Nach Heimsiegen in Estoril und Portimao steht Tiago Monteiro in Porto unter Druck: Im Interview spricht der Portugiese über das bevorstehende Stadtrennen
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Ein Portugiese in Portugal: Beim WTCC-Stadtrennen in Porto ist Tiago Monteiro ganz klar der Publikumsliebling schlechthin. Und das nicht ohne Grund: Der jetzige Honda-Fahrer hat bereits zweimal in seiner Heimat gewonnen. Nur noch nicht in seinem Wohnort, wo die WTCC in wenigen Tagen in die zweite Saisonhälfte startet. Im Interview spricht Monteiro über seine Zwischenbilanz und auch über seine Aussichten für seinen Auftritt vor seinen heimischen Fans am Boavista-Stadtkurs.
Frage: "Tiago, dein Heimrennen steht vor der Türe. Und für dich ist es etwas ganz Besonderes, denn du wohnst ja schließlich in Porto..."
Tiago Monteiro: "Das Heimrennen ist immer wichtig. Und ich darf mich glücklich schätzen, dass ich in einer Weltmeisterschaft fahre, die in meinem Heimatort gastiert. Das ist eine tolle Sache. Und ich will Kapital daraus schlagen. Angesichts der Fans, meiner Freunde und meiner Familie ist dieses Rennen immer etwas Besonderes für mich. Ich erhalte sehr viel Unterstützung. Ich freue mich definitiv auf die Veranstaltung in Porto."
Frage: "Die WTCC hatte in Porto schon immer ein gutes Publikum. Glaubst du, die Fans werden in diesem Jahr noch enthusiastischer sein, wo du doch nun wieder für ein Werksteam fährst?"
Monteiro: "Ich denke schon. Jeder weiß, dass ich jetzt für ein Werksteam fahre und dass ich ein konkurrenzfähiges Auto habe. Und natürlich erwartet jeder von mir, dass ich um die Spitze kämpfe. Außerdem habe ich schon WTCC Rennen in Estoril und an der Algarve gewonnen, aber bisher nicht in Porto. Alle erwarten daher von mir, dass ich dort gewinne."
"Die Erwartungen sind hoch, gar kein Zweifel. Ich würde gern ein gutes Ergebnis erzielen. Ich gebe jedoch an jedem Rennwochenende mein Bestes. Ich werde auch dieses Mal viel Druck machen. Man muss aber schon vorsichtig sein mit der Erwartungshaltung, denn es geht auch schnell mal schief und dann ist die Enttäuschung umso größer... Wir wissen aber, was wir zu leisten imstande sind. Und wenn sich uns eine Möglichkeit bietet, dann werden wir sie ergreifen."
Frage: "Jeder Stadtkurs ist etwas Besonderes. Was sind die besonderen Eigenschaften von Porto?"
Monteiro: "Porto stellt eine Mischung aus den schmalen Straßen von Pau und den langen Geraden von Macao dar. Es gibt ein paar sehr technische Abschnitte und einige schnelle Passagen. Die Schikanen sind ziemlich knifflig, aber sehr wichtig. Denn wenn du dort an Geschwindigkeit einbüßt, dann hast du auf den folgenden langen Geraden ein Problem."
"Vor der Einfahrt zur Box gibt es ebenfalls eine lange Gerade. Ich würde sagen, dass die Haupteigenschaft der Strecke die ist, dass sie eine einzige große Herausforderung darstellt. Es ist einer dieser Kurse, auf dem du ein gesundes Selbstvertrauen haben musst. Du musst auch deinem Auto vertrauen, um wirklich schnell zu sein. Wenn du ansonsten zu kontrolliert fährst, dann bist du nicht schnell genug."
Honda noch immer in der Lernphase
Frage: "Bist du zufrieden damit, wie deine erste komplette Saison mit Honda bisher verlaufen ist?"
Monteiro: "Insgesamt sind wir zufrieden damit, wie sich die Dinge für uns entwickeln. Wir haben schon ein paar Podestergebnisse und auch einen Sieg erzielt. Ich würde sagen, wir haben bisher unsere Ziele erfüllt. Es handelt sich allerdings auch um bewegliche Ziele."
"Denn an jedem Wochenende entdecken wir neue Dinge über das Auto und nehmen Veränderungen vor. Auf technischer Seite ist es ungeheuer interessant, etwas Neues zu entdecken und daran zu denken, wie man es früher gemacht hat."
"Natürlich wollen wir mehr. Wir sind hier, um zu kämpfen und um zu siegen. In der ersten Saisonhälfte hatte ich ein paar schwierige Momente, in denen ich durch Unfälle und Probleme ein paar Punkte habe liegenlassen. Doch das gehört zum Motorsport dazu, denke ich. Über die Gesamtwertung habe ich mir nie den Kopf zerbrochen. Ich habe mich darauf konzentriert, mich als Fahrer und im Team weiterzuentwickeln."
Frage: "Wenn du das bisher abgerufene Potenzial deines Autos bedenkst, würdest du dann sagen, dass der Stadtkurs in Porto dem Honda Civic entgegenkommt?"
Monteiro: "Auf dem Papier, ja. Seit wir allerdings mit dem Kompensationsgewicht fahren und etwas mehr Gewicht im Auto haben, ist das Fahrzeug schwieriger zu fahren. Es reagiert wirklich ganz anders."
"Wir sind noch dabei, zu entdecken, wie wir das Auto mit dem zusätzlichen Gewicht optimal nutzen können. Für technische Strecken wie Porto sind wir jedoch sehr zuversichtlich. Ich würde aber sagen, dass wir uns gewisse Sorgen machen und uns fragen, wie wir das Handling so hinbekommen, wie es sein sollte."
Frage: "Zum Schluss noch die Frage: Wie lauten deine Erwartungen für Porto?"
Monteiro: "Mein Ziel ist das Treppchen. Natürlich würde ein Traum wahr werden, wenn ich siegen könnte. Mir ist aber schon klar, dass es in jedem Fall hart wird. Ich will den Fans eine gute Show bieten und selbst meinen Spaß haben. Wenn ich Spaß habe, dann wird das auch zur Folge haben, dass ich ein gutes Ergebnis einfahre."