Die 'Motorsport-Total.com'-Redaktion hat Alessandro Zanardi mit ihrem Lebenswerk-Award ausgezeichnet und dem Italiener eine Trophäe überreicht
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Alessandro Zanardi ist ein Phänomen. Und er weiß immer wieder zu überraschen. Mit seinem Lebensmut. Mit seiner schier grenzenlosen Zuversicht. Mit immer neuen Ideen. Obwohl ihm das Schicksal übel mitgespielt hat. Sie erinnern sich an seinen Unfall beim CART-Rennen auf dem Lausitzring 2001? Das hat Zanardi längst hinter sich gelassen. Denn er schaut lieber nach vorn statt zurück.
Dabei gab es bereits vor 2001 einiges, auf das er stolz sein konnte. Er hatte es in die Formel 1 geschafft und war dort in die Punkte gefahren, ehe er in Nordamerika zu ganz großem Ruhm kam und zweimal in Folge die ChampCar-Meisterschaft für sich entschied. Mit seinem 'The Pass' gegen Bryan Herta in der Corkscrew-Passage von Laguna Seca hat er sich gewissermaßen in die Hall of Fame gefahren.
Und auch nach 2001 hat Zanardi weiter Schlagzeilen geschrieben. Mit seinem beeindruckenden Comeback, das ihn erst seine noch fehlenden 13 Runden auf dem Lausitzring komplettieren sah. Dabei war er so schnell, dass er an diesem Wochenende in die Top 6 gefahren wäre. Kurz darauf testete er erstmals einen Tourenwagen von BMW, den er bis 2009 zu insgesamt vier Laufsiegen trieb.
Vom Formelauto in den Tourenwagen und ins Handfahrrad
Den ersten und wohl emotionalsten Erfolg seiner "zweiten" Karriere im Motorsport erzielte Zanardi in Oschersleben 2005, in seiner ersten Saison in der Tourenwagen-WM (WTCC). Nicht nur die Fans hatten an diesem denkwürdigen Tag einige Tränen in den Augen, auch die Konkurrenz jubelte mit und für Zanardi. Er hatte als erster beinamputierter Rennfahrer einen Lauf zu einer WM gewonnen.
Doch selbst nach seinem Abschied aus der WTCC standen bei Zanardi die Räder nicht still. Den Motor tauschte er aber gegen Muskelkraft: Er stieg um aufs Handfahrrad und trainierte auf sein nächstes Ziel hin, die Paralympischen Spiele in London 2012. Und Zanardi überraschte erneut: zweimal Gold, einmal Silber. Ein Jahr später sicherte er sich in Kanada auch noch den WM-Titel.
Und all dies immer mit einem Lächeln im Gesicht, immer fröhlich, immer engagiert. Weshalb der heute 47-Jährige für viele Menschen zum Vorbild, Idol oder sogar Helden geworden ist. Das ist auch der Redaktion von 'Motorsport-Total.com' nicht entgangen. Die Redakteure bestimmten Zanardi daher zum Preisträger für den 'Motorsport-Total.com'-Lebenswerk-Award, den Zanardi im Dezember erhielt.
Nur die Zukunft zählt für Zanardi
Redakteur Stefan Ziegler, der Zanardi während dessen Zeit in der WTCC kennen- und schätzen gelernt hat, traf den sympathischen Italiener in München zur Preisübergabe und zu einem eigentlich auf eine Viertelstunde angesetzten Interview. Doch Zanardi wäre nicht Zanardi, würde er nicht spontan seine eigenen Pläne machen. Und so entwickelte sich ein mehr als 45-minütiges Gespräch.
Darin zeigt sich Zanardi einmal mehr als überaus positiv eingestellter Mensch: "Ich bin sehr, sehr zufrieden mit meinem bisherigen Leben. Ich kann die Vergangenheit eh nicht verändern, nur meine Zukunft. Deshalb konzentriere ich mich stets darauf, etwas aus meinen Möglichkeiten zu machen", sagt der frühere Rennfahrer. Er fügt hinzu: "Wenn du es tun kannst, warum solltest du es dann nicht tun?"