Dreimal Honda ganz vorn: Gabriele Tarquini fährt erneut auf die Pole-Position, doch ein schwerer Unfall von Darryl O'Young überschattet die Qualifikation
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Eins, zwei und drei. Das ist das Ergebnis von Honda in der Qualifikation am Slovakiaring. Ex-Champion Gabriele Tarquini setzte sich in einem spannenden Zeittraining gegen seinen Honda-Teamkollegen Tiago Monteiro durch, während Norbert Michelisz (Zengö-Honda) im dritten Civic das herausragende Resultat des japanischen Herstellers abrundete und Startplatz drei eroberte.
Und es war eine dominante Vorstellung Hondas: Tarquini verbesserte den WTCC-Rundenrekord auf der knapp sechs Kilometer langen Rennstrecke bei Pressburg um fast drei Sekunden (!), um seinen Civic nach Marrakesch bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr auf die Pole-Position zu stellen. "Einfach fantastisch", kommentiert der Tourenwagen-Weltmeister von 2009 diese Leistung.
Mit der Entscheidung an der Spitze hatten die deutschsprachigen Piloten neben Michelisz indes nichts zu tun. Marc Basseng (Münnich-SEAT) nimmt die Rennen in der Slowakei von Startplatz 13 auf, Fredy Barth (Wiechers-BMW) steht direkt hinter ihm. Auf den Positionen 19 und 20 folgen Rene Münnich (Münnich-SEAT) und Franz Engstler (Engstler-BMW). Lada-Pilot James Thompson ergatterte Rang 15.
Q1: Boardman rollt aus, O'Young verunfallt schwer
Doch der Reihe nach: Die Qualifikation hatte kaum begonnen, da war sie für zwei Piloten auch schon vorbei: Tom Boardman (STR-SEAT) musste sein Fahrzeug noch auf der Einrollrunde abstellen und aussteigen. "Es gab Fehlzündungen und dann ging plötzlich der Motor aus", berichtet der britische Rennfahrer. "Sehr frustrierend. Vor allem, weil wir eben noch ein frisches Aggregat eingesetzt hatten."
Noch härter erwischte es wenige Augenblicke jedoch Boardmans früheren Teamkollegen Darryl O'Young (ROAL-BMW): Auf dem "Sprunghügel" vor der Einfahrt ins kurvenreiche Infield verunfallte der Rennfahrer aus Hongkong schwer und schlug mit der rechten Seite heftig in die Banden ein. Das Auto kam anschließend heftig demoliert im Kiesbett zum Stehen - und O'Young stieg selbstständig aus.
Der BMW-Pilot hatte offenbar Glück im Unglück: "Er war ziemlich durchgeschüttelt und außer Atem, ist aber okay und spricht", sagt Simon Cumberpatch, O'Youngs Renningenieur bei ROAL, der sich per Funk sofort nach dem Zustand seines Fahrers erkundigt hatte. O'Young wurde sofort zum Medical Centre der Strecke gebracht, winkte dann aber schon wieder in die Kamera. "Ich bin okay", sagte er.
Was man von seinem BMW 320 TC nicht gerade behaupten kann: "Es sieht nicht gut aus", meint Cumberpatch. Das volle Ausmaß der Beschädigungen erschließe sich dem Team aber erst nach einer genauen Untersuchung des Autos. "Wir müssen einfach warten, bis wir das Fahrzeug zurückhaben", erklärt der Renningenieur. Noch vor dem Neustart der Qualifikation war das Auto zurück in der ROAL-Box.
Weiter geht's: Die Zeitenjagd beginnt erneut
Dann konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Kameras jedoch wieder auf die noch fahrbereiten Rennwagen, die - nach einer rund halbstündigen Pause und bei noch etwa 15 zu fahrenden Minuten - endlich wieder auf die Strecke gingen. An der Spitze des Klassements stand zu diesem Zeitpunkt Rob Huff (Münnich-SEAT), der seine Runde just vor der Unterbrechung der Sessions gefahren hatte.
Der Weltmeister wurde jedoch alsbald um seine Position erleichtert: Chilton fuhr in 2:11.335 Minuten fast genau eine Sekunde schneller und ging in Führung, um seinerseits sofort von Tarquini unterboten zu werden. Der Honda-Werksfahrer knallte die bisher absolut schnellste Zeit des Wochenendes auf die Bahn und blieb fast 2,7 Sekunden (!) unter dem WTCC-Rundenrekord des vergangenen Jahres.
An dieser Bestleistung bissen sich die anderen Fahrer die Zähne aus. Auch Tarquinis Teamkollege Tiago Monteiro (Honda) kam nicht an die Zeit des Italieners heran, wurde aber Zweiter vor Yvan Muller (RML-Chevrolet), Norbert Michelisz (Zengö-Honda), Tom Chilton (RML-Chevrolet), Alex MacDowall (Bamboo-Chevrolet), Rob Huff (Münnich-SEAT) und Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet).
Das Ticket für die zweite Runde der Qualifikation lösten außerdem Pepe Oriola (Tuenti-SEAT), James Nash (Bamboo-Chevrolet), Tom Coronel (ROAL-BMW) und Mehdi Bennani (Proteam-BMW) als letzter der Top 12. Um 0,2 Sekunden verpasste hingegen Marc Basseng (Münnich-SEAT/13.) das Weiterkommen, auch Fredy Barth (Wiechers-BMW) schied als 14. schon nach 20 Minuten aus.
Q2: Honda fährt der Konkurrenz davon
Enttäuscht zeigte sich vor allem James Thompson (Lada), der nach Top-10-Startplätzen in Monza und Marrakesch "natürlich" mehr erwartet hatte als Rang 15. "Jetzt müssen wir über Nacht noch ein paar Hausaufgaben machen", meint der Brite. Das gilt wohl auch für die weiteren Deutschen im Feld: Rene Münnich (Münnich-SEAT) und Franz Engstler (Engstler-BMW) landeten auf den Positionen 19 und 20.
Vorn knüpfte Tarquini indes an seine Leistung aus Q1 an und setzte sich mit seiner einzigen schnellen Runde in 2:10.773 Minuten klar gegen seine Rivalen durch. 0,014 Sekunden hinter Tarquini fuhr Monteiro auf Rang zwei, Michelisz komplettierte weitere 0,012 Sekunden hinter Monteiro das Top-3-Traumergebnis für Honda. Erstmals überhaupt stehen drei Honda-Fahrzeuge an der Spitze der Startaufstellung.
"Das Auto ist wirklich großartig. Und auch die Teamarbeit war klasse, wie das Ergebnis zeigt. Ein fantastisches Gefühl", sagt Tarquini in einer ersten Stellungnahme. "Ich habe leider einen kleinen Fehler gemacht und konnte daher meine Zeit aus Q1 nicht mehr toppen. Das Resultat ist trotzdem hervorragend." Und so startet Honda-Pilot Tarquini zum zweiten Mal in Folge von der Pole-Position.
Die Riege der Geschlagenen wird angeführt von Muller auf Rang vier, dahinter Chilton, MacDowall, Huff, Nash, Oriola, Coronel, Bennani und Nykjaer. Letzterer leistete sich im entscheidenden Moment einen Fahrfehler und rutschte ins Kiesbett, womit er eine bessere Ausgangslage verschenkte. Davon profitierte Coronel, der dank Startplatz zehn im zweiten Rennen von der Pole-Position losfahren wird.