Was vom Rennjahr zu erwarten ist: Redakteur Stefan Ziegler schildert seine Gedanken zu einem möglichen WM-Duell zwischen Chevrolet und Honda
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Liebe WTCC-Fans, jetzt sind es nur noch wenige Tage. Dann geht es wieder rund im Königlichen Park von Monza. Auch wenn dort gerade noch Schnee liegt. Bei dem Gedanken an den WTCC-Saisonauftakt wird mit aber regelrecht warm ums Herz. Die Saison 2013 hat nämlich das Zeug dazu, für allerbeste Unterhaltung zu sorgen. Warum ich so zuversichtlich bin, will ich Euch gern in dieser Vorschau-Kolumne erklären.
Da wäre zunächst natürlich die Starterliste, die in diesem Jahr immerhin 25 Namen umfasst. Das ist mehr als bei vielen anderen Rennserien und sicherlich ein gutes Zeichen dafür, dass ein Interesse an der WTCC vorhanden ist. Verstärkt wird dieser Eindruck noch von zahlreichen neuen Teams, die 2013 ihre erste Saison in der Meisterschaft bestreiten. Einige neue Fahrer gibt es in diesem Jahr ebenfalls.
Was in diesem Zusammenhang natürlich besonders hervorzuheben ist: Das Chevrolet-Werksteam existiert nicht mehr. Die US-amerikanische Marke hat sich im vergangenen Jahr nach drei WM-Titeln in Folge aus der WTCC zurückgezogen. Was bleibt, sind die schnellen Chevrolet-Fahrzeuge, die auch 2013 zu den Favoriten zählen dürften. Sofern nicht die neue Konkurrenz gleich richtig durchstartet.
Chevrolet oder Honda: Wer ist hier der Favorit?
Denn Chevrolet mag die WTCC zwar verlassen haben, doch Honda und Lada sind neu dabei. Die beiden Hersteller aus Japan und Russland bringen in diesem Jahr jeweils zwei Werksautos an den Start. Und vor allem Honda gilt es 2013 zu beobachten: Wer einen so großen Aufwand betreibt, um in der WTCC zu fahren, der gibt sich langfristig sicherlich nicht mit "nur" Podestplätzen zufrieden.
Ganz klar: Honda ist in der WTCC, um Weltmeister zu werden. Ob das schon 2013 gelingt? Man darf gespannt sein. Und das ist auch gut so! Denn mal ehrlich: Zuletzt war die große Frage doch stets, welcher Chevrolet-Werkspilot am Ende die Nummer eins sein würde. In dieser Saison ist dagegen wesentlich mehr Musik drin. Und ich wäre nicht überrascht, wenn Honda nicht die erste Geige spielt.
Da ist nämlich ein gewisser Yvan Muller, dreimaliger Weltmeister und nun ehemaliger Werkspilot. Mit der Chance, der neuen Konkurrenz aus Japan so richtig vor den Bug zu schießen. Denn er fährt auch in dieser Saison im Chevrolet Cruze 1,6T, dem klaren Klassenprimus der vergangenen Jahre. Und damit dürfte er speziell zu Saisonbeginn allerbeste Karten haben, sich an der Spitze zu etablieren.
Wie gut ist der Chevrolet Cruze wirklich?
Natürlich: RML ist nun kein Werksteam mehr und dürfte auch nicht mehr über die Ressourcen der Vergangenheit verfügen. Das mindert die Leistung des Rennwagens und die von Muller aber in keiner Weise. Vielmehr darf man erwarten, 2013 die wahre Performance des Chevrolets zu sehen. Es gibt schließlich keinen Grund mehr, warum RML etwas zurückhalten müsste. Das heißt: freies Blasen.
Aufgrund der fehlenden Werksunterstützung bei RML und der Entwicklungs-Maschinerie bei Honda wird in dieser Saison aber sicher einmal ein Punkt erreicht, an dem der vermeintliche Vorteil der Chevrolet-Fahrzeuge endgültig dahin ist. Honda ist, so viel ist sicher, über kurz oder lang zum Siegen verdammt. Vor allem Gabriele Tarquini wird schon dafür sorgen, dass der Civic in die Gänge kommt.
Was aber nicht bedeuten muss, dass der Kampf um die Spitze auf diese beiden Marken beschränkt sein wird. Zumindest bei einzelnen Rennen sollten die Fahrzeuge von BMW und SEAT dazu in der Lage sein, vorn mitzumischen. Also so, wie schon in den vergangenen Jahren. Mit sehr viel mehr ist wahrscheinlich nicht zu rechnen, denn dafür wurde an den Autos über den Winter zu wenig entwickelt.
Lada und die Privatiers: Da ist Spannung drin!
Und dann wäre da noch die große Unbekannte im diesjährigen Starterfeld: Lada. In Magny-Cours hat das russische Team etliche Testrunden abgespult, doch zu einem Vergleich mit der Konkurrenz kam es bisher nicht. Deshalb bin ich ungeheuer gespannt darauf, was dieses Auto kann. Und ich tippe mal ganz ins Blaue hinein: James Thompson taucht in diesem Jahr häufig in den Punkterängen auf.
Dergleichen wünsche ich auch den vielen Neueinsteigern und - als Redakteur einer deutschen Motorsport-Plattform - natürlich den deutschsprachigen Teilnehmern. Ich persönlich freue mich sehr auf das Münnich-Team, das als GT1-Weltmeister in die WTCC wechselt und dort gleich mit dem aktuellen Tourenwagen-Weltmeister Rob Huff arbeitet. Auf diese Kombination wird zu achten sein.
Die beiden erfahrenen deutschen WTCC-Rennställe, Engstler und Wiechers, werden sicherlich ebenfalls wieder vorn dabei sein und ein Wörtchen um die Titelvergabe in der Privatierwertung mitreden. Apropos: Gleich 14 Piloten sind in dieser Meisterschaft punkteberechtigt. Das dürfte für muntere Zweikämpfe im Feld sorgen, selbst wenn es an der Spitze ziemlich klar zugehen sollte.
Für Euch am Ball in dieser Saison
Unklar ist zu diesem Zeitpunkt noch, wie der endgültige Rennkalender aussehen wird. Curitiba ist erst einmal raus, doch der Automobil-Weltverband (FIA) behält sich vor, zwei neue Veranstaltungen zu installieren. Wo und wann, das ist noch offen. Vielleicht erfahren wir aber schon beim Saisonauftakt im Autodromo di Monza mehr über die Pläne von WTCC-Serienchef Marcello Lotti. Ich bleibe dran!
Das gilt natürlich für den gesamten Saisonverlauf. Für 'Motorsport-Total.com' werde ich in diesem Jahr wieder von der WTCC berichten und bei vielen Rennen live vor Ort sein. Wie an diesem Wochenende. Nur was mich in Monza erwartet, das weiß ich noch nicht. Ich lasse mich aber gern überraschen. Vor allem, wenn die Aussichten für eine spannende Saison gegeben sind. Und das sind sie 2013 zweifelsohne.
Beste Grüße & viel Freude mit der WTCC 2013!
Euer
Stefan Ziegler
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