Nach den ersten Tests der neuen TC1-Fahrzeuge geben die Piloten Entwarnung: Überholen wird weiterhin möglich sein, aber eventuell schwieriger werden
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Bisher war die WTCC eine Rennserie, in der das Überholen einfacher war als in vielen anderen Meisterschaften. Da die Fahrzeuge nur über eine rudimentäre Aerodynamik verfügten, war dichtes Auffahren auf den Vordermann auch in Kurven kein Problem. Und dank der robusten Bauweise der bisher eingesetzten Autos konnten die Piloten durchaus beim Vordermann "anklopfen" oder sich in der Kurve "anlehnen", ohne dass ihre Fahrzeuge Schaden nahmen.
In dieser Saison kommen aber nun die deutlich ausgefeilteren Autos der TC1-Klasse zum Einsatz, die über eine effektivere Aerodynamik verfügen. Ein empfindlicher Frontsplitter sowie ein größerer Heckflügel verleihen den Autos deutlich mehr Abtrieb. Die größeren 18-Zoll-Räder verlangen nach wuchtigen, über die Karosserielinie herausstehenden Radhäusern. Das sind die wichtigsten Merkmale der neuen Fahrzeuge.
Damit sehen die WTCC-Autos zwar deutlich aggressiver aus, allerdings hatten schon früh mehrere Fahrer die Befürchtung geäußert, Überholen könnte mit den Fahrzeugen deutlich schwieriger werden. Doch nach den ersten Tests scheint diese Sorge zumindest teilweise unbegründet. "Die Aerodynamik macht es natürlich schwieriger, einem anderen Auto dichtauf zu folgen", sagt Honda-Pilot Tiago Monteiro auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Unsere Autos sind aber noch immer Tourenwagen. Und da spielt die Aerodynamik nicht die entscheidende Rolle, auch wenn die Autos nun wesentlich aerodynamischer sind als zuvor", sagt der Portugiese.
"Die Auswirkungen davon spürt man natürlich vor allem in mittelschnellen und schnellen Kurven und wenn man ein anderes Auto verfolgt. Überholen sollte aber noch immer möglich sein", meint Monteiro. "Auch eine Attacke vor der nächsten Kurve sollte drin sein. Wir könnten etwas größere Schwierigkeiten haben als bisher, aber nicht so sehr, dass es gar keine Überholmanöver mehr geben wird. Nochmals: Es ist weiter eine Tourenwagen-Meisterschaft mit dem entsprechenden Fahrstil."
Ähnlich schätzt auch Citroen-Pilot Yvan Muller die Situation ein: "Wahrscheinlich können wir erst nach Marrakesch und Paul Ricard eine definitive Antwort geben. Derzeit ist es noch schwer zu sagen", sagt der aktuelle Weltmeister. "Ich glaube aber: Der Spirit eines Tourenwagens wird erhalten bleiben."
Darauf hofft auch der neue WTCC-Chef Francois Ribeiro: "Wie die Show sein wird, wissen wir noch nicht. Ich hoffe, wir verlieren nichts von den engen Rennen, die wir bisher gesehen haben. Bei weniger Gewicht, mehr Leistung und besserer Aerodynamik werden die Rennen sicher anders werden", so Ribeiro. "Dafür müssen wir aber schon Marrakesch abwarten. Und das ist eine besondere Strecke, weil es ein Stadtkurs ist. Die wahre Antwort auf die Fortschritte der WTCC gibt es wohl erst in Le Castellet."