Feindkontakten oft hoch. Diesen Druck lassen die Fahrer durchaus auch mittels eines Fluchs am Boxenfunk ab. "Ja, gibt's schon mal", gibt Barth zu. Seine Kollegen beteuern indes, sich da im Griff zu haben.
"Ich selbst bin am Funk ganz entspannt. Ich habe gelernt, meine Emotionen im Zaum zu halten", sagt Nash. Und auch Rob Huff meint: "Ich bin da ziemlich entspannt, glaube ich. Marc ist einer, der rumschreit." Das will sein letztjähriger Teamkollege Basseng aber so nicht stehen lassen. "Ach, das hat sich auch verändert. Ich schreie nicht am Funk", so der Deutsche. Aber: "Natürlich ärgert man sich und regt sich auf."
Manchmal sind die WTCC-Profis aber auch einfach nur Menschen, und nutzen den Boxenfunk schon einmal für Zwecke, für die er eigentlich nicht gedacht war. "Wenn ich in der Startaufstellung ein schönes Mädel vor mir habe, dann bitte ich die Jungs schon mal über Funk, dass sie ihr sagen sollen, sie soll sich mal umdrehen", verrät Barth. "Was mir halt so einfällt."