Das erste Interview mit dem neuen Citroen-Werksfahrer Jose-Maria Lopez: Wann er von seinem Vertrag erfuhr, was es für ihn bedeutet, welche Ziele er sich setzt
© Foto: Rebocar/De Boer
Am Montag wurde der 30-jährige Argentinier Jose-Maria Lopez bei der Citroen-Teampräsentation in Versailles als dritten Werksfahrer der Franzosen neben Sebastien Loeb und Yvan Muller für die WTCC verkündet. Im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' spricht Lopez über seine Erwartungen und Erfahrungen.
Frage: "Jose-Maria, die letzten 48 Stunden waren für dich ziemlich turbulent. Zuerst das Saisonfinale der argentinischen TR-V6-Tourenwagenserie, dann die Vorstellung als Werksfahrer hier in Versailles. Erzahl doch bitte mal..."
Jose-Maria Lopez: "Ja, das war tatsächlich sehr hektisch. Am Sonntag fuhr ich noch in Neuquen, im Süden von Argentinien. Von dort gibt es gar keine Flüge nach Buenos Aires, also musste ich mir einen Privatflieger organisieren."
"Von Buenos Aires ging es dann nach Paris und mit dem Auto nach Versailles. Auf der Pariser Stadtautobahn standen wir, wie so oft, dann auch noch im Stau, sodass ich gerade rechtzeitig zur Präsentation eintraf. Zum Glück blieb mir noch Zeit, das Citroen-Teamhemd anzuziehen! Es war insgesamt schon stressig, aber das ist es allemal wert!"
Frage: "Inwiefern kam der Vertrag mit Citroen als eine Überraschung?"
Lopez: "Einen Fahrerplatz in der WTCC war in den vergangenen Jahren immer das Ziel, auf das ich hingearbeitet habe. Für Fahrer aus Südamerika ist es, nicht zuletzt wegen der wirtschaftlichen Situation, nicht immer einfach. Zusammen mit meiner Familie habe ich immer nach Möglichkeiten gesucht."
"Als dann die Gelegenheit kam, beim WTCC-Wochenende in Argentinien im Wiechers-Team an den Start zu gehen, habe ich sofort zugegriffen. Natürlich habe ich nicht erwartet, dass ich dort auf Anhieb gewinne. Die Klasse war für mich neu, das Auto war in diesem Jahr nicht das schnellste Fahrzeug, aber das Wiechers-Team war fantastisch."
"Dieser Sieg hat mir diese Chance ermöglicht. Anschließend gab es den ersten Kontakt zu Citroen und nach einiger Zeit habe ich zwei Testfahrten absolviert (in Valencia und Monza; Anm. d. Red.), die recht gut verliefen. Dann bekam ich den Zuschlag."
Vom Formelauto in den Tourenwagen und in die WTCC
Frage: "Wann hast du davon erfahren?"
Lopez: "Gar nicht so lange her. Es kursierten zwar immer Gerüchte, aber erst vor einer Woche kam das grüne Licht. Für mich bedeutet es die Wiederbelebung meiner Karriere. Obwohl ich in den vergangenen Jahren immer in Argentinien fuhr, wollte ich unbedingt in die internationale Szene zurück. Da habe ich schließlich angefangen, denn in den ersten zehn Jahren im Formelsport fuhr ich schon in Europa."
Frage: "Weshalb hast du dich nach deinen Jahren im Formelsport für den Wechsel zu den Tourenwagen entschieden?"
Lopez: "Das war weniger eine eigene Entscheidung, sondern vielmehr die einzige Möglichkeit, die mir blieb. Nach der Saison 2006 in der GP2-Serie, in der bei mir vieles schief gelaufen ist, fiel ich aus dem Förderkader von Renault heraus. Ich hätte die Meisterschaft gewinnen müssen, um weiterzukommen. Mein Team war zwar wettbewerbsfähig, aber spielte im Titelkampf keine Rolle."
"Auch selber habe ich viele Fehler gemacht. Dann wollte ich schon komplett mit dem Motorsport aufhören, aber dann sagten einige Freunde: 'Warum suchst du nicht in Argentinien nach Möglichkeiten?' So landete ich dann in den argentinischen Tourenwagen. Das Niveau dort ist sehr hoch. Meinen Erfolg bei der WTCC in diesem Jahr verdanke ich den Erfahrungen, die ich dort gemacht habe."
Frage: "Wieviel Erfahrung hast du mit Fronttrieblern?"
Lopez: "Ich habe drei Mal die argentinische TC2000-Meisterschaft mit einem Fronttriebler gewonnen. In der TR-V6-Serie wird mit heckgetriebenen Tourenwagen gefahren, aber ich würde sagen, dass mir Fronttriebler eher liegen. Auch die beiden Testtage im C-Elysee verliefen ja sehr positiv. Außerdem werden wir bis zum Saisonstart ja noch einige Testfahrten absolvieren."
Frage: "Was bedeutet für dich die Marke Citroen?"
Lopez: "Im Rallyesport war die Marke in den vergangenen zehn Jahren natürlich das Maß aller Dinge. Ich bin sehr stolz, dass ich nun Mitglied des Teams sein darf. Ich weiß, dass die Entscheidung nicht einfach war, aber ich bin dankbar, dass ich diese Chance erhalte und ich bin zuversichtlich, dass ich die Leistung bringen kann, die sich das Team von mir erhofft."
Frage: "Wie sieht es mit deinen Französischkenntnissen aus?"
Lopez: "Ich spreche ein wenig Französisch, aber ich werde versuchen, meine Kenntnisse im Laufe des kommenden Jahres zu verbessern. Meine Freundin ist Französin, das hilft sicherlich auch. Und ich schätze mal, dass wir bald nach Frankreich ziehen werden."
Frage: "Nachdem der geplanten Formel-1-Einstieg im USF1-Team 2010 sowohl für dich als auch für das Team nie zustande kam, wirst du jetzt letztendlich doch noch in einer Weltmeisterschaft an den Start gehen. Was bedeutet das für dich?"
Lopez: "Ich sehe es nicht als Genugtuung, aber ich bin froh und stolz, dass ich diese Möglichkeit jetzt erhalte. Schließlich gibt es nur vier Weltmeisterschaften im Motorsport. Dass ich mein Heimatland dort vertreten darf, ist eine große Ehre. Ich werde versuchen, das Beste daraus zu machen!"