Neun Wochen dauert die Sommerpause der WTCC: Weshalb fährt die Meisterschaft so lange nicht und wie bewerten die Fans diese Situation?
© Foto: Lisa Linke
63 Tage ohne Rennen. So lange dauerte die Sommerpause der WTCC noch nie. Doch zwischen den Veranstaltungen in Brasilien und in den Vereinigten Staaten klafft in diesem Jahr eine Lücke von neun Wochen. Zeit, in der eine Meisterschaft durchaus in Vergessenheit geraten kann. Vor allem, wo einige andere Rennserien schon lange wieder auf der Strecke sind. Nur die WTCC lässt auf sich warten.
Die Fans sehen das mit gemischten Gefühlen. Wie eine Umfrage auf 'Motorsport-Total.com' ergab, wollen die Zuschauer natürlich am liebsten Rennen sehen. 36 Prozent der rund 250 Stimmen entfielen nämlich darauf, dass 2012 eine viel zu lange Sommerpause installiert worden sei. "Damit tut man sich nichts Gutes", finden weitere 22 Prozent. 17 Prozent hoffen auf Besserung zur Rennsaison 2013.
Verständnis für die lange Sommerpause der WTCC bringen die restlichen 25 Prozent auf: Dass ein Schiffstransport von Süd- nach Nordamerika seine Zeit brauche, lassen 16 Prozent als Argument gelten. 9 Prozent meinen, den Fahrern und Teams sei auch einmal eine Pause zu gönnen. Müssen es aber wirklich neun Wochen sein? Daran zweifeln selbst die unmittelbar an der WTCC Beteiligten.
Nur ein Rennevent in 16 Wochen
Vor allem, da zwischen den Veranstaltungen in Portugal und in Brasilien schon einmal sieben Wochen lang nichts geboten war. "Ich denke schon, dass diese zwei großen Pausen für Fans und Teams zu lang sind", meint Dominik Greiner, Teammanager beim Wiechers-Rennstall. Allerdings dürfe man dabei nicht vergessen: Die WTCC wich mit ihren langen Pausen anderen Großveranstaltungen aus.
Die Fußball-Europameisterschaft im Juni und die Olympischen Spiele im August lassen grüßen. "Diese zwei Ereignisse sind im TV sehr stark präsent. Für unsere Rennen hätte nicht ausreichend Sendeplatz zur Verfügung gestanden", erklärt Greiner. "Ich persönlich halte eine Sommerpause von etwa vier Wochen für ausreichend, kann andererseits aber auch unseren Promoter verstehen."
Und Marcello Lotti, der Serienchef der WTCC, wollte in diesem Jahr eben sein Rennprodukt schützen. Deshalb ging der Italiener keine Kompromisse ein und verzichtete auf eine Kollision mit Großevents wie Fußball oder London 2012. Völlig glücklich verlief dies allerdings nicht: Die Tour de France ging just an dem Wochenende zu Ende, als die WTCC in Brasilien ihr erstes Rennen in Übersee bestritt.
Abschalten und erholen in der Sommerpause
Es war die einzige WTCC-Veranstaltung in 16 Wochen, was zumindest die Fahrer und ihre Teams für sich zu nutzen wissen. "Die Sommerpause dient in erster Linie der Entspannung und Regeneration aller Teammitglieder", sagt Greiner. "Nach den Anstrengungen der ersten Saisonhälfte konnten nun alle die Akkus aufladen, dass wir gut ausgeruht den Saison-Endspurt in Angriff nehmen können."
Und dazu sei noch gesagt: Während zwischen Juli und September neun Wochen lang keine Rennen gefahren werden, wurden im gleichen Zeitraum zwischen März und Mai nicht weniger als fünf Events abgehalten. Stress pur für eine Meisterschaft wie die WTCC, speziell aus logistischer Sicht. Eine Verschnaufpause im Sommer wird da begrüßt - und für einen Urlaub mit den Lieben verwendet.
"Viele von uns sind mit ihren Familien verreist", beschreibt Teammanager Greiner die Situation im Wiechers-Rennstall. "Ich selbst habe die WTCC-rennfreie Zeit ebenfalls für einen Sommerurlaub genutzt. Zudem habe ich noch bei anderen Rennserien vorbeigeschaut. Man muss ja auch abseits der WTCC immer gut informiert sein." Ganz besonders, wenn der Rennkalender so viel Spielraum bietet.