Ernüchterung beim neuen Honda-Werksteam nach dem Saisonauftakt in Monza: Der Civic weist im Vergleich zur WTCC-Konkurrenz noch Schwächen auf
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"In Monza haben wir einen Eindruck davon bekommen, wo wir stehen", sagt Tiago Monteiro. Doch dieser Eindruck entsprach so gar nicht den Erwartungen, mit denen Honda in das erste Wochenende des Jahres gegangen war. Denn im ersten direkten Duell mit der Konkurrenz wurde rasch klar: Noch ist der Honda Civic kein Siegerauto. Dafür sind die Baustellen am Fahrzeug noch etwas zu groß.
Das muss nun auch Honda-Teamchef Alessandro Mariani eingestehen. Die Rückstände seiner beiden Fahrer waren nämlich zum Teil eklatant: Schon im ersten Freien Training lagen Gabriele Tarquini und Monteiro über 0,7 Sekunden hinter der Bestzeit. Und näher kamen sie der Konkurrenz im weiteren Verlauf des Wochenendes nicht. Im Gegenteil: Im Qualifying betrug der Abstand sogar über 1,5 Sekunden.
Deutlich waren auch die Unterschiede bei den Topspeeds: Monteiro und Tarquini ließen auf den langen Geraden von Monza teilweise bis zu acht km/h auf die Spitzenautos vermissen, was sich natürlich auf die Rundenzeiten der Civic-Piloten auswirkte. Und auf die Stimmung im Team, denn eigentlich hatte Honda viel mehr erwartet. "Wir hätten gedacht, näher dran zu sein", sagt Mariani.
Das Problem ist bekannt, die Lösung nicht...
In Monza habe man es zwar mit einer für den Civic sehr schwierigen Strecke zu tun gehabt, doch glücklich mit den Resultaten sei man nicht. Immerhin: "Die technische Leistung war zufriedenstellend", meint Mariani bei 'Autosport', merkt aber an: "Wir haben ein Problem mit dem Topspeed, das wir schon im Detail analysieren. Wir müssen es untersuchen und sehen, was wir verändern können."
Und das möglichst rasch, wie Tarquini nach dem Saisonauftakt betont. "Es handelt sich um ein großes Problem. Da müssen wir uns verbessern", sagt der Ex-Champion. Doch das ist leichter gesagt als getan, wie Tarquini hinzufügt: "Wir kennen das Problem, aber nicht dessen Ursache. Der Motor ist nun besser, die Geschwindigkeit allerdings nicht. Bleiben wir auf diesem Niveau, wird es ein hartes Jahr."
Aufgeben ist allerdings nichts, was Honda im Sinn hat. Auch Tarquini ist fest entschlossen, schon bald eine Trendwende herbeizuführen. "Ich rechne damit, dass wir uns steigern", sagt der Italiener. "Es gibt keinen Grund, warum das nicht gelingen könnte. Wir müssen jetzt die Daten sichten und analysieren. Außerdem steht uns auch ein Testauto zur Verfügung. Wir haben also alles, um uns zu verbessern."
Ein Rückschritt gegenüber 2012
Und nach Monza offenbar auch die Gewissheit, im Vergleich zu 2012 einen Rückschritt gemacht zu haben, erklärt Tarquini. "Das Auto scheint nun langsamer zu sein als im vergangenen Jahr." Eine Beobachtung, die auch Teamchef Mariani gemacht hat: "Wir haben an Tempo eingebüßt. Jetzt müssen wir verstehen, warum das so ist." Man dürfe aber nicht vergessen: Honda sei neu in der WTCC.
"Monza war erst unsere vierte Veranstaltung mit diesem Auto. Das 2013er-Fahrzeug ist komplett neu, weil wir im vergangenen Jahr mit einem Prototypen angetreten sind. Seither haben wir viele Teile verändert. Jedes einzelne davon müssen wir nun noch genauer unter die Lupe nehmen", sagt Mariani, dem beim Saisonauftakt auch positive Dinge aufgefallen sind. Der Civic habe seine guten Seiten.
Und laut dem Teamchef sind das folgende: "Das Auto reagiert sehr gut. Wenn du etwas veränderst, reagiert es auf die richtige Weise. Das ist eine gute Charakteristik", meint der Italiener. "Das Chassis ist sehr steif, zugleich aber sehr sanft zu den Reifen. All das sind positive Eigenschaften." Monteiro bestätigt diesen Eindruck: "Das Chassis ist ziemlich gut, doch wir brauchen einen stärkeren Motor."
Was nach dem trotz allem gelungenen Saisonauftakt - Tarquini fuhr auf die Positionen drei und vier, Monteiro wurde Fünfter und Achter - nur eines bedeuten kann: "Wir müssen hart arbeiten, denn unsere Konkurrenz ist stark", sagt Monteiro. "Für uns geht es jetzt darum, unsere Bemühungen zu verdoppeln." Um möglichst rasch selbst in den Kampf um Pole-Positions und Siege einzugreifen.