Chevrolet-Fahrer Yvan Muller fuhr mit 0,9 Sekunden Vorsprung zur Pole-Position in Monza - Drama um Weltmeister Rob Huff - Lada schießt Lada ab
© Foto: WTCC
"Erst einmal durchatmen." Das schien nach der ersten Qualifikation des Jahres angebracht zu sein. Denn Yvan Muller (RML-Chevrolet) war im Zeittraining von Monza eine Klasse für sich. Der WTCC-Champion von 2008, 2010 und 2011 drehte eine Rekordrunde nach der anderen und setzte sich am Ende um fast 0,9 Sekunden gegen seine vielen Konkurrenten durch - Pole-Position in Monza.
"Ich freue mich sehr. Vor drei Wochen hatten wir noch nicht gewusst, ob wir hier am Start sein würden. Jetzt stehen wir auf der Pole-Position. Danke an RML", sagte Muller gegenüber 'Eurosport'. Woher dieser schiere Speed gekommen war? Muller: "Vielleicht bin ich wie ein guter Wein und werde besser, je älter ich werde." Andere hatten indes weniger Erfolg. Gleich der erste Ausfall war bitter.
Ausgerechnet der Weltmeister war im ersten Qualifying des Jahres schon früh außen vor. Genau gesagt: nach der ersten Minute. Im Gedränge auf den ersten Metern fuhr Rob Huff (Münnich-SEAT) in der Curva Grande ins Heck von Fredy Barth (Wiechers-BMW), als sich das Feld vor der Variante della Roggia zusammenschob. Huff kostete diese Aktion das rechte Vorderrad - und einen guten Startplatz.
Es scheppert und kracht in Q1
Um das havarierte Fahrzeug bergen zu können, ließ die Rennleitung die Qualifikation erst einmal unterbrechen. Mit etwas Verspätung starteten die verbliebenen 23 Piloten schließlich in das erste Zeittraining 2013. Übrigens auch Barth, dessen BMW 320 TC beim Crash mit Huff offenbar keine ernsthaften Beschädigungen davongetragen hatte. Der Schweizer konnte seine Fahrt fortsetzen.
Huff zeigte sich in einer erste Stellungnahme bei 'Eurosport' angefressen: "Wenn das die Einstellung ist, die manche Leute hier an den Tag legen, dann wird es ein sehr aufregendes Jahr. Für mich war es jedenfalls kein idealer Auftakt in die erste Qualifikation der Saison", meint Huff und erklärt: "Ich setzte mich neben Barth, doch er machte die Tür immer weiter zu. Es krachte und meine Aufhängung brach."
Und es blieb turbulent, denn erst fuhr Marc Basseng (Münnich-SEAT) ins Kies der della-Roggia-Schikane, kurz darauf krachte es in Kurve eins: Aleksei Dudukalo (Lada) rauschte scheinbar ungebremst auf den scharfen Rechtsknick zu und schoss dabei seinen nichtsahnenden Teamkollegen James Thompson (Lada) ab. Das Ergebnis des heftigen Unfalls: zwei kaputte Lada-Granta-Autos.
Muller mit Bestzeit, Thompson am Kämpfen
Während Dudukalo sofort zum Fußgänger wurde, gelang es Thompson jedoch, den waidwunden Lada zurück an die Box zu retten - übrigens an fünfter Stelle liegend. Vorn hatte sich bereits Muller breitgemacht. Der Ex-Champion, Erster in beiden Freien Trainings, war gleich zu Beginn der Einheit in 1:57.665 Minuten auf Platz eins gefahren. Gefolgt von seinen diversen Chevrolet-Markenkollegen.
Kurz vor Schluss machte Muller aber ernst: Bestzeit in jedem der drei Sektoren und eine klare neue Bestzeit - natürlich mit Rundenrekord. In 1:56.622 Minuten unterbot er die bisherige Bestzeit von 2012 um 1,3 Sekunden! Tom Chilton (RML-Chevrolet), sein neuer Teamkollege, klassierte sich 0,888 Sekunden hinter Muller auf Platz zwei, dahinter Michel Nykjaer (Nika-Chevrolet) und Alex MacDowall (Bamboo-Chevrolet).
Neben den vier Genannten rückten Pepe Oriola (Tuenti-SEAT), James Nash (Bamboo-Chevrolet), Gabriele Tarquini (Honda), Darryl O'Young (ROAL-BMW), Marc Basseng (Münnich-SEAT), Thompson, Fernando Monje (Campos-SEAT) und Stefano D'Aste (PB-BMW) in den zweiten Teil des Zeittrainings vor. Allerdings nicht ohne eine weitere Schrecksekunde in der Parabolica-Kurve.
...und Muller legt nochmals nach
Dort stupste Tarquini den SEAT von Rene Münnich (Münnich-SEAT) an, der erst nach rechts von der Strecke flog, dann ausgangs der schnellen Zielkurve links im Kiesbett strandete - glücklicherweise ohne ein anderes Fahrzeug zu berühren. Was Tarquini aber nicht davon abhielt, in Q2 erneut die Brechstange auszupacken: Vor Kurve eins steckte er die Nase seines Hondas ins Heck von Nash.
Muller hielt sich indes schadlos und legte noch einmal nach. Dieses Mal brauchte der Ex-Champion nur 1:56.486 Minuten für eine 5,793 Kilometer lange Runde in Monza. Noch einmal fast zwei Zehntel schneller als in Q1. Nur wenig überraschend: Daran biss sich die Konkurrenz die Zähne aus. Und Muller konnte es sich sogar leisten, vorzeitig auszusteigen und die erste Pole-Position 2013 zu feiern.
Die aus der Sicht der Muller-Gegner ernüchternde Reihenfolge auf den Plätzen: Chilton (+ 0,859 Sekunden), MacDowall (+ 1,199), Oriola (+ 1,347) und Tarquini (+ 1,460). Nash und Nykjaer in den weiteren Chevrolets beschlossen die Qualifikation auf den Rängen sechs und sieben, dahinter WTCC-Debütant Basseng, Havarist Thompson, O'Young (Pole-Position für Lauf zwei!), Monje und D'Aste.