WTCC-Neueinsteiger Sebastien Loeb spricht im Interview über die Testarbeit mit Citroen, seine eigenen Ambitionen und das Fahren ohne Beifahrer
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Das gewohnte Umfeld verlassen und sich einer ganz neuen Aufgabe stellen. Das ist, was Sebastien Loeb in der kommenden Saison tut. Dann vollzieht er seinen Wechsel vom Rallyeauto in den Tourenwagen und steigt gemeinsam mit Citroen in die WTCC ein. Im Interview spricht Loeb über seine ersten Eindrücke von seinem neuen Dienstauto und erklärt, was er sich von seinem Debütjahr in der Meisterschaft verspricht. Über das Fahren ohne Beifahrer spricht der Routinier ebenfalls.
Frage: "Sebastien, du hast deine ersten Runden in einem richtigen WTCC-Auto abgespult. Wie groß war der Unterschied zum modifizierten WRC-Fahrzeug, das du zuvor getestet hast?"
Sebastien Loeb: "Der Unterschied war nicht so groß. Das modifizierte WRC-Auto hat mir ein gutes Gefühl vermittelt. Als wir dann schließlich erstmals das richtige WTCC-Fahrzeug getestet haben, fühlte ich mich schon sehr wohl damit. Natürlich war es viel besser, denn das Team hat in der Zwischenzeit viele Dinge optimiert. Mit dem Handling und der Balance war ich bereits sehr zufrieden - und positiv überrascht."
Frage: "Vor dir und dem Team liegen einige Monate der Entwicklungsarbeit. Chevrolet hat vor der Einführung des 1,6-Liter-Turbomotors rund 5.000 Kilometer getestet, bevor die Saison begonnen hat. Habt ihr euch einen ähnlichen Testplan zurechtgelegt?"
Loeb: "Ich weiß nicht, wie der Plan genau aussieht. Natürlich werden wir genug testen. Ob es dann 5.000 Kilometer sein werden, kann ich nicht sagen. Wir dürfen ja auch nicht vergessen: Citroën arbeitet schon seit ein paar Jahren am 1,6-Liter-Turbomotor. Dieses Triebwerk ist angesichts der neuen Regeln ein bisschen anders und auch kraftvoller, aber die Basis ist die gleiche."
Frage: "Du hast dich bereits als konkurrenzfähiger Fahrer auf der Rundstrecke erwiesen, hast deine meiste Erfahrung dort aber auf der Langstrecke gemacht. Die WTCC ist anders, im Vergleich eher wie ein 100-Meter-Sprint als ein Marathon. Siehst du dich selbst mehr als Sprinter-Typ oder als Marathon-Läufer?"
Loeb: "Ich habe ein paar Erfahrungen mit GT-Autos und auch im Porsche-Supercup gesammelt. Es stimmt: Ich habe bisher meist Langstrecken-Rennen bestritten. Sprintrennen sind mir aber definitiv lieber."
Frage: "Bei einem WTCC-Rennwochenende ist die Streckenzeit limitiert. Machst du dir deshalb Sorgen?"
Loeb: "Es könnte schwierig für mich werden, eine neue Rennstrecke im Freien Training kennenzulernen. Wir versuchen derzeit, den besten Weg zu finden, um Erfahrung aufzubauen. Das Team und ich beginnen in der WTCC schließlich bei null. Wir kennen nicht viele der Strecken, auf denen die Meisterschaft antritt. Wir wollen lernen. Ich hoffe, wir haben die Gelegenheit, vor dem Saisonstart auf ein paar der üblichen WTCC-Kurse zu testen."
Frage: "Verfolgst du die WTCC bereits im Fernsehen und studierst du schon deine künftigen Rivalen?"
Loeb: "Ehrlich gesagt: Ich hatte bisher nicht die Zeit dazu. Ich sitze zuhause nur sehr selten vor dem Fernseher. Wenn ich aber die Gelegenheit habe, dann schaue ich es mir natürlich an. Es gibt viele ausgezeichnete Fahrer in der WTCC. Einige von ihnen kenne ich bereits. Ich werde sie aber sicher noch viel besser kennenlernen, wenn wir erst gegeneinander fahren..."
Frage: "Du hast neun WM-Titel in der Rallye-WM (WRC) gewonnen und du bist der erfolgreichste Rallye-Fahrer aller Zeiten. Weltweit erwarten viele, dass du auch in der WTCC erfolgreich sein wirst. Spürst du diesen Druck?"
Loeb: "Mir ist schon klar, dass viele Leute von mir erwarten, dass ich auch in der WTCC gewinne, weil ich schon so viel gewonnen habe. Auf diesem Niveau ist ein solcher Wechsel allerdings nicht so einfach. Kimi Räikkönen ist das perfekte Beispiel: Er kam in die Rallye-WM und hat dort nicht gewonnen. Er wechselte zurück in die Formel 1 und siegte erneut."
"Natürlich ist es eine große Veränderung für mich. Ich stelle mich dieser Aufgabe aber mit dem Willen, konkurrenzfähig zu sein. Ich werde mein Bestes geben. Ich weiß jedoch nicht, was es braucht. Es dürfte auch schwierig werden, von Anfang an vorn mit dabei zu sein. Zunächst einmal verfüge ich schließlich über die gleiche Erfahrung wie ein Yvan Muller als er noch ein Teenager war..."
Frage: "Wie hat dein langjähriger Copilot aus der Rallye-WM, Daniel Elena, reagiert, als du ihm gesagt hast, dass im WTCC-Auto kein Platz für ihn sein würde?"
Loeb: "Nun, das hat er ja gewusst! Aber Scherz beiseite: Wir haben schon lange darüber gesprochen. Er ist nicht zu sehr enttäuscht. Ich denke, wenn er es wollte, dann wäre sicherlich ein Platz für ihn beim Citroen-Team. Er hat aber schon eine neue Leidenschaft gefunden. Er spielt jetzt Pétanque, ein Boulespiel, das im Süden Frankreichs sehr populär ist."