65 Kilogramm Übergewicht und schwache Aerodynamik: Rob Huff deckt die Schwachstellen des Lada auf: "Müssen so schnell wie möglich Fortschritte machen"
© Foto: xpbimages.com
Während die Honda Civic den Rückstand auf die bisher in dieser WTCC-Saison dominierenden Citroen C-Elysee Schritt für Schritt reduzieren und der von RML gebaute Chevrolet Curze am vergangenen Wochenende in Budapest dank Gianni Morbidelli sogar seinen ersten Sieg feiert, ist der Lada Granta das große Sorgenkind unter den neuen TC1-Autos. Auch einzelne Erfolgserlebnisse wie die fünften Plätze von Michail Koslowskii und Rob Huff in Marrakesch beziehungsweise Le Castellet, die vor allem den jeweiligen Umständen geschuldet waren, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass die russischen Werksautos bisher nicht konkurrenzfähig sind.
In den Trainings sind die drei roten Granta meist die Schlusslichter der TC1-Klasse, im Qualifying stellt der Einzug in das Q2 der Top 12 bisher eine nahezu unüberwindliche Hürde da. Das spiegelt sich auch in den Berechnungen des Kompensationsgewichts für die Rennen am kommenden Wochenende in Pressburg wieder: Im Durchschnitt waren die Lada an den ersten drei Rennwochenenden der Saison 2014 im Qualifying und Rennen pro Runde 2,7 Sekunden langsamer als die Citroen.
Der Lada krankt gleich an mehreren Ecken, wie Huff offen zugibt. "Das grundlegende Problem ist, dass wir in allen Bereichen das Autos Nachholbedarf haben. Es gibt keinen Grund, damit hinter dem Berg zu halten", sagt der Weltmeister von 2012. "Die diesjährigen Fahrzeuge sind Aerodynamik-Autos, aber wir haben so gut wie keine Aerodynamik am Auto", erklärt Huff. "Daher kämpfe ich gegen die anderen Autos nicht mit gleichen Waffen." Der fehlende Anpressdruck sorgt beim Granta für teilweise extremes Übersteuern, welches auch andere Piloten beim Fahren hinter den Lada bemerkten. "Das ist ein Bereich, in dem wir einen großen Schritt nach vorne machen können", meint Huff.
Doch damit nicht genug. "Eine weitere Baustelle ist das Gewicht. Das Auto hat derzeit 65 Kilogramm Übergewicht. Alleine das kostet mehr als eine halbe Sekunde", gibt der Brite offen zu. Vom Kompensationsgewicht profitieren die Lada derzeit also gar nicht, weil sie keinen Ballast an Bord haben, den sie ausladen können. Die Verzögerungen bei der Homologation, die jeden ernsthaften Test vor Saisonbeginn verhinderten, rächen sich nun für Lada. Hinzu kommen immer wieder Motorprobleme, die in Budapest Koslowskii in beiden Rennen zur Aufgabe zwangen.
"Wir müssen so schnell wie möglich Fortschritte machen. Das Team bemüht sich, aber wir haben eine Menge zu tun", sagt ein leicht desillusioniert wirkender Huff. Doch der enge Rennkalender gibt dem Werksteam am Saisonbeginn kaum Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. "Wenn die ersten vier Rennen innerhalb von fünf Wochen stattfinden, ist das fast unmöglich", sagt Huff.
Doch Besserung ist in Sicht. In dieser Woche testet Lada am Hungaroring, und auch nach den Rennen in Pressburg bleibt die Mannschaft für Tests vor Ort, um das Auto besser kennenzulernen. "Vor dem ersten Rennen wussten wir gar nichts über das Auto. Jetzt wissen wir ein bisschen mehr", beschrieb Huff nach den Rennen in Ungarn den Status quo.
Dementsprechend niedrig muss der frühere Weltmeister, der 2014 schon beim Saisonauftakt in Marrakesch als reines Testjahr bezeichnet hatte, seine Ziele für diese Saison ansetzen. "Q2 und Position zehn", wäre für Huff schon ein Erfolg. "In Macao (im Qualifying, Anm. d. Red.) auf Position zehn zu fahren, wäre ein realistisches Ziel", meint er.