Rückkehrer Gianni Mobidelli im Interview: Weshalb er nach acht Jahren Pause in die WTCC zurückkommt und welche Schwierigkeiten er beim Comeback erwartet
© Foto: xpbimages.com
Es ist ein Comeback nach ungewöhnlich langer Zeit: Gianni Morbidelli kehrt 2014 in die WTCC zurück, nachdem der zuletzt vor acht Jahren mit einem Alfa Romeo von N.Technology in der Serie gefahren war. In dieser Saison wird der 46-Jährige im deutschen Münnich-Team einen der neuen Chevrolet Cruze nach dem Reglement der TC1-Klasse fahren.
Im Interview erklärt Morbidelli, warum es ihn nach so vielen Jahren wieder in die WTCC zieht. Außerdem spricht er offen über die Schwierigkeiten, die er durch den späten Testbeginn mit dem von RML gebauten Cruze erwartet und erläutert, warum seine Erfahrung aus der Superstars-Toruenwagen-Serie, wo er in den vergangenen sechs Jahren vier Titel gewann, nur bedingt hilfreich ist.
Frage: "Gianni, es ist acht Jahre her, seit du in der WTCC gefahren bist. Welche Erinnerungen verbindest du mit der Serie?"
Gianni Morbidelli: "Ich erinnere mich an eine extrem umkämpfte und professionelle Meisterschaft, die perfekt organisiert war. Ich habe einige gute Resultate erzielt, aber es war eine zu kurze Zeit..."
Frage: "Du möchtest also noch etwas zu Ende bringen. Ist das der Grund für deine Rückkehr?"
Morbidelli: "Ich wollte wieder Motorsport auf diesem Niveau betreiben. Ich möchte wieder mitmischen und all diese Emotionen erleben. Das ist eine großartige Herausforderung."
Frage: "Durch die neuen technischen Regeln haben sich die Autos seit deinem letzten Auftritt 2006 enorm weiterentwickelt."
Morbidelli: "Das ist ein großer Schritt nach vorne. Technisch gesprochen sind die neuen Autos wesentlich ausgefeilter und sehen besser aus. Sicherlich muss man noch mehr Wert auf die Abstimmung legen. Das ist zumindest mein Eindruck, nach allem was ich von denjenigen gehört habe, die schon mit der Entwicklung auf der Rennstrecke begonnen haben."
Superstars-Titel kein Vorteil bei der WTCC-Rückkehr
Frage: "Zuletzt hattest du dich auf die Superstars konzentriert, wo du in sechs Jahren vier Titel gewonnen hast. Wird dir diese Erfahrung bei der Umstellung auf die WTCC-Autos helfen?"
Morbidelli: "Jede Erfahrung ist hilfreich, um dein Wissen zu erweitern. Aus technischer Sicht sind die Superstars anders als die neuen WTCC-Fahrzeuge. In den vergangenen drei Jahren bin ich zudem allradangetriebene Autos gefahren, daher muss ich beim Fahrstil und der Abstimmung des Autos umdenken."
Frage: "Du wirst einen Chevrolet Cruze fahren, das Auto, welches in den vergangenen vier Jahren die WTCC dominiert hat. Bist du zuversichtlich, dass auch das neuen TC1-Modell konkurrenzfähig sein wird?"
Morbidelli: "Ich habe volles Vertrauen in die Arbeit der RML-Leute. Sie haben Erfahrung und die notwendigen Fähigkeiten, was sich an den WTCC-Ergebnissen der von ihnen gebauten Autos zeigt."
"Andererseits sind wir uns der Tatsache bewusst, dass im ersten Teil der Saison einige Schwierigkeiten auf uns zukommen, denn unsere Konkurrenten haben bei der technischen Entwicklung einen erheblichen Vorsprung. Ziel bei den ersten Rennen muss sein, Daten zu sammeln, uns an das Auto zu gewöhnen und es weiterzuentwickeln. Das wird nicht einfach, aber so läuft das Spiel nun einmal."
Viele neue Rennstrecken
Frage: "Unter deinen Konkurrenten befinden sich Fahrer wie Muller und Tarquini, gegen die du während deiner Karriere schon gefahren bist. Denkst du, dass sie um den Titel kämpfen werden?"
Morbidelli: "Sie sind zwei Champions, vor denen ich Hochachtung habe. Ich bin mir sicher, dass sie zu denjenigen gehören werden, die um die Weltmeister-Krone kämpfen werden. Es ist aber noch viel zu früh, um irgendwelche Vorhersagen zu treffen, denn eines habe ich während meiner Karriere gelernt: Man darf keinen Gegner unterschätzen."
Frage: "Du bist schon auf vielen Rennstrecken gefahren. Mit Blick auf den WTCC Kalender: Welches ist deine Lieblingsstrecke und welche kennst du noch nicht?"
Morbidelli: "Es mag sich bei jemandem, der seit 25 Jahren Motorsport betreibt, seltsam anhören, aber die Hälfte aller Strecken sind für mich völlig neu. Auf der anderen Seite freue ich mich darüber, wieder in Suzuka und auf dem Hungaroring zu fahren."
Frage: "Welches Ziel hast du dir persönlich für die bevorstehende Saison gesetzt?"
Morbidelli: "Mir Sorgen zu machen, wäre der falsche Ansatz. Ich bin mir der Tatsache bewusste, dass uns einige Schwierigkeiten erwarten werden und kann daher nicht einschätzen, was ich erwarten kann. Ich bleibe gelassen und weiß, dass ich unter den gegebenen Umständen einen bestmöglichen Job machen muss. Ich möchte Spaß haben. Wenn du Spaß hast, kannst du auch gute Arbeit abliefern. Und ich bin glücklich, denn ich habe einen Job, den ich liebe!"