Citroen-Sportchef Yves Matton spricht im Interview mit 'Motorsport-Total.com' über den Einstieg seiner Marke in die WTCC und erklärt, was das im Einzelnen bedeutet
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Citroen steigt ein. Mit dieser Nachricht überraschte der französische Hersteller im Juni, nachdem zuvor über Monate hinweg akute "Funkstille" geherrscht hatte. Doch nun ist klar: Citroen bringt ab 2014 unter anderem Rallyekönig Sebastien Loeb in der WTCC an den Start und wird für mehrere Jahre in der Meisterschaft aktiv sein. Was dieses neue Projekt für die Marke bedeutet und wie sie es umsetzen will, erklärt Citroen-Sportchef Yves Matton im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.
Frage: "Yves, Citroen hat sich dazu entschlossen, der WTCC beizutreten. Und dafür ist sicher eine andere Herangehensweise gefragt als für den Rallyesport, nicht wahr?"
Yves Matton: "In der Tat. Für mich und für das gesamte Citroen-Team stellt die WTCC eine große Herausforderung dar. Es ist eine ganz neue Sache. Wir waren aber schon lang daran interessiert, mal über den Tellerrand hinauszuschauen."
"In unserem Unternehmen haben wir viele Experten, die schon Erfahrung in der Formel 1 oder auf der Langstrecke gesammelt haben. Diese Leute kennen die Rundstrecke, obwohl unser Schwerpunkt in den vergangenen Jahren auf dem Rallyesport lag. Ich denke, es dürfte ganz interessant werden. Alle sind sehr motiviert, etwas Neues zu lernen."
Frage: "Entstand das Interesse an der WTCC erst dadurch, dass die neuen Regeln in den Raum gestellt wurden, oder hat sich Citroen schon vorher mit der Meisterschaft beschäftigt?"
Matton: "Ich habe mich schon ein paar Monate lang mit der WTCC beschäftigt. Mehr als ein Jahr, würde ich sagen. In der Vergangenheit war ich sogar an einem WTCC-Projekt beteiligt. Ich kenne diese Meisterschaft also von früher. Ich lerne sie aber besser und besser kennen, auch wenn ich noch vieles lernen muss."
Frage: "Einige Citroen-Mitarbeiter haben die Meisterschaft bei den vergangenen Veranstaltungen zum Teil inkognito besucht. Um ein Gefühl für die WTCC zu bekommen und erste Eindrücke zu sammeln?"
Matton: "Ja. Um zu lernen. Denn die WTCC ist eine Rennserie, in der vieles auf Erfahrung zurückgeht. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass viele Fahrer nicht mehr ganz jung sind. Das bedeutet: Es braucht wahrscheinlich ein paar Jahre, bis du an der Spitze stehst. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, vor Ort einige Eindrücke zu sammeln und möglichst genaue Beobachtungen anzustellen. So machen das aber alle hier."
Frage: "Getestet hat Citroen auch schon, sogar bereits im Frühjahr..."
Matton: "Wir haben ein paar Probefahrten mit dem DS3 absolviert. Es war ein WRC-Auto, das wir getunt hatten. Sagen wir es einmal so (lacht; Anm. d. Red.). Wir hatten ein paar Anpassungen für die Rundstrecke vorgenommen. Wenn es um die Auswahl des Modells geht, mit dem wir antreten wollen, braucht es halt ein paar Informationen. Und wo wir doch kaum Erfahrung auf der Rundstrecke haben, mussten wir mal ein Auto auf die Strecke schicken. Es gab also ein paar Testfahrten, ja."
Frage: "Der langjährige WTCC-Pilot Alain Menu hat bei den Tests mitgewirkt, nicht wahr?"
Matton: "Er war teilweise involviert, ja."
Frage: "Ist er ein Kandidat auf ein Citroen-Cockpit? Er ist schließlich einer der erfahrensten Piloten in der Meisterschaft und einer der erfolgreichsten noch dazu..."
Matton: "Er ist einer der Fahrer, die ich auf meiner Liste habe, ganz klar."
Frage: "Und wie steht es um Robert Kubica? Ist es denkbar, dass er an der Seite von Sebastien Loeb für Citroen in der WTCC antritt?"
Matton: "Nun, klar ist: Robert hat sich freundlicherweise dazu bereiterklärt, dass er uns in diesem Jahr helfend zur Seite stehen wird. Er verfügt über große Erfahrung. Er kann uns ein paar Ideen geben. Im Augenblick konzentriert er sich jedoch zu 150 Prozent auf seine Rallyekarriere. Vielleicht können wir darüber reden, wenn seine Saison im Rallyesport etwas mehr fortgeschritten ist. Er muss aber nicht zwangsweise im Auto sitzen, um gute Ratschläge zu geben."
Frage: "Wie geht es nun weiter im WTCC-Projekt von Citroen, wo ihr nun bekanntgegeben habt, dass ihr ab 2014 dabei sein werdet?"
Matton: "Der nächste Schritt ist ein Test mit dem neuen Auto. Das stellt den Beginn einer großen Aufgabe an, die das Ziel hat, rechtzeitig zum Saisonstart 2014 fertig zu sein. Und wir haben sicherlich nicht vor, einer Meisterschaft beizutreten, um dort das Feld aufzufüllen. Uns ist klar: Wir müssen hart arbeiten. Unser technisches Team muss sich Mühe geben. Wir wollen uns perfekt vorbereiten."
Frage: "Über was für einen Zeitraum reden wir hier beim WTCC-Engagement von Citroen? Habt ihr einen Plan für mehrere Jahre in dieser Meisterschaft?"
Matton: "Natürlich steigen wir nicht nur für eine Saison in diese Meisterschaft ein. Wir sehen das als langfristiges Engagement. Wenn eine Marke wie Citroen in eine Rennserie investiert, dann geht es natürlich um mehr als nur ein Jahr."