Crash im Qualifying, Überraschung im Rennen und solide Punkte: Das deutsche Münnich-Team hatte in Monza ein turbulentes, aber erfolgreiches WTCC-Debüt
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"Wir sind gut in die WTCC gestartet." Das sagt Teamchef Rene Münnich nicht ohne Stolz. Denn sein Rennstall hat sich beim Saisonauftakt der Tourenwagen-WM in Monza prima in Szene gesetzt: Neben Weltmeister Rob Huff fuhr beim ersten Rennwochenende des Jahres auch GT1-Champion Marc Basseng auf Anhieb in die Punkte, was der deutschen Mannschaft einen Auftakt nach Maß bescherte.
"Insgesamt freue ich mich, dass wir den Umstieg so gut hingekriegt haben. Für das erste Mal können wir sehr zufrieden sein", sagt Basseng, Fahrer und Teammanager in Personalunion, im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Er selbst hatte das Podest im zweiten Rennen nur knapp verpasst und war im Regen nur 0,087 Sekunden hinter Ex-Weltmeister Gabriele Tarquini auf Position vier ins Ziel gefahren.
Eine Leistung, die den deutschen Fahrer selbst überraschte, wie er rückblickend erklärt. "Ich hatte nicht erwartet, gleich bei meinem ersten Auftritt um einen Platz auf dem Treppchen zu kämpfen", meint Basseng und merkt an: "Wir hatten schon beim ersten Rennen einen Höhepunkt. Es wird aber auch Rennen geben, bei denen ich auf Platz 15 stehe und nicht weiß, warum. Das wird passieren."
Weltmeister Huff mit Unfall im Qualifying
Huff ist es in Monza passiert, doch die Ursache für den schlechten Startplatz liegt auf der Hand: Der Brite war in der Qualifikation im Trubel der ersten Runde mit einem Konkurrenten kollidiert und hatte sich dabei das Auto beschädigt, sodass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war. Selbst mit dem Handicap eines Startplatzes in der letzten Reihe gelang es Huff aber noch, zweimal zu punkten.
"Ich denke, es war eine gute Leistung, in beiden Rennen von ganz hinten in die Top 10 zu fahren", schreibt der Weltmeister von 2012 in seiner Kolumne bei der 'Sun'. In Monza seien jedoch andere Dinge im Vordergrund gestanden: "Wir haben als Team sehr viel gelernt. Die Kombination aus mir, Marc und Rene wird sich im weiteren Saisonverlauf noch als sehr stark erweisen", erklärt Huff.
Sobald eine gewisse Lernphase abgeschlossen ist, die jedem neuen Rennstall einzuräumen ist. "Ich denke, das dauert ein halbes Jahr", meint Teamchef Münnich. "Richtig zuhause werden wir uns 2014 fühlen." Schon jetzt betreibt der Rennstall aber einen Aufwand, der in der Boxengasse der WTCC seinesgleichen sucht. Nicht viele Teams sind derart professionell aufgestellt wie die Münnich-Crew.
Aller Anfang ist schwer...
"Das, was wir hier auffahren, ist in der GT1-WM Standart gewesen", sagt Münnich. "Es ist einfach unser normales Programm. Eben so, wie wir Motorsport verstehen. Wir kommen ja auch nicht aus der ostbayerischen Autohaus-Meisterschaft." Und deshalb will man sich schon im Debütjahr weit vorn einreihen: "Siegfähig sind wir gegen die Chevys wohl nicht, aber vielleicht landen wir hinter RML."
Das ehemalige Chevrolet-Werksteam hat jedoch einen entscheidenden Vorteil auf seiner Seite: Erfahrung in der WTCC. Münnich hingegen musste in Monza erst einmal noch Lehrgeld bezahlen. Zum Beispiel in der Startaufstellung zum ersten Rennen: "In der Drei-Minuten-Phase vor dem Start war mein Auto fünf, sechs Sekunden zu lange aufgebockt", berichtet Basseng. Peng! Eine Strafe.
Die Entschädigung dafür folgte auf dem Fuße, durch die starken Aufholjagden von Huff in beiden Rennen und durch den klasse vierten Platz von Basseng in Lauf zwei. Und dank einer Erkenntnis: "Allzu verkehrt machen wir die Sache nicht. Ich denke, die Anderen wissen jetzt, wer wir sind", sagt Basseng. "Und schön zu sehen, dass wir zeigen konnten, dass wir den Speed aufnehmen können."
Und was Münnich besonders gefällt: "Hier konzentriert man sich auf das, was wichtig ist. Das Fahren." Was die Meisterschaft für das neue deutsche Team offenbar besonders interessant macht. "Die WTCC ist cool und macht Spaß. Und wir haben uns als Team gleich ganz ordentlich verkauft", sagt Basseng. Darauf lässt bestimmt aufbauen. Zum Beispiel schon am Wochenende in Marrakesch.